Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
sie ihre eigene Kleinheit und die Nichtswürdigkeit ihres Seins.
Und dann schleuderten die Khoralia-Kräfte aus dem Kristall Soduurs die von den Adepten herausgeforderten Mächte zurück. Das flammende Feuer unter Sinas Füßen erlosch. Doch die Feuer des Kristalls fanden einen anderen Weg - direkt in das Bewusstsein der Magier und Adepten.
Kristalle klirrten auf den Steinboden und zersprangen. Männer in ihren prunkvollen Roben hielten sich die Köpfe, brüllten wie verendendes Vieh und warfen sich mit schmerzverzerrten Gesichtern auf den Boden. Als sich die Magier und Adepten wieder erhoben, waren aus ihnen lallende Idioten geworden. Als die Bettler und das Volk von Salassar durch die Zitadelle tobten, hatten die Zauberer und ihre Gehilfen nur noch das Bewusstsein von Säuglingen. Nichts von alledem, was um sie vorging, nahmen sie noch wahr.
Ungerührt ließ Soduur von Cassar seinen Stuhl auf einen unscheinbaren Teppich heben, in dem seltsam verschlungene Muster eingestickt waren. Einige gemurmelte Worte, und der Teppich erhob sich mit Soduur auf seinem Stuhl und dem treuen Cassar und schwebte zum weit geöffneten Fenster eines anderen Gemachs hinaus.
Mit der Kraft seiner Gedanken befahl der Schwarz-Zauberer dem Teppich, ihn zur Zitadelle des Oberherrn zu bringen. Genau in den Saal, in dem sonst der Rat der Zehn tagte.
Und wo der Thron des Oberherrn stand ...
* * *
Als die Kräfte der Khoralia-Kristalle durch Soduurs Macht zurückgeschleudert wurden, erlosch das unsichtbare Feuer, das Sina quälte. Und im Gegensatz zum Brand einer echten Flamme verschwand der rasende Schmerz so schnell, wie er gekommen war.
Überall in der Zitadelle tobte der Mob. Die Söldner streckten die Waffen, und die Bettler nahmen sich bereits, was ihnen versprochen wurde. Die Diebesgilden und ihre Mitglieder strichen die Tatsache aus dem Gedächtnis, dass der Oberherr heimlich mit ihnen gemeinsame Sache machte und er ihr Freund und Verbündeter war. Sie waren mit den Bettlern eingedrungen und stahlen alles, was nicht niet- und nagelfest war.
Ein hagerer Bettler schnitt Sina vom Galgen los. Sina schenkte ihm ein Lächeln und wandte sich dann ab. Sie ergriff eins der Schwerter, das der erkalteten Hand eines erschlagenen Söldners entfallen war, der getreu seinem Eid als Krieger die Flucht des Pholymates mit seinem Leben gedeckt hatte.
Mit erhobener Klinge gab Sina dem Toten den Ehrengruß. Er hatte den Sold, den ihm der Oberherr gezahlt hatte, verdient - während sich die Söldner an anderen Stellen der Zitadelle nicht nur reihenweise ergaben - sondern auch Helme und Brustpanzer von sich warfen und sich der plündernden Rotte anschlossen, die durch Gänge und Säle tobte. Erst als Prinz Ferrol seine Männer aufmarschieren ließ, um den Palast in Besitz zu nehmen, wurde die Ordnung wieder hergestellt.
Doch all dies kümmerte die Katze von Salassar nicht.
Sie war jetzt auf der Jagt nach einer fetten Ratte. Einer Ratte, der sie vor Jahren Vergeltung geschworen hatte. Nun musste sie eilen, dass nicht jemand ihrer Rache zuvorkam...
* * *
Pholymates war verzweifelt. So schnell es seine Körperfülle zuließ, versuchte er, zu entkommen. Doch der Aufstand hatte die ganze Stadt erfasst. Männer der Garde, die den Mut hatten, sich dem aufgebrachten Mob entgegen zu stellen, wurden gnadenlos niedergemacht. Die Tore der Zitadelle waren in den Händen der Aufständischen. Doch niemand schien interessiert zu sein, den Oberherrn der Stadt gefangen zunehmen oder gar zu töten.
Immer mehr erkannte Pholymates, dass seine Gegner ein grausames Spiel mit ihm trieben. Alle Aufständischen schienen ihn nur deshalb zu schonen, damit Sina, die Katze, ihren Triumph bekam. Selbst die Männer von Mohairedsch, in deren Gefangenschaft sich Pholymates mit ausgebreiteten Armen begeben wollte - trieben ihn mit gefällten Speeren zurück.
Taumelnd stolperte der einstige Oberherr durch die Vorhalle die Stufen hinauf zu dem Saal, in dem der höchste Rat der einstigen Kaufmannsrepublik in den goldenen Tagen seine Entscheidungen gefällt hatte.
Wie von Geisterhänden öffneten sich die Türen. Und Pholymates erkannte in diesem Augenblick, dass dieser Saal auch die Bühne für seinen Tode werden sollte.
Die Krone des Radschas lag auf einem Tisch neben dem Thron. Zur Linken des Thrones, den er einst als Oberherr der Stadt eingenommen hatte sah er, einer Rachegöttin gleich, Sina stehen. Das Mädchen hatte
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