Drei Tage voller Leidenschaft
die Wellen der Übelkeit bezwungen hatte, bat sie in verzweifelter Verlegenheit, sich entschuldigen zu dürfen, und erhob sich langsam vom Sofa.
Der Prinz, der seine Frau durch fünf Schwangerschaften begleitet hatte, kannte die offensichtlichen Symptome eines nervösen Magens.
»Natürlich, meine Liebe. Gehen Sie nur. Und wann machen Sie meinen Sohn zum Vater?« fragte er verschmitzt.
Der Schock dieser Erkenntnis überdeckte fast Alisas Übelkeit, und sie ließ sich erschüttert wieder in die Polster sinken.
»Woher wissen Sie das, Sir?« flüsterte sie. Vielleicht hatte Madame Vevays Zunge alles ganz rasch weitergetragen.
»Ich habe meiner Frau durch fünf Schwangerschaften hindurch die Hand gehalten, daher bin ich mit diesem grünlichen Teint bestens vertraut. Die auffällige Blässe Ihrer Haut so früh am Morgen, verbunden mit der Nähe zu meinem Sohn in den letzten Wochen ließen mich einfach die notwendigen Schlüsse ziehen«, erwiderte er trocken. »Prinz Nikolais Liebesausflüge werden nur selten von Vorsicht begleitet. Das war also zu erwarten«, fügte er sanft hinzu. »Nun, meine Liebe, wollen Sie ihn denn?« fragte der Prinz nun in seiner merkwürdig unverblümten Art.
Sie schien über die Antwort nachzudenken. »Es ist sehr kompliziert, Sir. Es gibt verschiedene Gründe …«
»Sie wollen ihn«, unterbrach er sie leise.
»Sie sind sehr klug, Monsieur.«
»Das sagt man mir allgemein nach«, gestand er grienend.
»Ja, ich fürchte, ich will ihn«, seufzte Alisa leise und erklärte dann hastig: »Aber niemals, Sir, wenn er nicht mich will.« Mit belegter Stimme fuhr sie fort: »Ich habe eine katastrophale Ehe hinter mir. So etwas möchte ich nie wieder erleben. Es ist viel zu schrecklich.«
»Das war sehr offen von Ihnen. Das gefällt mir. Nun, meine junge Dame, Sie sollen ihn haben«, erklärte Michail Kuzan entschieden mit der typischen Kuzanschen Mißachtung feinerer menschlicher Empfindungen. Wenn Nikki diese charmante, entzückende, unglaublich schöne junge Frau nicht passend fand, war er offensichtlich nicht bei Verstand, und dann war es Sache seines Vaters, diesen Fehler zu beheben. Der alte Herr betrachtete sie mit deutlicher Bewunderung.
»Bitte legen Sie die Beine hoch. Ich lasse Ihnen eine kalte Kompresse bringen. Meine Frau wird entzückt sein von dieser Neuigkeit. Sie hatte schon fast aufgegeben, daß Nikki jemals eine passende Frau fände. Sie werden sie später kennenlernen. Sie reist lieber langsamer und besteht immer darauf, ihre Diener und achtzig Gepäckstücke mitzubringen. Vielleicht sind Sie im Bett besser aufgehoben?« schlug er fürsorglich vor, als er bemerkte, wie fassungslos die junge Frau nun wirkte.
»Ja, vielleicht.«
»Dann erlauben Sie mir, meine Liebe …« Prinz Michail bot ihr nun galant seinen Arm und begleitete sie die Treppe hoch ins Schlafzimmer.
Als er ins marmorne Treppenhaus zurückkehrte, wies er mit knappen Worten den Butler an, er wolle seinen Sohn sehen, sobald dieser den Palast betrat.
»Ich bin in der Bibliothek. Bringen Sie mir ein leichtes Mittagessen und eine Flasche Branntwein.«
»Sehr wohl, mein Prinz. Darf ich für mich und das restliche Personal sagen, daß es eine Freude ist, Sie wieder hier zu sehen.« Der alte Butler strahlte vor Freude, denn er war schon vor dessen Heirat in Diensten des alten Prinzen.
»Sie werden uns in Zukunft öfter sehen. Es scheint, als müsse ich meinen Sohn in seinen Angelegenheiten besser beraten.« Prinz Michail grinste Sergej vertraulich an.
»Man tut, was man kann, eh, Monsieur?« erwiderte Sergej und zwinkerte dem alten Herrn zu.
Als Nikki um die übliche Zeit nach Hause kam, hörte er mit Erstaunen die knappe Botschaft seines Vaters. Mehrere Nachfragen bei Sergej ergaben aber kaum etwas, außer daß dieser Nikki unterrichtete, daß sein Vater Alisa kennengelemt hatte. Nikki betrat die Bibliothek mit leichtem Ärger über den unmißverständlichen Befehl.
Sein Vater saß hinter der polierten Fläche eines Andre Charles Boulle-Schreibtisches mit kostbaren Einlegearbeiten aus Schildpatt, edlen Hölzern, Zinn, Messing und Elfenbein.
Die Blicke von Vater und Sohn trafen sich. Beide wirkten kühl und distanziert, aber den Augen des Vaters war auch leichte Verachtung abzulesen.
Mit einem resignierten Seufzer und einer lässigen Handbewegung bot Michail Nikki einen Sessel an.
Nikki jedoch ignorierte die Geste und zog es vor, stehenzubleiben. Statt dessen lehnte er sich an einen palladischen
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