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Drei Tage voller Leidenschaft

Drei Tage voller Leidenschaft

Titel: Drei Tage voller Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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vorausgeeilt. Ein paar mißbilligende Blicke fielen auf die zarte rothaarige Schönheit, aber niemand würde es wagen, mit Prinz Kuzan und seinem ebenso arroganten Sohn die Klingen zu kreuzen. Ihre Fürsprache sorgte dafür, daß ihrem Schützling alle Türen geöffnet wurden.
    »Eine beeindruckende Gesellschaft, möchte ich meinen«, rümpfte ein Gast die Nase. »Prinz Michail hat seit drei Jahren keine Stadtluft mehr geatmet!«
    Als Alisa einer stocksteifen, ehrwürdigen Matrone vorgestellt wurde, die in ihrem lila Seidenkleid mit Federnbesatz farbenfroh, wenn nicht sogar grell wirkte, bekam sie einen Vorgeschmack von der Macht des Prinzen zu spüren. Als die einschüchternde lila Dame mit boshaftem Blick die ›Kusine‹ betrachtete und sie äußerst kühl begrüßte, meinte Prinz Michail süßlich: »Ich begreife nicht im geringsten, Anna Fedorowna, wie Sie es sich leisten können, hier zu stehen und mit ihrem abschätzenden Blick meine Mißbilligung zu riskieren, wenn Sie doch nur allzugut wissen, daß nicht eine einzige der siebzigtausend Tonnen Stahltrassen, die gerade bei Creuzot bestellt wurden, ohne Zustimmung des Innenministers auf den Weizenfeldern Ihres Mannes verlegt werden, der ein sehr alter, teurer Freund von mir ist. Nun verbeugen Sie sich mal hübsch und wünschen Sie unserer Kusine einen netten Abend.« Dabei lächelte er dünnlippig.
    Die Dame fügte sich steif wie ein Ladestock seinem Wunsch. Alisa vernahm ein sehr angestrengtes ›Guten Abend‹.
    »Es wird Ihnen verziehen, Anna«, murmelte Prinz Michail. Als die Dame sich abrupt umdrehte und entfernte, meinte er: »Diese verdammte dumme Gans. Einfühlungsvermögen hatte sie noch nie, eh, Kaisa-Leena?« Damit blickte er breit grinsend auf seine zierliche, dunkelhaarige Frau herab.
    »Ich denke, du hast ihr gerade ein bißchen Manieren beigebracht, Mischa«, antwortete sie lächelnd.
    »Alisa, wen haben Sie denn noch nicht kennengelemt?« fragte er anschließend, änderte dann jedoch unvermittelt seine Meinung und knurrte: »Bah! Ich werde Sie keiner weiteren alten Gans mehr vorstellen. Schauen wir mal, wer sonst noch hier ist.« Seine Blicke überflogen den Raum.
    Viele Frauen beobachteten die fremde Schönheit mit unverhülltem, boshaftem Neid. Sie schätzten jede Einzelheit von Alisas Aussehen ab, bewahrten aber klugerweise darüber Schweigen, während die Männer Alisas ersten Ausflug in die Gesellschaft ohne Nikkis eifersüchtige Bewachung voll ausnutzten. Alle waren jedoch einer Meinung, daß diese neue Geliebte Nikkis seinem üblichen Stil entsprach: Schön, provokativ und sinnlich. Alisa war sofort von einer ganzen Schar von charmanten, aufmerksamen Männern umgeben, die alle versuchten, ihr zu schmeicheln, sie zu beeindrucken und ihr zu gefallen. Sie tanzte ununterbrochen, hatte Spaß an dem Ball und genoß die Aufmerksamkeit ihrer Bewunderer, doch ihre Blicke suchten verstohlen immer wieder den Raum nach Nikki ab. Er hatte ihr keinerlei Erklärung für seine Abwesenheit den ganzen Nachmittag gegeben.
    Alisa saß der Tür gegenüber. In ihrem Ballkleid aus lila Seide in zwei Schattierungen sah sie wunderschön aus. Geduldig wartete sie auf die sechs Galane, die losgeeilt waren, um ihr ein Glas Champagner zu holen. Da sah sie die hochgewachsene, unverkennbare Gestalt Nikkis. Ohne Hast schlenderte er durch den großen Raum, als sei er keineswegs vier Stunden zu spät. Alisa konnte es nicht verhindern, daß die Wut über diese Unverschämtheit in ihr hochstieg.
    Er schien sich der Hunderte von Augenpaaren nicht bewußt zu sein, die sich auf die Begegnung zwischen Nikolai Kuzan und der neuen ›Kusine‹ richteten, mit der er zusammenlebte, und die nun mit der Unverfrorenheit, die nur der alte Prinz Kuzan aufbringen konnte, sogar in die Familie aufgenommen worden zu sein schien. Nikki auf einem Ball zu sehen war selten genug, aber diese Geste zugunsten der neuen Geliebten durfte keiner verpassen, denn Nikki Kuzan tat nie irgend etwas, nur um anderen zu gefallen.
    Keiner glaubte auch nur eine Sekunde lang, daß Alisa eine Verwandte war, aber in der feinen Gesellschaft lernte man sehr rasch die Notwendigkeit, in der Öffentlichkeit bestimmte Dinge zu ignorieren. Die Kuzans, eine der ältesten und mächtigsten Familien Rußlands, waren sogar mehrere Generationen älter als die Romanows und standen außerhalb aller Konventionen. Hatte nicht der alte Prinz unter Zar Nikolaus ein achtzehn Jahre jüngeres Zigeunermädchen ohne Umschweife

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