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Drei Tage voller Leidenschaft

Drei Tage voller Leidenschaft

Titel: Drei Tage voller Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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der Fensterbank abzeichnete.
    Als sich die Tür öffnete, wandte er den Kopf, sprang auf die Füße und schritt in seiner üblichen eleganten Haltung über den Parkettboden, um sich formvollendet vor Alisa zu verbeugen.
    »Madame«, sagte er sehr förmlich, während er höchst entzückt auf sie herablächelte. »Bitte nehmen Sie vor dem Dinner einen Madeira mit mir. Das Wetter ist ganz ausnehmend gut, und ich erfreue mich am Blick auf die Newa und die andere Kaiseite.«
    Alisa trug ihr einziges Kleid.
    »Ich fürchte, ich bin nicht gut genug zum Dinner gekleidet«, stammelte sie. Sie war von dem prachtvollen Rokokosalon voller Vergoldungen, Putti, Reliefs und echten Bouchers und Fragonards völlig überwältigt. Sie war auch eingeschüchtert von Nikkis Eleganz und dem offensichtlichen Unterschied zwischen dem ungekünstelten, natürlichen Mann, den sie auf dem Land kennengelemt hatte, und diesem Adligen, der in diesem enormen Palast zu Hause war und seine luxuriösen Kleider ebenso gelassen trug wie die ältesten Pantoffeln. Sie fühlte sich wie eine Landpomeranze.
    »Du bist wie immer der Inbegriff von Schönheit, meine Liebe«, erwiderte Nikki freundlich und schmeichelnd. Er spürte ihre Verlegenheit über ihr einfaches Kleid, war es selbst aber so gewohnt, sich zum Essen umzukleiden, daß er nicht daran gedacht hatte, wie peinlich es für Alisa sein würde. Er faßte insgeheim den Vorsatz, Alisa sofort eine angemessene Garderobe zu beschaffen, und versuchte dann, ihre Verlegenheit zu mildern, indem er sich entschuldigte: »Verzeih, daß ich mich so aufgeputzt habe, aber ich habe nach dem Essen noch eine Verabredung, die ich nicht ausschlagen konnte, daher trage ich diesen Anzug.« Alisa war überrascht, daß sie bei diesen Sätzen seltsame, unerwartete Eifersucht verspürte.
    »Setz dich zu mir, und wir genießen den safranfarbenen Sonnenuntergang. Du siehst aus wie das blühende Leben.«
    Maria hatte Alisa gebadet und ihr das wundervolle Haar gewaschen. Die lebendige, nicht unterdrückbare Kraft der Jugend hatte rasch wieder Farbe in ihren makellosen Teint gebracht, und sie sah in der Tat frisch und rosig aus.
    »Danke, es geht mir auch sehr gut.«
    Nikki plauderte nun locker mit ihr, ohne eine einzige persönliche Bemerkung zu machen. Alisa fühlte sich zunehmend entspannter, weil er sie mit seinem unschuldigen, trivialen Klatsch über die Stadtleute unterhielt und aufzog. Vor dem Essen gab es noch einen Zakuska, und dann führte Nikki Alisa in ein kleines Vorzimmer, in dem ein Tisch mit Kaviar, Käse, Gebäck, Sardinen, Austern, Oliven sowie verschiedenen Likören und Wodka aufgebaut war.
    »Ich habe gehört, daß Zakuska in Frankreich dieses Jahr die große Mode ist. Wir Russen wissen doch seit Jahrhunderten, daß ein paar Gläser von diesem Likör die schlimme Viertelstunde sehr verbessern, unter dem man in Europa vor dem Essen immer so leidet.« Ohne auf eine Antwort zu warten schenkte er ihnen beiden ein Glas ein.
    »Auf deine wiedererlangte Gesundheit.« Nikki hob prostend das Glas.
    Das Abendessen war superb. Nikkis französischer Küchenchef hatte sich für seinen jungen Herrn, der so selten zu Hause speiste, fast selbst übertroffen. Vielleicht würde der neue Hausgast das Leben des Prinzen ändern, dachte der Koch mit ironisch hochgezogenen Brauen. Er würde ihm dann endlich seinen köstlichen coq au vin servieren können, seine exquisite creme bachique, seine Crevettensuppe. Ah, vive la femme! Er würde wieder seine Künste ausprobieren können. Bah! Er war es schließlich leid, immer nur um zwei Uhr nachmittags Frühstück zuzubereiten.
    Nikki kam recht spät von der Gesellschaft bei Gräfin Amalienborg nach Hause, die Brauen finster gerunzelt. Ein Abend mit Scharaden und einem bellenden italienischen Sopran waren dem Kartenspiel vorausgegangen. Bei Gott! Sophies Unterhaltung war wirklich banal. Man brauchte auch nicht zu erwähnen, daß es recht spät wurde, ehe er ungestört mit der Gräfin reden konnte. Der freundschaftliche Abschied, den sich Nikki vorgestellt hatte, war ganz und gar nicht freundschaftlich verlaufen. Als er ihr höflich sein Lebewohl ankündigte und ihr den hübschen Scheck überreichte, hatte die Gräfin ihn bitter und vorwurfsvoll nach seiner neuen Geliebten ausgefragt.
    »Sie wohnt im Zimmer direkt neben dir, Nikki, habe ich gehört, und war voll Drogen, als man sie brachte«, hatte die Gräfin boshaft gemeint. »Hast du den Verstand verloren? Sicher brauchst du doch bei

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