Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
"Die Blüte schläft noch. Wecke sie mit dem Wohlklang deiner Harfe. Lass uns die Herrlichkeit der Töne hören. Die Melodien des Werdens, die Dhasor sang, als er die Welt ordnete!"
Rasako nickte. Er musste sich dem Wunsch beugen. Denn es konnte dauern, bis Samy mit dem Wasser kam. Keiner der Drachen durfte erfahren, dass die Drachenblume nicht erblühen würde, wenn das Wasser aus der Quelle von Castalia nicht rechtzeitig gebracht wurde.
Nicht die Blätter der Blume waren wichtig, sondern die Blüten. Rasako gab einem der Menschen einen Wink, die in den Türnischen standen und auf Befehle warteten. Keiner von ihnen wagte auch nur ein Wort zu sagen. Alle waren sich der Würde des Augenblicks bewusst, in der sich die Drachen versammelten, um sich in den Anblick der Blume zu versenken.
Ehrfurchtsvoll trug der Mensch eine Harfe aus edelstem Holz in die Halle. Die fein geschnitzten Verzierungen waren mit Edelsteinen in allen Farben des Regenbogens besetzt. Mit einem leichten Kopfnicken dankte Rasako dem Träger des Instruments. Dann schlang er seinen linken Arm darum und ließ die Finger der rechten Hand über die Saiten gleiten.
Ein sanfter Wohlklang durchrauschte die Halle. Der Akkord war wie das Lied des Frühlings, das von irgendwo erklingt, wenn sanfter Wind über die Felder streicht und die Natur nach dem langen Schlaf des Winters zu erwachen beginnt.
Wieder strich die gepanzerte Rechte des Drachenlords über die Saiten. Wieder erklang sie so, als habe ein Mensch mit den Spitzen der Finger darüber gestrichen. Dann erhob Rasako seine Stimme und begann, mit sanfter und doch volltönender Stimme ein Lied zu singen.
Von Dhasors Taten sang er, aus den Tagen, als die Welt jung und die Götter entstanden. Strophe auf Strophe sang der Drachenlord, während er unermüdlich die Saiten der Harfe anschlug. Gebannt lauschten die Drachen dem Gesang. Langsam sanken ihre Schädel nach unten. Die Augen verdrehten sich nach innen.
Schlaf legte sich über die Drachen . . .
***
"Wir sind am Ziel, Freunde!" erklärte der Anführer der Zentauren. "Dort vorn, wo die beiden Pfähle mit den Schreckensgesichtern stehen, dort endet der Wunderwald. Es ist nicht gut für einen Zentauren, diese Grenze zu übertreten. Ihr jedoch folgt nur diesen steinernen Pfad. Er wird euch zu eurem Ziel führen. Ihr könnt es von hier aus bereits erkennen!"
Mit dem ausgestreckten Arm wies er die Richtung einer aus grobem Felsgestein gepflasterten Straße, deren Steine mit Moos überwachsen und mit Flechten überwuchert waren. Ein Zeichen, dass sie seit Menschengedenken und vielleicht noch der Zeit davor nicht benutzt worden war. Elegant glitt Sina vom Pferderücken des Zentauren und ihr Blick folgte dem in die Ferne weisenden Arm des Pferdemenschen.
Vor dem hellen Himmel hob sich auf einem hohen Felsengebilde die Silhouette einer Burg ab, deren unzählige Türme durch die Wolken in den Himmel ragten. Die Straße am Ende des Wunderwaldes schien in sanften Windungen direkt zum Haupttor der gewaltigen Festung zu führen. Dort, wo der Wald endete und das Pflaster begann, standen zwei vom Zahn der Zeit arg zernagte hölzerne Pfosten, in die unbekannte Künstler zwei seltsam gehörnte Schädel zur Abschreckung geschnitzt hatten.
Die Burg selbst erschien auf ihrer Felsenhöhe mit den hochragenden Mauern und den wehrhaften Türmen eine unbezwingliche Festung. Das Haupttor der Burg war der Eingang zu einem Vorwerk, das gewiss einen Zwinger darstellte, in den Angreifer, die dieses Vorwerk eroberten, mit Fallgattern eingeschlossen und dann von den Mauern und Türmen herunter mit Pfeilen, Speeren und Steinen bekämpft werden konnten. Vom Vorwerk in die eigentliche Burg führte eine schön geschwungene Brücke über einen gähnenden Abgrund.
"Das ist es. Die alten Legenden sind also wahr." sagte Prinz Ferrol leise. "Coriella, die Hochgetürmte. Hort und Heimstatt der Drachen!"
"Ich wollte, wir wären schon drin!" stöhnte Sina, die sofort mit dem Auge einer Diebin die himmelan ragenden Mauern betrachtete. "Wie wollen wir da bloß reinkommen?"
"Das muß gerade eine Diebin von Salassar einen Prinz von Mohairedsch fragen! " knurrte Ferrol. "In meinen Kreisen stürmt man solche Burgen!"
"Dich habe ich bis jetzt nur die Schänken stürmen sehen!" sagte Sina spitz. "Oder die
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