Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
in den Hof der Festung lenkte. Aufblickend sah Sina einen rüstigen Greis, der von der Höhe einer zum Hauptgebäude führenden Treppe herab winkte.
»Götter!« stieß der GroßKönig hervor. »Kaum komme ich an, muss ich mich sofort wieder um Regierungsgeschäfte kümmern. - Das ist Benkyos, der Majordomus der Festung von Cheliar.«
»Er sieht eher wie ein Stubengelehrter aus!« lächelte Sina.
»Das ist er eigentlich auch!« belehrte Gamander. »Einst lehrte er mich die Künste des Lesens, Schreibens, Rechnens - und des Denkens. Als ich den Thron von Cabachas übernahm, erhob ich ihn über alle Würdenträger des Landes. Deshalb erkennen auch die Fürsten des Reiches, die Herzöge und die Grafen des Landes seine Regentschaft an!«
Benkyos begrüßte seinen Herrn mit Achtung, aber nicht mit Unterwürfigkeit, wie Sina es erwartet hatte. Der vor dem Kyrios und dem Hierophant von Decumania übliche Fußfall war im Reiche Cabachas nicht üblich.
»Wir hatten einen Zusammenstoß mit dem Riesenkrokodil des Flusses, auf das bisher jede Jagd vergeblich war!« erklärte Gamander auf die Frage Benkyos' nach seinem Befinden.
»Die Götter seien gnädig!« Der Majordomus wurde kreidebleich. »Nikuya, der Alte. Die Geißel des Stromes, die ständig den Blutzoll des Reiches forderte!«
»Die Bestie wird nichts mehr fordern. Sie ist tot! Wir kämpften zusammen!« Der Majordomus wies auf Sina. Und die Diebin verstand seinen bittenden Blick, nicht den wahren Hergang zu berichten.
»Ein Kampf gegen den Gott des Stromes - das nenne ich wahrlich eine turbulente Nacht!« stieß Benkyos hervor.
»Um so mehr musst du mir die Zeit gestatten, mich zu säubern und das Gewand zu wechseln. Dann, nach dem Mahle, will ich deinen Bericht vernehmen. Laß nach meinen Hofdamen senden. Sie sollen Sina von Salassar in ihre Gemächer führen, ihr ein Bad richten und sie dort kleiden, wie es einer ... einer Botin der Götter zukommt!«
»Herr, du vergisst, dass mein Auftrag Eile hat!« unterbrach Sina. »Jede Stunde, in der die Waffen länger im Jhardischtan verweilen, kann deine Pläne stören!«
»Später!« Der GroßKönig lächelte. »Wer weiß, ob ich sie überhaupt benötige. Oder hast du vergessen, über was wir sprachen?«
Sina schüttelte den Kopf. Aber als sie in Gamanders Gesicht sah, erkannte sie seine Gedanken.
»Du ahnst meine Frage?« unterbrach Gamander ihren Gedankengang. »Ja!« preßte Sina hervor.
»Dann bedenke die Antwort - denn ich werde fragen, wenn wir uns gesäubert haben!« flüsterte Gamander. Dann wandte er sich um und ging mit schnellen Schritten davon.
»Heil dir, Königin von Cabachas!« Benkyos verneigte sich leicht.
»Um Königin zu werden, benötigt man immer zwei Personen!« gab Sina zurück. »Eine, die eine Krone bringt und die andere, die Königin sein will. Mich dürstet nicht nach Krone und Herrschaft!«
»Aber ... der Mardonios liebt dich!« stieß Benkyos hervor. »Jede andere Frau würde das ausnutzen!«
»Ich bin Sina, die Katze von Salassar - und nicht jede andere Frau!« fauchte die Diebin. »Und dort, wo ich lebe, bin ich eine Königin - wenn auch eine Königin der Diebe.«
»Du spielst ein gefährliches Spiel, Mädchen!« sagte Benkyos langsam. »Aber vielleicht ist es für Gamander - und auch für das Reich Cabachas - besser, wenn du dich ihm verweigerst ...!«
Liebe - oder Tod
Nach dem Bad und der Massage fühlte sich Sina wie neugeboren. Aus den dargebotenen Gewändern suchte Sinn eine Tunika aus, die sie mit einem Juwelen besetzten Gürtel raffte. Zwei Hofdamen führten sie aus den Gemächern der Frauen zu den Privatgemächern des Königs.
Im Vorbeigehen erkannte Sina, dass das Innere der Festung zwar nüchtern, aber geschmackvoll eingerichtet war. Die Wände waren überwiegend weiß getüncht und an den Decken war nur vereinzelt einfache Stuckarbeit zu erkennen. Nur gelegentlich hingen gerahmte Bilder an den Wänden, aus denen die einstigen Herrscher von Cabachas mit finsterer Miene herabsahen. Kaum einer der Säle hatte einen Kamin. Teppiche waren nur in der Festhalle zu finden.
»Tritt durch diese Tür, fremdes Mädchen!« hörte Sina die Stimme einer der Damen wie aus weiter Ferne. »Dahinter sind die Gemächer unseres Herrn, die wir nur auf seinen ganz besonderen Befehl betreten dürfen. Und heute erging dieser Befehl an dich - nicht an uns!«
»Wie man einer Katze keine Befehle geben kann - so kann man auch mir keine
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