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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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wichtig ist.«
    Peter kam gerade mit den Weinflaschen und Herrn
Müller-Mallersdorf unterm Arm herein, lehnte ihn gegen die Wand und machte sich
auf die Suche nach einem Korkenzieher.
    »Gleich morgen mußt du dir die Unterlagen
besorgen«, drängte Karlchen.
    Danach zog sie Herrn Müller-Mallersdorf das Hemd
aus und stopfte es in den Wäschepuff, bestehend aus einer ehemaligen
Waschmitteltonne. »Das hat er jetzt drei Wochen an, es stinkt schon. Ich hab
ihm vorhin im Kaufhaus Hirn ein T-Shirt gekauft — Sonderangebot. Fünf Mark.«
Sie schob es ihm über den Kopf. Quer über seine lachsfarbene Brust liefen nun
Kamele unter Palmen. Benedikt schüttelte es beim bloßen Hinschauen, Peter war
modisch nicht so empfindsam veranlagt.
    Karlchen holte Weingläser und entdeckte dabei in
der Abwaschschüssel eine Teetasse mit Lippenstift. »Hattet ihr Besuch?«
    »Anna war hier.«
    »Hier? Und ich hab sie verpaßt, so ein Mist. Die
hätte mich echt interessiert. — Hat Peter sie auch gesehen?«
    »Was heißt gesehen — er hat sie umbalzt«,
grinste Benedikt.
    »Wie ist sie denn, Peter, erzähl doch mal!«
Karlchen war nun sehr neugierig.
    »Ich begreife nicht, wie so ein aufregendes
Schmaltier sich mit solchem Lahmarsch wie Ben abgeben konnte.«
    »Du kannst mich nicht kränken, duu nicht«, sagte
Benedikt nur wenig gereizt.
    »Und sie will ihn wiederhaben, stell dir vor.
Aber er mimt noch den Charakterstarken. Also mich brauchte sie nicht zweimal zu
bitten.«
    Plötzlich begriff Karlchen, warum sich die
beiden nicht gebührend über ihr frühzeitiges Erscheinen gefreut hatten.
Zumindest Peter trauerte Anna noch nach.
    Und nun ärgerte sie sich über sich selbst. »Ich
bin ja so ein Depp, ein blöder! Sause hierher, um Benny den Zeitungsausschnitt
zu bringen und den geschenkten Wein, und das bei dem Scheißverkehr auf den
Landstraßen, beinah wär ich verunglückt.«
    »Bloß nicht, Karlchen! Fahr ja vorsichtig!«
    »Wir freuen uns immer irre, wenn du kommst.
Stimmt’s Peter?«
    »Irre«, bestätigte der.
    »Aber von Anna träumt ihr.«
    »Gar nicht wahr. Peter hat heut nacht von dir
geträumt. Er hat es mir selbst erzählt.«
    »Jawohl. Ich hab geträumt, ich müßte die
Kammertür ausheben und über zwei Stühle legen, weil du ein Bügelbrett gebraucht
hast. Du wolltest unsere Hemden bügeln.«
    »Soll
das ein Wink mit dem Zaunpfahl sein?« Benedikt hob schwörend die Hand:
»Bestimmt nicht.«
    »Von Anna würdest du nicht so hausbacken
träumen.«
    Peter füllte das einzige Weinglas, das sie
besaßen, für Karlchen und außerdem zwei ehemalige Senfgläser für sich und Ben.
    »Prost auf unser Karlchen.« Sie tranken.
    »Mann, ist der piwarm. Den müssen wir erst mal
kalt stellen.«
    Seit einer Woche waren sie Besitzer eines stark
im Preis herabgesetzten Eisschrankes. Ehe sie Karlchen diese phantastische
Neuanschaffung vorführten, zog Peter sie neben sich auf die Bank. »Ich will dir
mal was sagen. Sei froh, daß du nur in unseren hausbackenen und nicht in unsern
Sündenträumen vorkommst. Du willst doch sicher nicht, daß Ben und ich uns
deinetwegen schießen, oder?«
    »Gottes willen!« erschrak sie bei der Vorstellung.
»Es soll alles so zwischen uns bleiben, wie es ist. Wir drei — «
    »Aber weil wir drei nun mal keine Heiligen sind,
werden wir eines Tages vier sein oder fünf, und dann darf keiner eifersüchtig
auf den andern sein.«
    »-oder
sechs«, vervollkommnete Karlchen.
    »Wieso
sechs?«
    »Ja, glaubt ihr etwa, ich bleibe solo?«
    »Natürlich, Karlchen, das hatten wir ganz
vergessen. — Und jetzt zeigen wir dir unsern Eisschrank.«

6
     
    Auf dem Schmalzlerhof zog wieder der friedliche,
kleinkarierte Alltag ein. Karlchen saß vor dem Herd, dessen Platte sie als
Ablage benutzte, sortierte ihre Aufträge und rechnete die Tagesumsätze gegen
die Unkosten auf.
    Peter saß neben Herrn Müller-Mallersdorf am
großen Tisch, der zur Hälfte mit den gewohnten Frühstücksutensilien bedeckt
war, zur anderen mit seinen Büchern und Papieren.
    Benedikt hatte sich aus zwei Böcken und einem
Reißbrett einen Zeichentisch gebastelt, an dem er den Lageplan für die neue
Schule studierte und erste Entwurfsskizzen herstellte. Über den Lageplan hatte
er Pauspapier gepinnt. Jedesmal, wenn er die Reißschiene nach oben schob,
wackelte der Tisch, durch das Wackeln rutschte der Stift ab, er mußte ein neues
Papier aufspannen. »Herrgottsakra.« Er suchte neben dem Herd nach einem
Hölzchen zum Unterschieben.
    »Benny flucht

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