Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
abweisen wie einen Wolf!" klang die Stimme des Schwarzgekleideten mit singendem Tonfall. Dann klatschte er in die Hände. Sofort wurde die Tür aufgerissen und ein dunkelhäutiger Mann mit nacktem Oberkörper, weißen Beinkleidern und einem gigantischen, grünen Turban stürzte herein.
„ Das Tuch, Cassar!„ klang der knappe Befehl des Unbekannten. Eine tiefe Verbeugung, dann wieselte der Sklave hinaus, um kurz darauf mit einem blendendweißen, kreisrunden Tuch zurückzukommen, das er vor den drei Freunden auf den Boden ausbreitete.
„ Heliasero se sileona ma shandra!" floß es über die Lippen des Mannes hinter dem großen Tisch, der noch immer keine Anstalten machte, sich zu erheben. Für einen Sekundenbruchteil zerriss ein blendender Blitz die Helle des Raumes. Geistesgegenwärtig schlossen die drei Freunde die Augen.
Als sie es wagten, die Lider wieder zu heben, stand vor ihnen eine herrlich gedeckte Tafel mit den erlesensten Speisen, wie sie auch der Saran von Mohairedsch nicht jeden Tag zubereitet bekam. Genießerisch verdrehte Ferrol die Augen und bekam für ein oder zwei Herzschläge das brennende Verlangen, an den Hof seines Vaters zurück zu kehren. Doch das abenteuerliche Leben an der Seite der herrlichen Sina war im Augenblick wesentlich reizvoller als die Aussicht, von neunmalklugen Ratgebern des Sarans auf die zukünftige Regierungsverantwortung vorbereitet zu werden.
„ Soodur!" entfuhr es Churasis verblüfft. „ Nur Soodur vermag es, eine gedeckte Tafel zu zaubern!"
„ Ich bin Soodur!" nickte der Schwarzgekleidete mit einem mißratenen Lächeln und neigte leicht den Kopf zu Churasis hinüber.
„ Dann grüße ich Euch, Meister aller Meister in der Kunst!" stieß Churasis hervor. „Denn vor euch bin ich geringer als der Staub der Gasse, über den der Fuß des Wanderers achtlos dahinschreitet!"
„ Nicht jedem gelingt es, in unserer Kunst zu Meisterehren zu kommen! Und nicht immer zeigt ein Prunk-Gewand und ein Palast die wahre Macht eines Magiers an!" sagte Soodur bedeutungsvoll und nahm beiläufig wahr, dass Sina und Ferrol bei der Nennung seines Namens leicht zusammenzuckten.
Der Name des Soodur war in Salassar zu einer Legende geworden. Nur sehr wenige Bürger wußten, dass der Zauberer tatsächlich noch existierte. Ansonsten genügte die Bemerkung. „Soodur kommt und holt euch!" um auch das unartigste Kind in Salassar zur Ruhe zu bringen.
„ Greift zu und labt euch, meine Gäste!" überbrückte der Schwarzzauberer das peinliche Schweigen. Diese Worte fegten das Misstrauen Ferrols und Sinas beiseite. Denn überall in Chrysalitas war das Gastrecht eine heilige Sache. Eine Nacht lang schirmte das Recht des Gastes, wenn es einmal ausgesprochen war, sogar Angehörige der Mörder-Gilden.
„ Bei Lhamondo, dem Gott der Speisen und des Trankes. Nie fand ich eine Tafel, die reicher gedeckt war als die deinige, edler Soodur!" rief Sina und angelte sich ein gebratenes Hühnchen von der Tafel.
„ Ja, es gibt nichts, was fehlt!" erklärte Ferrol mit Kennermiene, während nun auch Churasis zögernd zulangte.
„ Doch!" zeterte es aus der Tasche des Zauberers. „Meine Milch fehlt. Und die Mohrrüben!"
„ Wenn du deine Augen aufmachen würdest, kleiner Wicht, hättest du sie schon erspäht!" wies Soodur den Schrat zurecht, der eben neugierig über den Rand der Tasche geklettert kam und den Tisch zu erkunden begann. Niemand bemerkte den kurzen Lichtblitz auf der Tafel, als nun aus dem Nichts eine zierliche Schale aus geschliffenem Kristall mit frischer Milch und ein Goldteller mit Mohrrüben vor dem Schrat auftauchten.
„ Man hätte die Milch ruhig mit etwas Honig würzen können!" beschwerte sich der Schrat.
„ Na, dann koste doch noch mal, mein kleiner Freund." schmunzelte als alte Magier und vollführte mit der Ringfinder der linken Hand ein kleines Zeichen.
Im nächsten Moment verzog der Schrat genießerisch das Gesicht, als er den Honig schmeckte. Für Soodurs Kräfte waren solche Dinge einfache Spielereien. Doch nun war Wulo mutig geworden. Diese Situation mußte ausgenutzt werden. Bei diesen vielen Köstlichkeiten auf der Tafel konnte er nicht bei seiner gewohnten Speisung bleiben.
„ Ich will heute mal was anderes!„ erklärte Wulo. „Milch und Mohrrüben leistet sich jeder Kesselflicker. Hier sind so viele Dinge, die der einfache Arbeiter sonst nicht bekommt. Das Beste ist für einen Schrat aus gutem
Weitere Kostenlose Bücher