Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
durch ein kreisrundes Loch, das den Durchmesser eines Axtwurfs hatte, ein dämmeriges Licht hinab in die Halle. Es spendete gerade so viel Helligkeit, wie auf der Oberwelt nach Sonnenuntergang herrscht.
Der gewaltige Drachenvater hatte seinen massigen und doch so geschmeidigen Körper um den steinernen Hochsitz zusammengerollt, auf dem sich Rasako, der Drachenlord, bequem ausstreckte. Die Knechte hatten ihre Arbeit, aus Stahl geschmiedete Podeste für die ankommenden Drachen in die Halle zu schaffen, beendet und sich zurückgezogen.
Die Ankunft eines Drachen war auf Coriella immer ein besonderer Festtag. Und nun sollte gar eines der legendären Jamborees stattfinden, vor dem die älteren Männer immer wieder erzählten. Das bedeutete, dass die gesamte menschliche Dienerschaft mit zufassen musste. Auch die Krieger auf den Wällen wurden bei den jetzt anfallenden Arbeiten nicht verschont.
Denn Drachen können sehr viel – aber eben nicht alles. Und genau dafür hatte man die Menschen, die in der Burg lebten. Im Allgemeinen gab es wenig zu tun und sie lebten glücklich in den Tag hinein. An einem Tag wie diesem jedoch ging keiner müßig. Denn so viele hohe Gäste wollten auch bewirtet sein. Und ein Drache stellt, was Speise und Trank betrifft, wesentlich höhere Ansprüche als ein Mensch. Nicht unbedingt von der Qualität her, aber von der Masse.
In den tiefen Gelassen brodelte unter mächtigen Kesseln ein Feuer, dessen Wärme gleichzeitig durch ein Röhrensystem in verschiedene Räume der Burg geleitet wurde und dafür sorgte, dass es auch in der Schneezeit angenehm warm war. In den übermannshohen Kesseln aus getriebenem Kupfer rührten die Küchenmeister eine Art Brei an, der beim Drachenvolk als besondere Delikatesse galt und den nur die Köche auf Coriella richtig zubereiten konnten.
Nebelige Dünste und verführerische Gerüche stiegen aus den Kellerlöchern der Burg hinauf bis in den Thronsaal. Samy, der kleine Drache, blähte die Nüstern in Vorfreude auf das zu erwartende Festmahl. Doch Rasako blieb eisern und gestattete dem kleinen Taugenichts nicht, die Tätigkeit der Köche zu überprüfen, wie Samy seinen erhofften Beutezug ins Schleckerland der Drachen bezeichnete. So sehr Samy auch bettelte und alle möglichen erfundenen Ausreden vorbrachte, er bekam nicht die Erlaubnis, den Saal der Drachen zu verlassen. Und das Wort des Hohen Drachenlord duldete keinen Widerspruch.
„ Ich denke, du willst wissen, welches Geheimnis Shemalia, die Drachenblume, birgt." Der Drachenvater atmete tief durch und aus seinem Rachen flammte eine kurze Feuerlohe auf als unter dem Helm des Drachenlords wieder ein Knurren zu hören war, das Samy als Ablehnung einer weiteren Bitte ansah, die in der Küche die Süße des Brei doch einmal richtig zu überprüfen.
„ Oh ja!„ piepste Samy und war sofort abgelenkt. „Geschichten höre ich für mein Leben gerne. Die Menschen hier im Schloss erzählen mir manchmal welche. Von mächtigen Kriegern und großen Kämpfen in den Ländern südlich des Wunderwaldes. Auch von seltsamen Wesen, die sie Götter nennen, ist da die Rede!"
„ Nun, auch von Göttern werde ich erzählen. Und von den Menschen. Vor allem aber von den Drachen." erhob Dhaytor seine Stimme. „Merke auf und höre genau zu, Samy. Denn was ich erzähle, ist die Geschichte deines Volkes. Und sie ist so wahr, wie ich hier den hohen Drachenthron mit meinem Körper umspanne!"
„Fang schon an, Dhaytor. Bitte! Ich sterbe vor Neugierde!" bettelte Samy. Auch Rasako machte eine interessierte Geste. Denn obwohl dem Drachenlord die Historie der Drachen in ihren Grundzügen bekannt war, mochte bei der Erzählung des Drachenvaters auch für ihn etwas Neues dabei sein. Denn Dhaytor hatte in den vergangenen Zeiten fast alles selbst miterlebt. Niemand wußte, wie viele Winter er schon gesehen hatte.
„ Es war in den Tagen, als das, was wir als das Universum oder unsere Welt bezeichnen, ein Chaos war!" begann Dhaytor in einer Art singendem Tonfall seine Erzählung.
„ Das Chaos. Wo ist das hergekommen?" unterbrach ihn Samy wißbegierrg.
„ Es kam von Nirgendwo. Es war!" sagte der Drachenvater sehr nachdrücklich.
„ Aber alles hat doch irgendwo einen Ursprung und..." stieß der kleine Drache aufgeregt hervor.
„ Es war! Das Chaos war!" unterbrach ihn Dhaytor. „Akzeptiere es einfach und suche nicht, den Abgrund aller Dinge zu begreifen, über dessen Geheimnisse
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