Drei Tage voller Leidenschaft
Tzigane-Frau und mit ihren fünfzig Jahren immer noch attraktiv und schlank.
»Das fragst du dich, Liebste?« meinte sein Vater trocken. »Wenn Nikki zehn Dutzend Orchideen und zwanzig Körbe mit Erdbeeren aus unseren Gewächshäusern verlangt, dann möchte ich doch ganz bestimmt annehmen, daß unser Junge eine Frau gefunden hat, die Orchideen liebt und eine Leidenschaft für Erdbeeren hat. Hoffen wir nur, daß dieser plötzliche Heißhunger auf Erdbeeren nicht eine weitere schwangere Geliebte bedeutet. Er hat in den letzten Jahren die Welt bereits ausreichend mit seinen Bastarden bevölkert.«
»Lieber Mischa, geh nicht allzu hart mit Nikki ins Gericht«, ermahnte ihn Prinzessin Kuzan sanft. »Er unterhält sie doch alle recht angemessen, ja, sogar großzügig. Darf ich dich bitte auch daran erinnern, daß du ihn mit deinen ungezügelten Eskapaden noch übertroffen hast, ehe ich dich von den Freuden der Häuslichkeit überzeugte? Die Gerüchte schreiben seine Neigung zur Wildheit allein dir zu, mein Lieber. Denn, wie du sehr wohl weißt, haben die Kuzans seit Generationen einen Zug zu Ausschweifungen«, beendet sie den Satz verschmitzt.
Nikki konnte in den Augen seiner liebevollen Mutter nichts verkehrt machen. Er konnte so wild und ungezügelt sein, wie er wollte, ihre Liebe war bedingungslos, und sie übte stets ihren versöhnlichen Einfluß aus, wenn das ungestüme Temperament von Vater und Sohn wieder einmal zusammenprallte.
»Man kann sich darüber streiten, wer hier wen zähmte und von wem die Verderbtheit stammt, aber ich gestehe dir das höflich zu«, erwiderte der alte Prinz Kuzan, charmant seine Frau anlächelnd. Auch nach vierunddreißig Ehejahren freute er sich immer noch über ihre Gesellschaft. Das wilde Tzigane-Erbe der frühreifen sechzehnjährigen Zigeunerin, die er geheiratet hatte, war nie verschwunden. Diese Wildheit war nur gerade eben von einer dünnen Schicht an Manieren überdeckt worden, die nötig waren, um sich in Prinz Michails aristokratischen Kreisen zu bewegen, wenn er sich, selten genug, aus der bequemen, eleganten Abgeschiedenheit von La Repose entfernte.
»Wenn doch Nikki nur eines Tages eine Liebe wie wir finden würde, Mischa«, sagte Prinzessin Kaisa-Leena Kuzan nun sehnsüchtig.
»Wir hatten viel Glück, Geliebte, das gibt es in dieser Welt nicht oft«, erwiderte der Prinz dankbar und erinnerte sich an die erste stürmische Begegnung vor vierunddreißig kurzen Jahren.
Viertes Kapitel
Die Versöhnung
Früh am nächsten Morgen wurde Alisa von Maria heftig wachgerüttelt. »Madame Alisa, Madame Alisa, Sie müssen aufstehen!«
Alisa tauchte aus einem tiefen Traum von Nikki auf, reagierte aber sofort, als sie das Entsetzen und die Angst in Marias Augen sah.
»Was ist los? Ist Katelina krank?« fragte Alisa ängstlich und schoß kerzengerade hoch.
»Nein, Madame«, seufzte Maria und rang die Hände.
Da entspannte sich Alisa sichtlich und ließ sich zurück in die weichen Kissen sinken.
»Es ist viel schlimmer«, stöhnte Maria.
Wieder flammte Unruhe in Alisas violetten Augen auf.
»Monsieur Forseus ist wieder da?« Sie blickte sich gehetzt im Zimmer um, als wolle sie fliehen.
»Nein, Madame.«
»Was ist es denn um Himmels willen? Sprich, Maria!« drängte Alisa.
»Eine Kutsche voller Orchideen ist angekommen«, flüsterte Maria nun zitternd.
»Eine Kutsche mit Orchideen? Was redest du da?« fragte Alisa ungläubig, sprang aus dem Bett und streifte das Nachthemd ab.
»Madame, nun, Sie wissen ja, daß ich frühmorgens immer erst zum Hühnerhaus gehe, um frische Eier für das Frühstück von Ihnen und Katelina zu holen. Als ich aus der Hintertür schlüpfte, sah ich eine fremde Kutsche auf der Auffahrt und rannte hinaus, um zu sehen, wer es war. Der Kutscher sagte, er käme von Prinz Kuzan und habe Befehl, die Orchideen abzuliefern. Madame Alisa«, fuhr die Dienerin dann entgeistert fort. »Er brachte auch körbeweise Erdbeeren, und auch die sollen an Madame Forseus geliefert werden und …« Sie holte Luft. »Und dieser Brief ist für Sie. Ich sagte, er solle hinter der Kurve warten, damit man ihn vom Haus nicht sieht, aber Sie müssen sich beeilen, Madame, denn die Diener stehen bald auf.«
Noch ehe die alte Magd zu Ende gesprochen hatte, hatte Alisa ihr den Umschlag bereits aus der Hand gerissen, den das golden geprägte Siegel der Kuzans zierte. Sie riß den Umschlag auf und zog ein einziges Blatt heraus. Rasch fuhr ihr Blick über die paar Zeilen in
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