Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)

Schnur hinab. Die Handschuhe sorgten dafür, dass beim schnellen Herabgleiten nicht das Fleisch von den Handflächen gebrannt wurde.
     
    Prinz Ferrol stieß einen Freudenruf aus, als er die Befreierin erkannte. Doch zugleich durchzuckte ihn Angst um das Leben der Geliebten.
     
    Sina hatte jedoch anderes zu tun, als ihren Gefährten zu begrüßen oder auch nur eines Blickes zu würdigen. Mit zwei Sprüngen war sie an der Drachenblume, kaum, dass ihre Füße den Marmorboden der Halle berührt hatten. Ein Griff mit der linken Hand in das Gewächs, in der Rechten glitzerte der Stahl des scharf geschliffenen Kurzschwertes.
     
    "Zurück!" gellte ihre helle Stimme. "Wenn ihr mich angreift, stirbt die Drachenblume. Wagt es nicht . . .!"
     
    "Zurück! Keiner rührte sich!" donnerte die Stimme Dhaytors als Antwort. "Sie macht ihre Drohung gewiß wahr. Wer hier eindringt, hat nichts zu verlieren. Doch was auch immer geschieht - der Drachenblume darf nichts geschehen. Sonst ist der Tag nahe, da das Drachengeschlecht aus Chrysalitas verschwindet! Und wenn der letzte unseres Geschlechts dahin gegangen ist, dann wird auch die Adamanten-Welt im Nichts vergehen... und zu einer der vielen Traum-Welten werden!"
     
    Sina hörte nur ein Grollen aus der Kehle des gewaltigen Drachen, als wenn sich eine Gewitterwand über die Lande wälzt. Dhaytor hatte die Sprache gewählt, die nur die Drachen reden und verstehen, um Sina nicht den Vorteil zu geben, dass sie seine Sorge um den Bestand der Drachenblume kannte.
     
    Die Diebin zuckte trotz aller Beherztheit zusammen, als sie den Drachenvater in seinem Zorn sah. Rasako war mit klirrender Rüstung von den Stufen seines Thrones hinab gesprungen und stand einen Axtwurf weit von Sina entfernt. Doch die Spitze seines Schwertes konnte Ferrol erreichen, um ihm das Lebenslicht auszublasen.
     
    "Ich zerstöre die Drachenblume mit dem Schwert, wenn ihr versucht, mich oder Ferrol zu töten!" warnte Sina und bemühte sich, ihrer Stimme einen festen, metallischen Klang zu geben.
     
    "Was verlangst du für das Leben der Blume?" fragte Dhaytor in der gemeinsamen Sprache, in der sich die Menschen in der Adamanten-Welt verständigten. Die Diebin von Salassar prallte zurück.
     
    "Der kann ja reden... ein Drache, der reden kann... das wußte ich nicht!"  stieß sie erstaunt hervor.
     
    "Du weißt vieles nicht!" erklärte Dhaytor hoheitsvoll. "Diese Welt birgt Geheimnisse, von denen ihr Menschen auch in den tiefsten Abgründen eurer Phantasie nichts ahnt. Doch beantwortet nun meine Frage! "
     
    "Leben für Leben!" rief Sina. "Das Leben der Drachenblume für das Leben meines Geliebten und das meinige. Gebt ihn frei und laßt uns ziehen!"
     
    "Niemand vom Geschlecht der Menschen, der Coriella betritt, verlässt das Drachenschloss wieder!" erklärte Rasako mit metallischer Stimme. "Das ist Gesetz. Und darüber wache ich.
     
    Ihr beide habt das Herz der Drachenwelt gesehen. Und ihr werdet nicht schweigen können, sondern es anderen Menschen erzählen. Die Menschen jedoch sind tückisch und habgierig, und ihrer sind sehr viele. Irgendwann wird sie die Neuigkeit treiben, die Wunder von Coriella selbst zu sehen und zu bestaunen.
     
    Doch nicht nur sehen wollen die Menschen - sie wollen auch besitzen. Du hast einen Weg gefunden, hierher vorzudringen. Auch andere werden diesen Weg gehen. Und sie werden ihre Freunde nachziehen, wenn sie die Mauern von Coriella erstiegen haben. Und da sie zahlreich sind, wird es ihnen gelingen, uns mit List oder Gewalt zu überwältigen. Und auch den Wunderwald von Delyssioina, den sie durchqueren müssen, um nach Coriella zu gelangen, werden sie verwüsten.
     
    Sage nicht dass ich mich irre, Mädchen!" klirrte Rasakos Stimme, bevor Sina eine Entgegnung vorbringen konnte. "Ich weiß sehr genau, dass es so ist. Denn ich bin alt ... älter als alle Menschen und habe auch mehr gesehen, als alle die Drachen hier, Dhaytor ausgenommen. In einem anderen Körper, den ich mir mit Zauberkräften schuf,  war ich einst in den Städten der Menschen.
     
    Ich bereiste die Lande, in denen der Kyrios und der Basileios den Gottkaiser von Decumania bilden, durchstreifte die Städte des Mardonios von Cabachas und sah auch die prunkenden Paläste des Hohen Saran von Mohairedsch.
     
    Ja, auch in Salassar, das eure Heimat ist, bin ich mit diesem, meinem zweiten Körper, gewesen. Und obwohl meine wahre Existenz, der Drachenlord in der Goldrüstung, hier auf Coriella blieb, um seine Aufgabe zu