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Drei Tage voller Leidenschaft

Drei Tage voller Leidenschaft

Titel: Drei Tage voller Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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Fensterpfosten. Er haßte es, wie ein junger Bengel behandelt zu werden, der irgend etwas falsch gemacht hatte. Doch aus tiefem Respekt seinem Vater gegenüber versuchte Nikki auch, sein normalerweise ungezügeltes Temperament zu beherrschen. Er biß die Zähne zusammen.
    Stumm und mit enervierender Langsamkeit betrachtete Prinz Michail seinen hochgewachsenen, breitschultrigen, makellos gekleideten einzigen Sohn. Unter seinem prüfenden Blick wandte Nikki einen Moment später den Kopf ab. Er wirkte nun distanziert, aber sein Vater hatte die Widerspenstigkeit und kaum verhüllte Wut bemerkt.
    »Was verdanke ich diesem unerwarteten Besuch? Es sind drei Jahre her, seit du zuletzt in der Stadt warst.«
    Nikki erwartete auf diese schnippische Bemerkung eigentlich keine Antwort, und er wurde auch nicht enttäuscht. Mit Ausnahme einer ironisch hochgezogenen Braue ignorierte Prinz Michail diese Bemerkung und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf die Rüsche an seiner Manschette, die er zurechtzupfen mußte. Als die Spitzenkante wieder ordentlich in Falten gelegt war, hob er den Blick und sprach:
    »Ich habe dich stets in jeder Hinsicht verwöhnt, nicht wahr Nikki?«
    »Ja, Vater«, erwiderte Nikki knapp und beäugte seinen Vater mißtrauisch.
    »Habe ich dir jemals etwas verweigert oder dir irgendwelche Wünsche abgeschlagen?«
    »Nein, Vater.« Die Worte klangen knapp, klar und entschieden.
    »Seit Jahren schon ignoriere ich deine zahllosen Affären und leichtsinnigen Eskapaden. Ich habe mich nie eingemischt, außer in außergewöhnlichen Umständen und wenn deine … Affären eine mildernde oder vermittelnde Präsenz brauchten.«
    Nikki versteifte sich.
    »Ich denke, ich habe meine Affären stets angemessen geführt, wenn ich bitten darf«, erwiderte er brüsk. »Ich kann mich nicht erinnern, jemals deinen Beistand gebraucht zu haben.«
    »Du wirst mir erlauben, dich da auf einen Irrtum hinzuweisen, mein Junge. Hier ein Beispiel: Vielleicht erinnerst du dich an das dunkelhaarige Kind, das Gräfin Souwanieff letzten Herbst zur Welt brachte. Da sie selbst und ihr Gatte ausgesprochen blond sind und die anderen drei Kinder ebenfalls flachshaarig und blauäugig aussehen, blieb das auffallende Aussehen des letzten Kindes nicht unbemerkt. Wenn du dich außerdem erinnerst, daß deine Umwerbung der fraglichen Dame in keiner Weise diskret verlief, mit deiner üblichen Blindheit gegenüber Vernunft und Vorsicht, etwa indem deine Kutsche samt Diener bis zum Morgengrauen vor ihrer Tür warteten, und zwar unzählige Male. Die preußischblaue offene, silberbeschlagene Kutsche, die du dem Herzog von Devonshire nach dessen Staatsbesuch hier abgekauft hast, war ein Einzelstück und zog beträchtliche Aufmerksamkeit auf sich, während dein rotblauer Schlitten mit den goldenen Glöckchen und dem vergoldeten, fransenbesetzten Geschirr ebenso auffällig wirkt.
    Obwohl ich nur selten in der Stadt bin, arbeiten meine Quellen für den neuesten Klatsch doch schnell und zuverlässig. Ich erwartete täglich, von einem weiteren Duell zu hören, und du weißt, wie die letzten Gefechte um die Ehre (wie allerdings der Begriff der Ehre in solche Streitereien um die Gunst einer Frau geraten ist, weiß ich nicht) deine Mutter in Angst und Schrecken versetzt haben. Und ich will nicht, daß deine Mutter sich aufregt und unglücklich wird.«
    Nach einer gezielten Pause fuhr er leise fort: »Da Graf Souwanieff sich häufig außer Landes befindet, ist es vorstellbar, daß er von der Affäre seiner Frau keine Ahnung hatte. Vielleicht hat aber auch dein notorischer Ruf als Duellist ihm zur Vorsicht geraten. Jedenfalls ist Graf Souwanieff kein Narr, und er war außer sich, daß ihm dermaßen die Hörner aufgesetzt worden waren. Da du ständig von einer ganzen Schar Frauen umschwirrt wirst, fand er es unmäßig von dir, sich auch noch seiner Frau zuzuwenden. Du hast in diesem Fall den Unwillen eines Ministers auf dich gezogen, der nicht ohne Macht und Einfluß ist. Du hast es bemerkenswert knapp vermieden, in Ungnade aus der berittenen Garde entlassen zu werden, weil du die normalen Regeln und Formen außer acht gelassen hast.«
    Sein Vater seufzte.
    »Glücklicherweise haben mein Wohlstand und meine Position auch einigen Einfluß, selbst wenn ich nicht häufig in der Stadt weile, sind meine zahlreichen Verbindungen intakt. In Anbetracht unserer alten, engen Freundschaft konnte der Zar überzeugt werden, daß es keine schlüssigen Beweise für die Vaterschaft des

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