Drei Tage voller Leidenschaft
gefällt mir das Küken!«
»Wie schade, daß du verheiratet bist!« Nikki lächelte, nun wieder entspannt und großzügig. Er lehnte sich an den Fensterrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Denn dann könntest du ja bei Alisa allen Anstand beachten, wenn du sie schon so verehrst. Ich bin nicht aufs Heiraten scharf, und wenn ich jemals in diesen Zustand gerate, wenn ich mich häuslich niederlassen und eine Kinderstube eröffnen will, dann suche ich mir ein passend gefügiges junges Ding aus, das gerade die Schule verlassen hat und unterwürfig und zufrieden damit ist, ihre Tage auf dem Land zu verbringen, wo sie meine Erben großzieht. Ich würde mir sicherlich niemanden aufhalsen, der mir bei mehr als einer Gelegenheit gezeigt hat, wie widerspenstig sie sein kann. Ich wäre der größte Dummkopf, wenn ich mich mit einer eigenwilligen Frau belastete. Dennoch fühle ich mich Alisa gegenüber verpflichtet, denn ich spielte beim Verlust ihres früheren Lebens eine ziemlich herausragende Rolle.«
»Diese Verpflichtung reicht aber nicht zur Eheschließung«, merkte sein Vater zynisch an.
»Wohl kaum. Wenn ich mich verpflichtet fühlte, alle Frauen zu heiraten, die mir Kinder gebären, hätte ich schon vor langer Zeit die hübsche Muschkin geehelicht, die du mir so fürsorglich geschickt hast, als ich gerade vierzehn war«, sagte Nikki gelassen.
»Genug!« Prinz Michail erhob sich mit einer raschen Bewegung und schlug mit seiner Faust dabei heftig auf die Tischplatte. Dann reckte er sich zu königlicher Größe. Seine hochgewachsene, schlanke Gestalt war mit ihren achtundsechzig Jahren immer noch beeindruckend. Die ausgeprägten, markigen Züge wirkten hochmütig, und sein kalter Blick schien seinen widerspenstigen, unverschämten Sohn geradezu zu durchbohren.
»Ich bin zu einer Entscheidung gelangt!« informierte der alte Herr mit majestätischer Entschlossenheit und sämtliche Einwände Nikkis mißachtend. »Du wirst Alisa heiraten! Sie ist keine von deinen frechen Huren, die man benutzt und dann nach Hause schickt. Ich habe lange genug auf einen legitimen Enkel gewartet, der unseren Namen tragen wird. Du bist dreiunddreißig Jahre alt und hast bisher nur bemerkenswertes Zögern an den Tag gelegt, dir eine Frau auszusuchen, obwohl jede Mutterkatze in der Stadt seit Jahren hinter dir her ist, um dir ihre Tochter anzudrehen. Bei deiner leichtsinnigen Lebensweise sind die Chancen, daß du lange lebst, entschieden dürftig, und ich will einen Enkel als Erben. Du hast dich aufgrund eines glücklichen Umstands endlich mit einer feinen, jungen, gebildeten Frau eingelassen statt mit den üblichen lockeren Mädchen, die du vorzuziehen scheinst, und ich möchte Alisa gern als die Mutter meiner Enkel sehen. Der Himmel weiß, was sie in dir sieht, aber wenn sie dich will, soll sie dich haben!«
»Einfach so!« Nikki lehnte nun nicht mehr lässig am Fenster, sondern hatte sich kerzengerade aufgerichtet. Sein Gesicht war vor Ärger blaß geworden. »Du befiehlst mir, Alisa zu heiraten?« fragte er ungläubig. Er kniff die Augen zusammen in dem Versuch, seinen Ärger in Schach zu halten. »Und wenn ich mich weigere?« fragte er dann leise durch zusammengebissene Zähne.
»Sagen wir einfach, daß du dann äußerst unglücklich sein wirst auf meinem Anwesen in Sibirien, mit meinem finnischen Lukashee als Bewachung und ohne eine einzige Frau als Trost. Dich hat noch nie die volle Wucht meines Unbehagens getroffen. Ich kann und werde dich zwingen, die Sache wie ich zu betrachten. Ich dulde keine Widerworte.« Jedes Wort des letzten Satzes wurde langsam und betont ausgesprochen. Sie wirkten in ihrer sorgfältigen Modulation so eiskalt wie der arktische Permafrost.
Nikki hatte in seinem ganzen Leben noch niemals die uneingeschränkte Wut seines Vaters zu spüren bekommen. Für ihn war dieser Zorn stets gemildert, abgeschwächt und unterdrückt worden. Das Schicksal hatte Prinz Michail und Prinzessin Kaisa-Leena gnadenlos eines nach dem anderen ihrer ersten vier Kinder genommen, alle noch im Säuglingsalter. Nikki war der einzige, der überlebte. Die kleinen Gräber lagen in einer Reihe nebeneinander an der Ostmauer des Mausoleums auf La Repose und trugen die Daten als traurigen Beweis für die Zartheit von Säuglingen, die schrecklichen Kinderkrankheiten zum Opfer gefallen waren. Das erste Kind, der stämmige, kräftige Nikki, hatte dann die Summe aller Liebe, Hoffnungen und Erwartungen seiner Eltern abbekommen. Sein
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