Drei Tage voller Leidenschaft
über die Verzögerung beschweren. Ich werde Georgi alles erklären.«
Nach kurzer Zeit kehrte Nikki durch die Ankleidezimmertür zurück. Er wirkte höchst elegant in seinem taillierten kaffeebraunen Rock, der fantastisch um seine breiten Schultern herum saß. Darunter trug er ein fein besticktes Hemd, das am Hals offen stand, eine braune Brokatweste und hellbeige Hosen, die den vorgeschriebenen Zoll über dem Boden auf die braunen Glacelederstiefel fielen.
Alisa wurde von Maria angekleidet, während Katelina auf einem gepolsterten Hocker stand und ungewöhnlich still und geduldig zusah. Alisa zog erneut ihr einziges Kleid an, das über Nacht wie durch ein Wunder gewaschen, getrocknet und gebügelt worden war. Es hatte einen dunkelblau und grün gestreiften Rock und ein grünseidenes Oberteil, das hoch am Hals mit einer Gemme geschlossen wurde. Nikki hatte Maria angewiesen, im Schrank seiner Mutter einen Schal zu finden, und Maria arrangierte nun die weichen Falten einer dunkelblauen Pelerine mit Seidenbiesen über den weiten Rock.
Alisas rotgoldenes Haar hatte man schlicht zurückgekämmt und oben auf dem Kopf zusammengesteckt. Lange Locken fielen den Rücken herab, und weiche Ringellöckchen rahmten ihr zartes Gesicht. Nikki betrachtete Alisa ernsthaft von Kopf bis Fuß und sagte dann: »Wir müssen ein paar Kleider für dich besorgen, Alisa. Ich fürchte, die im Schrank meiner Mutter sind aus der Mode gekommen. Aber dieser Umhang ist in Ordnung. Und du, Kätzchen, siehst ganz reizend aus.«
Er grinste, als Katelina bei Nikkis Worten von ihrem Hocker sprang und auf ihn zustürmte. Maria hatte auf der Einkaufsfahrt ein weißes Organdykleid mit einer hellgrünen Schärpe gefunden, das Katelina wunderbar paßte, dazu einen kurzen grünen Mantel und einen riesigen strohgelben Matrosenhut, von dem lange grüne Taftbänder herabhingen.
»Sind die Damen bereit?« fragte Nikki nun mit einer eleganten Verbeugung. Katelina rannte aus dem Zimmer, verfolgt von Rakeli, die hinter ihrem temperamentvollen Schützling herlief.
Der Landauer wartete mit zurückgeklapptem Verdeck vor dem Haupteingang. Das Holz war frisch mit Bienenwachs behandelt und die vier Pferde so gestriegelt und geputzt worden, als habe man ihr kastanienbraunes Fell mit Öl poliert. Nachdem sie alle bequem Platz gefunden hatten, trieb der Kutscher in seiner besten Livree aus grünem Samt die Tiere zum modischen spanischen Trab an.
Es war für Katelina unmöglich, still in den Samtpolstern sitzenzubleiben. Sie hüpfte herum, stellte unzählige Fragen, zeigte aufgeregt auf Dinge, die sie interessierten und verlangte und bekam den Löwenanteil von Nikkis Aufmerksamkeit. Alisa sah erfreut, daß die Anpassung an die neue Umgebung für ihre Tochter offensichtlich kein Problem war. Bei Katelinas natürlicher Neugier, Lebhaftigkeit und offenem, liebevollen Wesen wurde jede neue Erfahrung ausgiebig genossen. Da Katelinas Vater sie seit ihrer Geburt vor fünf Jahren bewußt gemieden hatte, konnten sich seit ihrer Abreise aus Viipuri auch keine Trennungsschmerzen entwickeln.
Katelina hatte Nikki das Versprechen abgerungen, zuerst in die Sommergärten zu fahren, und bei der Einfahrt in diesen bekannten und beliebten Park sahen die Insassen der anderen modischen Kutschen, die ebenfalls herausgekommen waren, um die milde Luft zu genießen, zu ihrem ungeheuren Erstaunen den begehrtesten Junggesellen der Stadt zusammen mit einer schönen jungen Frau, einer Kinderfrau und einem Kind!
Zwei fesche Rittmeister auf prächtigen Rappen ritten auf die Kutsche zu, als Rakeli und Katelina gerade ausstiegen, um einen kurzen Spaziergang zum See zu machen, wo sie die Schwäne füttern wollten. Der Kutscher band die Pferde an einen Pfosten und zog sich in den Schatten eines nahen Baums zurück.
Beide Offiziere verbeugten sich tief im Sattel. Dann sagte der blonde Leutnant höflich zu Nikki: »Guten Morgen, Nikki, ich glaube, deine charmante Begleiterin haben wir noch nicht kennengelemt.«
»Nein, das stimmt«, antwortete Nikki unhöflich. »Geht eurer Wege«, fügte er grob hinzu und verabschiedete sie mit einer knappen Geste. Ohne Groll wegen seiner Kurzangebundenheit wendeten sie ihr Pferde und ritten von dannen.
»Sieht aus, als hätte der Colonel ein junges Ding eingefangen, das er eifersüchtig bewacht«, meinte der blonde junge Offizier prustend zu seinem Begleiter, während sie lässig weiter die Admiralteski entlangtrabten.
»Nikki in der Öffentlichkeit mit einem Kind
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