Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
Er ging einfach darauf zu - und durch sie hindurch.
Sina gab sich einen Ruck. Sie musste dem Diebesgott folgen. Insgeheim rief sie sich das Kennwort in Erinnerung, das ihr Stulta verraten hatte. Innig hoffte die Diebin, dass sie das komplizierte Wort noch fehlerfrei und in der richtigen Betonung hersagen konnte.
Von Churasis wusste sie, dass ein Zauber wirkungslos wird, wenn man nur eine einzige Silbe des Zauberspruches mit der verkehrten Betonung ausspricht.
Ihre Besorgnis wuchs, als ihr die beiden Dämonensklaven mit vorgehaltenen Speeren entgegentraten. Sie wusste, dass Waffen und Dämonensklaven echt waren. Versagte sie mit dem Wort, dann hatte sie keine Chance, dem tödlichen Stoß zu entgehen.
"Passwort!" krächzte es ihr mit einer holen Stimme engegen.
»Schedbarschemothscharthathan!« sagte Sina mit klingender Stimme, die Betonung auf jede einzelne Silbe legend. Ein Wort, das zu keiner der Sprachen gehörte, die in der »Adamanten-Welt« gesprochen wurden. Doch den Dämonensklaven war es bekannt.
Die Wächter-Sklaven traten zurück und salutierten mit ihren Waffen, wie sie es bei Mano getan hatten. Vor Sina entstand nun die aus mächtigen Metallplatten gefügte Tür, hinter der sich das Herz des Jhardischtan befand. Es war weder ein Schlüssel noch eine Klinke vorhanden.
Nur eine seltsame Mechanik, die Sina völlig fremd war. Ein Rad, das sich leicht unter ihren Fingern drehte, als sie es berührte. Verschiedene Schriftzeichen umliefen den Kreis des Rades. Doch obwohl Sina es mehrfach drehte, die Tür blieb geschlossen. Die gleiche Tür, durch die Mano einfach hindurchgegangen war.
Aber Mano war ein Gott und hatte Zauberkräfte. Für Sina galten jedoch die Gesetze der Menschen.
Wütend trommelte sie mit ihren Fäusten gegen die Tür. Das Metall war fest und kalt. Nach wenigen Schlägen schmerzten ihre Fäuste. Schwer atmend hielt sie inne.
Von Churasis hatte Sina mehrfach gehört, dass viele Dinge im Jhardischtan reine Illusionen sind. Werden die Illusionen vom Betrachter anerkannt, dann sind sie Wirklichkeit. Wer sich jedoch nicht vom Blendwerk des Jhardischtan schrecken lässt und mutig seinen Weg geht, für den ist der Spuk nicht viel mehr als ein Nebelstreif.
»Diese Tür gibt es nicht!« flüsterte sich Sina mehrfach zu. »Es gibt sie nicht. Sie ist niemals da gewesen und hat nie existiert!«
Immer wieder redete sie es sich ein, bis sie zwar mit ihren Augen die Tür noch erkannte, sie aber aus ihrem Bewusstsein verdrängte.
»Sie ist nicht da!« sagte Sina entschlossen und machte einen Schritt voran.
Direkt in die Substanz der Tür hinein...
Sina sah sich selbst in den Metallplatten der Tür verschwinden. Sie ging einfach durch die Tür hindurch. Genau so, wie es der Gott der Diebe auch getan hatte.
In einer Nebelwelt fand sie sich wieder ...
* * *
Alles war unwirklich in diesem Raum. Sina blickte durch hoch- und niederwallende weiße Nebel, die an im wildbewegten Herbstwind wehende Schleier erinnerten. Gelegentlich waren die Konturen eines runden Tisches mit Stühlen zu erkennen, die sich darum reihten.
Vom Zentrum des Tisches aber ging ein eigenartiges Glitzern aus.
Kein Zweifel. Sina befand sich jetzt in dem Raum, in dem die Götter des Jhardischtan von Zeit zu Zeit gemeinsamen Rat hielten. Und im Zentrum der runden Tafel stand allein und völlig unbewacht – die Kristallrose.
Jedenfalls hatte es den Anschein, als ob sie unbewacht sei. Vorsichtig bewegte sich Sina vorwärts. In ihrer rechten Hand zuckte es, die Kristallrose zu ergreifen und fort zu tragen.
Die Gelegenheit war günstig. Niemand war da, der sich zwischen die Diebin und ihre Beute stellen konnte. Doch die Situation konnte sich innerhalb weniger Herzschläge verändern. Und außerdem kann jeder günstigen Gelegenheit für einen Dieb kann eine Falle aufgebaut sein, die im entscheidenden Augenblick zuschnappt.
Wer konnte wissen, ob die Rose nicht als Köder für sie diente. Immerhin hatte Mano noch nicht zugegriffen.
Unmerkliche Geräusche, leiser als der Tritt einer Katze auf einem Teppich, ließen die Diebin herum fahren. Und dann erkannte sie mächtige Kriegergestalten, die aus dem Nebel herauswuchsen.
Hochgewachsene Söldner von Cabachas in ihren typischen Panzerhemden und den Helmen mit dem lang nach unten gezogenen Nackenschutz. Zottige Felle waren über ihre Schultern geworfen. Wildzerzauste Bärte gaben ihnen ein verwegenes Aussehen. In ihren Händen glimmerten die Klingen von Schwertern und
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