Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
längst weg!« murrte Sina. Innerlich bekam sie einen Schreck. Der Diebesgott hatte recht. Wie sollten sie fliehen? Der Pegasus war fort, und Wulo, der kleine Freund, der mit seinen Zauberkünsten helfen konnte, war offensichtlich tot. Dennoch durfte sie nicht von ihrem Vorhaben abgehen. Bis jetzt hatten sich immer Möglichkeiten ergeben, den Verfolgern zu entwischen.
»Überleg dir noch einmal, ob dieser Diebstahl die Sache wert ist!« Manos Stimme klang mit warnendem Unterton. »Wir müssen in das Herz des Jhardischtan eindringen, um die Rose zu erbeuten. Du hast ein Leben zu verlieren! Vergiss das nicht.«
»Wie ist es, Gott der Diebe! Stehlen wir nun die Kristallrose oder reden wir nur drüber!« fauchte Sina an Stelle einer Antwort.
»Wir gehen und stehlen sie!« sagte Mano entschlossen. Das angekrümmte Schwert der Assassina, das Sina immer noch in der Hand hielt, wechselte ohne Aufforderung den Besitzer.
»Jetzt gib mir die Hand, Partnerin!« befahl Mano. »Denn auf dem Weg, den wir nun beschreiten, dürfen wir uns nicht trennen.
Keinen Laut von den Lippen. Und den Leisegang einer Katze ...!«
* * *
Sina folgte dem Diebesgott, der mit schnellen Schritten voranging und sie mitzog. Durch die Berührung hatte Mano seine Götterkräfte in ihren Körper fließen lassen. Die Diebin spürte jetzt eine unglaubliche Kraft. Die Schmerzen und die Mattigkeit waren wie fortgeblasen. Außerdem erkannte Sina, dass sie durch den Körperkontakt mit dem Gott aller Diebe für Dämonensklaven und die Monsterwesen des Jhardischtan auf ihrem Weg unsichtbar sein mussten.
Mano hatte die Kraft von Assasinas Khoralia-Kristalls für sich nutzbar gemacht. Zwar wusste der Diebesgott, dass der größte Teil der Kristallkräfte an Assassinas Körperschwingungen gebunden war; aber die Zauberkraft, die er nutzen konnte, reichte aus, um sie unbemerkt durch das Labyrinth des Jhardischtan huschen zu lassen.
Einen Kampf mit einem der Jhardischtangötter konnte er mit dem Kristall allerdings nicht mehr führen. Doch das brauchte Sina nicht unbedingt zu wissen.
Die Katze von Salassar hatte schon bald die Orientierung verloren. Aber Mano schien den Weg genau zu kennen. Sina erkannte immer wieder Gänge und Anlagen, die voneinander völlig verschieden waren. Ein Zeichen, dass die Bereiche verschiedener Götter durchquert wurden.
Gestaltlos schwarz waren die Gelasse, in denen der Schatten umging. Der Tod in dieser Welt benötigte keinen Zierrat und keine Schönheit. Seine Kammern hatten weder die rohen Felswände wie in den Gängen des Vulkangottes, noch die sonderbaren Fresken, die Sina im Assassinas Welt gesehen hatte. Wände, Decken und Boden der Gänge, wo der Schatten hauste, bestanden aus poliertem schwarzen Marmor.
Dort, wo Oceana, die Herrin des Meeres, zu Hause war, schienen alle Gänge und Hallen mit Amethysten ausgelegt zu sein. Reliefs und Stuckarbeiten, die immer wieder aus dem Mauerwerk hervorragten, spiegelten das vielfältige Leben der geheimnisvollen Meereswelt wider. Im hastigen Vorbeigehen sah Sina viele Tiere und Pflanzen der Meereswelt, die sie kannte. Aber noch mehr Kreaturen waren zu erblicken, von deren Existenz Sina bisher nichts gewusst hatte.
In den Hallen des Cromos dominierten die Skulpturen wohlgewachsener und muskulöser Menschen. Männer und Frauen waren hier so naturgetreu in Stein modelliert, dass Sina sich die Augen rieb, um festzustellen, ob diese Statuen nicht lebendig wurden. Doch in den steinernen Augen stand leblose Starre, die auch bei genauem Hinsehen nicht daraus weichen wollte.
In Wokats Palast dagegen entdeckte Sina Gemälde von kaum vorstellbarer Gräulichkeit. Abstruse Monsterwesen waren zu sehen, die allem Leben dieser Welt Hohn sprachen und einem Menschen den Schlaf rauben konnten.
Schließlich erreichten sie eine Tür, über der sonderbare Zeichen und Symbole eingraviert waren. Zwei Dämonensklaven waren davor postiert.
Sina wusste nicht, warum ausgerechnet diese Diener des Jhardischtan sie sehen konnten. Sie wagte nicht zu fragen, ob hier die Macht eines Gottes aufhörte, ob die Kraft des Khoralia erloschen war oder ob diese Dämonensklaven von den Herren des Jhardischtan mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet waren.
Mano hob den Kristall hoch über seinen Kopf. Ein schwaches Leuchten des Steins ließ die Dämonensklaven merklich kleiner werden. Sie salutierten mit ihren Speeren, als der Diebesgott zwischen ihnen hindurchging. Die Tür schien für Mano kein Hindernis zu sein.
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