Drei Tage voller Leidenschaft
geheiratet und die Gesellschaft gezwungen, sie zu akzeptieren? Und selbst wenn man sich gern dagegen gesträubt hätte, man wagte es nicht, das hitzige Temperament von Prinz Michail zu reizen, das schon seit einem halben Jahrhundert in Rußland kaum seinesgleichen kannte.
Nikkis lässige Schritte führten ihn schließlich zu Alisa, die auf einem bestickten Louis XV.-Sesselchen saß. Der gebrochene Glanz von zuviel Alkohol blitzte in seinen goldenen Augen.
»Du hast dich also herabgelassen, hier zu erscheinen?« empfing ihn Alisa spöttisch.
»Wie Sie sehen, Madame …« Er verbeugte sich übertrieben und mit dem üblichen Selbstbewußtsein, das bei ihr immer den Wunsch auslöste, ihm eine Ohrfeige zu geben. »Ich hatte das bestimmte Gefühl, daß nicht nur mein Vater, sondern auch diese neugierigen, hechelnden Leute äußerst enttäuscht sein würden, wenn ich nicht eine Runde mit dir drehte, daher …« setzte er gedehnt und leise fort, »geben Sie mir die Ehre.«
Mit einer anmutigen Geste streckte er die Hand nach ihrer aus.
Alisa brannten die Wangen vor Ärger, und sie lehnte die offensichtlich ironisch gemeinte Aufforderung ab. »Es tut mir leid … Major Kreptowitsch und Graf Soltikoff und ein paar andere sind unterwegs, mir ein Glas Champagner zu besorgen. Und … sie werden in Kürze wieder hier sein.« Zu ihrem Ärger spürte sie, wie sie unter seinen eindringlichen, trunken glitzernden Blicken errötete.
Da schnappte Nikki mit unvermuteter Schnelligkeit nach ihrer Hand, umklammerte sie mit eisernem Griff und zischte mit zusammengepreßten Lippen: »Die können warten.«
Alisa wurde grob auf die Füße gerissen, spürte einen muskulösen Arm um ihre Taille und sah keine Gelegenheit für einen weiteren Widerstand. Kraftvoll wurde sie auf die Tanzfläche gezogen und glitt dann im Walzertakt dahin. Sie tanzte mit dem geschicktesten Partner, den sie jemals erlebt hatte. Er bewegte sich zwar elegant, wie bei allem, was er anfing, aber mit der üblichen gelangweilten Eleganz.
Sie mied bewußt seine Blicke und konzentrierte sich statt dessen auf den dritten Hemdknopf von oben, doch dann wurde ihr Schweigen von der grimmigen Frage unterbrochen: »Nun, Madame Forseus, wie steht es mit Ihren Plänen?«
Alisa sah ihn auf den eisigen Tonfall hin an. »Meine Pläne? Was für ein überaus kritischer Ton, Monsieur, als sei das einzig und allein meine Verantwortung. Ohne deine verfluchte Wette hätte ich niemals das Unglück gehabt, deine Bekanntschaft zu machen, und wenn du mich nicht in Petersburg weiterhin so heftig umworben hättest, würde ich mich nun nicht in der wenig beneidenswerten Lage befinden, dein Kind zu erwarten.«
»Wie ich sehe, kann man Madame wohl kaum als unschuldig einstufen – wenn du mit dem perversen Lüstling Forseus Zusammenleben konntest. Und vergiß auch nicht, meine Liebe, daß meine Aufmerksamkeit dir nicht gerade mißfiel. Erst letzte Nacht war deine Reaktion sagen wir – recht selbstsüchtig und anspruchsvoll?« beendete er den Satz mit glatter Boshaftigkeit und zog sarkastisch eine Braue hoch, während der Anflug eines Lächelns über seine schmalen Wangen huschte.
In Alisa stieg angesichts der unwiderlegbaren Wahrheit dieser Bemerkung der Ärger hoch, denn sie war selbst entsetzt, welche Bereitwilligkeit Nikkis kühne, leidenschaftliche Umwerbung bei ihr stets auslöste. Sie gab sich unweigerlich seinem verzehrenden Charme und seiner Erfahrung hin, und ihre Sinne verrieten sie beim geringsten Reiz unter der köstlichen Tortur seiner Berührung.
Ihre sahneweiße Haut glühte bei dieser direkten Bemerkung und sie versuchte, sich aus seiner Umklammerung zu befreien und das Parkett zu verlassen. Sie ließ die Hand von Nikkis Schulter fallen und entwand ihre Finger seinem Griff. Aber unbeirrt umfaßte Nikki noch enger ihre schlanke Taille und griff schnell wieder nach ihrer Rechten, um sie diesmal so gnadenlos festzuhalten, daß ihr vor Schmerz die Tränen in die Augen schossen. Er preßte sie eng an seine schlanke Gestalt und wirbelte sie weiterhin so gelassen durch den langgezogenen Ballsaal, daß sie in dem betonten Rhythmus des Walzers kaum einen Schritt versäumten.
»So ist es besser«, sagte Nikki anerkennend. »Wirklich, mein Schatz, bieten wir den anderen nicht genug Spektakel, ohne ihnen auch noch einen kindischen Wutausbruch vorzuführen? Daß ich auf einem Ball tanze, müßte ausreichen, sämtliche Mütterzungen auf einige Zeit zu beschäftigen. Es muß an die vier,
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