Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
die Spitze seiner eigenen Waffe an seiner Kehle kitzelte.
»Gedenke des Elends!« keckerte der Bettler. »Wenn du was hast - dann bist du ein Prinz. Hast du nichts - dann bist du ein Bettler. Das kann sehr schnell gehen mit dem Bettelstab!«
»Höre, mein Freund!« antwortete Ferrol. »Ich war gerade auf der Suche nach deiner Zunft. Oder besser gesagt - ich suche den König der Bettler!«
»Als neuer Untertan!« Der Bettler legte grinsend den Kopf schief.
»Ich habe ein Geschäft vorzuschlagen!« zischte Ferrol.
»Du siehst aber nicht aus wie einer, der Geschäfte :macht!« gab der Bettler zurück. »Was hast du denn anzubieten!«
»Den Reichtum des Pholymates! Alles, was der verräterische Oberherr von Salassar besitzt!« gab Ferrol zurück.
»Das ist sehr viel!« Der Bettler sah ihn interessiert an. »Und welche Sicherheiten hast du?«
»Darüber rede ich nur mit deinem König!« Ferrol zeigte sich jetzt verschlossen. »Geh zu Nadoris und sag ihm, er möge sich an jenen Tag erinnern, wo er Sina, der Katze, und ihren Freunden Geld für eine Reise geliehen hat!«
»Und wer sendet mich?« wollte der Bettler wissen.
»Ich bin Prinz Ferrol von Mohairedsch!«
»Unser König empfängt keine Prinzen!« lachte der Bettler. »Nur unseresgleichen dürfen vor sein Angesicht treten!«
»Also muss ich Bettler werden!« erkannte Ferrol die Situation. Der Bettler nickte.
»Gedenket des Elends!« rief er dem Bettler zu. »Habt Erbarmen und reicht mir Kleidung, um meinen Körper zu bedecken, und Werkzeug«, damit wies er auf das Rapier, »um mein Tagewerk zu schaffen. Gedenket, o Herr, in diesen Augenblicken höchsten Glücks, des Elends!«
»Ha, diesen Spruch muß ich mir merken!« schrie der Bettler und zog das Rapier zurück. Eine helfende Hand streckte sich Ferrol entgegen. Während der Prinz aus dem Wasser gezogen wurde, flog die Rattenkappe zur Seite und mit ihr die Perücke und der falsche Bart.
Prinz Ferrol erkannte jetzt ohne Verkleidung Nadoris den Bettler-König von Salassar ...
* * *
Nur einige Speerwürfe weit entfernt in der Zitadelle triumphierte der Oberherr über seine Gegner. Croesor, der Gott des Geldes und der guten Geschäfte, hatte Wort gehalten.
Schon vor dem Frühmahl hatten Spione und Gewährsleute Pholymates berichtet, dass Bökhma der Gierige, bei einem sehr großen Geschäft hereingelegt worden war. Als der Oberherr sein recht protzig aufgemachtes Arbeitsgemach betrat, wurden ihm bereits drei Kaufleute gemeldet, die gegen Bökhma Klage führten. Während sie Pholymates noch ihr Unglück vorjammerten, schoben andere Kaufleute die Diener am Eingang beiseite und betraten den Raum.
Befriedigt erkannte der Oberherr, dass es sich um jene sieben Kaufleute handelte, die sich mit Bökhma gegen ihn verbündet hatten. Das Geld, das sie in die Hände des fettleibigen Juwelenhändlers gegeben hatten, war für sie jedenfalls verloren.
Bevor Pholymates ihr Jammergeheul unterbrechen konnte, watschelte der dicke Bökhma selbst in den Raum. Er trug statt seiner übertrieben protzig wirkenden Seidengewänder eine weiße Albe, die nur spärlich an den Rändern mit roten Verzierungen bestickt war.
»Wir sind mit der Mehrheit der Stimmberechtigen vom Rat der Zehn hier erschienen - und wir stimmen geschlossen dafür, dass Pholymates weiterhin der Oberherr von Salassar sei!« stieß Bökhma krächzend hervor. »Er ist von uns der Reichste und der Tüchtigste - für dieses Jahr!" setzte er hinzu.
»Wenn jemand was dagegen hat, dann zeige er, wie reich er ist!« schnarrte die Stimme des Pholymates. Bis jetzt wussten sie nur, dass Bökhma nicht nur seine festliegenden Kapitalien, sondern auch das Geld seiner verbündeten Kaufleute abgegeben hatte. Auf drei Kamelen beladen, von einer halben Hundertschaft bewacht, war es durch das Wüsten-Tor gezogen. Die Söldner, die vor dem Tor den Geleitschutz übernahmen, trugen die Feldbinden von Decumania an den Armen.
Kein Zweifel. Die Schätze und das Gold der Kaufleute von Salassar waren auf dem Weg nach Decumania.
»In den Gebirgen westlich von Vadyano hat man neue Smaragd-Vorkommen entdeckt!« sagte Bökhma nach einer Weile des Schweigens. »Ich habe für mich - und für die Männer, die morgen noch meine Partner sein wollen, die Schürfrechte erworben. Es war eine günstige Gelegenheit ...!«
»Lob sei dir, mächtiger Croesor!« sagte Pholymates in Gedanken.
»Warum baut der Kyrios die Smaragde nicht
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