Drei Tage voller Leidenschaft
wandte sie sich an ihre Mutter, als sei es das Natürlichste in der Welt, diese zusammen mit Onkel Nikki im Bett zu finden, und plapperte ohne Atem zu holen munter in Finnisch weiter: »Oh, Mama, der Spielzeugladen ist so schön. Alles ist …« Sie brach ab. »Rakeli hat gesagt, ich solle nicht so gierig sein, nicht wahr, Rakeli?« Sie richtete ihre großen Augen zur Kinderfrau, die zögernd an der Tür stehengeblieben war, als sie Prinz Kuzan erblickt hatte. Katelinas kurzer Tribut an die Höflichkeit verflog aber sofort wieder, und sie plapperte weiter: »Aber Onkel Nikki sagte, ich sei eine kleine Prinzessin und könnte alles haben, was ich wollte. Stimmt’s, Onkel Nikki?« Katelina strahlte in Nikkis amüsiertes Gesicht und hockte sich auf seine Brust.
»Das stimmt, Schätzchen«, sagte der gutmütige ›Onkel‹.
»Oh, Onkel Nikki, können wir bitte, bitte, heute noch mal dorthin fahren?« bettelte sie nun und blickte mit flehenden Augen tief in Nikkis.
»Natürlich, meine Süße. Du kannst noch eine Puppe kaufen, wenn du willst.«
»Oh, Onkel Nikki, ich hätte aber viel lieber eine Spielzeugeisenbahn.«
Nikkis Augen zwinkerten fröhlich mit einem Seitenblick auf Alisa. Dann sagte er: »Sie ist bereits eine eigenwillige junge Dame und nicht zufrieden, nur mit Puppen zu spielen. Nun gut, mein Kätzchen, dann eben eine Eisenbahn«, meinte er nachsichtig.
»Oh, Mama, ist Onkel Nikki nicht wunderbar?« strahlte Katelina mit der grenzenlosen Begeisterung einer Fünfjährigen.
Da wandte sich Nikki mit verschmitztem Grinsen zu Alisa und wiederholte scherzend: »Ja, Mama, bin ich nicht einfach wunderbar?«
»Sag ja, Mama, sag ja«, drängte Katelina und hüpfte vor Begeisterung auf und ab.
Ehe Alisa diese Frage beantworten konnte, setzte Katelina ihr fröhliches Geplauder fort.
»Mama, ich bin so froh, daß es dir besser geht, Nikki sagte immer wieder, daß ich still sein müsse. Ich bin froh, daß ich jetzt nicht mehr still zu sein brauche«, meinte sie nachdrücklich.
Ohne ihre kindliche Begeisterung bezähmen zu können, hüpfte sie weiter auf und ab, während sie endlose Fragen stellte: »Wann gehen wir, Onkel Nikki? Wann geht es los?«
»Wenn du gefrühstückt hast und Rakeli dich angekleidet hat«, antwortete er geduldig. »Dann fahren wir los. Und nun geh und mach dich fertig.«
Der kleine lebhafte Körper, der in vieler Hinsicht wie eine Maschine wirkte, die sich ständig bewegt, glitt sofort vom Bett und sprang durch den großen Raum. An der Tür blieb sie stehen, eine Hand in Rakelis gelegt, während sie mit der anderen kleinen Faust die große Puppe am Haar festhielt.
»Kann ich wieder Erdbeeren und Kuchen zum Frühstück haben? Darf ich, Onkel Nikki?« flehte sie den neuen großzügigen Onkel an.
»Natürlich, mein Kind. Was immer du willst.«
»Wann können wir gehen?« wiederholte sie dann noch einmal ungeduldig.
»In einer Stunde«, erwiderte Nikki und blickte dann auf Alisa herab, die rosig und mit zerwühltem Haar gelassen neben ihm im Bett lag. Dann überlegte er es sich und meinte sachlich: »Sagen wir lieber, in anderthalb Stunden, Rakeli.« Dann schloß sich die Tür hinter dem kleinen Wirbelwind, und Alisa meinte dankbar und mit leiser Stimme: »Danke, daß du während meiner Krankheit so freundlich zu Katelina warst.« Nikki nahm Alisas Hand und erwiderte schlicht: »Gern geschehen.« Dann fuhr er mit verschmitztem Grinsen fort: »Ich mußte den kleinen Balg drei Tage lang bei Laune halten, während du dich im Bett herumgeaalt hast. Rakeli wußte nicht mehr aus noch ein, weil Katelina an deinem Bett weinte und du noch immer halbbetäubt warst und nicht auf sie reagieren konntest. Maria konnte sie auch nicht trösten, daher mußten Aleksej und ich uns etwas überlegen, um Katelina abzulenken, damit du dich ausruhen konntest.
Wir sind auf einem Silbertablett die große Marmortreppe heruntergerutscht, haben sie mit einer Spitzentischdecke als Kaiserin verkleidet (ich mußte wohl oder übel den Kaiser spielen), und Katelina legte wahre kaiserliche Haltung an den Tag, indem sie Aleksej und mich schamlos herumkommandierte. Wir haben Papierboote gefaltet und in den Porzellanschalen schwimmen lassen, ich habe die kleinen Kätzchen von den Stallburschen hereinbringen lassen, und Maria hat ihr ein paar neue Kleider bei der Kinderschneiderin machen lassen, die Iwan kannte.«
Während dieser Beschreibung massierte Nikki geistesabwesend Alisas Handgelenk.
»Gott sei Dank geht es dir seit
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