Drei Tage voller Leidenschaft
Temperament!« flüsterte er mit zusammengebissenen Zähnen. Das meinte er ehrlich, denn was sonst hätte seine aufsteigende Wut in diesen letzten Wochen in Schach gehalten, wenn nicht diese größte seiner Tugenden? Er war nicht gefühllos und konnte den Zorn begreifen, der hinter Alisas lockerem Liebesgetändel in den letzten Tagen stand, aber wenn sich daraus Heiratsanträge ergaben, mußte er eine Grenze ziehen. Nikkis Altruismus reichte nicht so weit, daß er seine Geliebte mit jemandem geteilt hätte.
Zur Hölle mit allen anderen! Er würde Alisa heute abend nach Mon Plaisir entführen, seinem Gut nördlich des Ladogasees. Es war abgelegen und entschieden schwer zu erreichen. Der Gedanke an einen ganzen Sommer mit Alisa in den fernen, weiten Wäldern brachte sein Blut in Wallung.
»Du hast heute abend hier jedem Hurenbock erlaubt, deine üppigen Rundungen zu beglotzen. Ich finde, jetzt bin ich an der Reihe«, sagte Nikki nun mit verzerrtem Gesicht und schwer atmend. »Komm, wir gehen. Die Tage des Flirtens in der Gesellschaft sind vorbei. Ich habe mich mit Vaters Einmischungen abgefunden, soweit ich konnte. Seine Macht über mich hat er schon vor Jahren aufgeben müssen.«
»Er wird dich davon abhalten!« warnte Alisa mit aufsteigender Hysterie in der Stimme, als Nikki ihren Arm ergriff und sie auf die Tür zuzuschieben begann.
»Dabei wünsche ich ihm viel Vergnügen«, erwiderte er kühl und brach dann unvermutet in warmes Lachen aus.
Helle Freude durchrann ihn. Die Trägheit und die Verdrängungen, das erstickende Protokoll der Gesellschaft, unter denen er seit Wochen litt, wurden alle beiseite gefegt. Er war wieder sein eigener Herr! Sein alter, verrückter Leichtsinn belebte ihn. Man konnte nicht immer nur klug und vorsichtig sein, man mußte sich ab und zu davon freimachen.
Er umklammerte Alisa mit eisenhartem Griff und zog sie durch die Türen des Wintergartens, der Gott sei Dank leer war. Er schlug die hohen Doppeltüren so heftig auf, daß sie unter diesem Ansturm in ihren Metallrahmen erzitterten. Die schockierten Blicke der Gäste auf der Terrasse mißachtend schleuderte er die tobende, protestierende Alisa über seine Schulter. In dieser peinlichen Lage bombardierten ihre kleinen Fäuste völlig vergeblich Nikkis starken Rücken, während er sie mit der Linken festhielt und sich nur sorgte, daß sie ihn mit den Schuhspitzen nicht in seine Männlichkeit traf.
»Setz mich ab, du brutales Monster!« kreischte Alisa, schlug weiter völlig nutzlos auf seinen kräftigen Rücken ein und verfluchte ihn lauthals.
Er ignorierte ihr Gezeter vollständig und hielt nicht ein einziges Mal inne, als seine langen Beine ihn und seine störrische Last über den langsam abfallenden Rasen zur wartenden Kutsche trugen.
Er ging zielstrebig an der langen Reihe von Karossen vorbei, bis er seine Equipage fand, die Tür öffnete und Alisa auf den Boden plumpsen ließ. Dann stieg er hinter ihr ein, wies Feodor knapp an, zum Palast zu fahren, und schlug die Tür mit lautem Knall zu.
Sofort stürzte sich eine kratzende, beißende, fauchende Wildkatze auf ihn. Tagelang war er nun schon gezwungen gewesen, seine Wut, seinen Groll und seine Frustration zu unterdrücken, aber das hatte Grenzen! Diable! Das hatte Grenzen!
Die Pferde hatten sich kaum in Bewegung gesetzt, als Nikki Alisa mit einer einzigen gezielten Bewegung ergriff und sie heftig an den Schultern schüttelte, daß ihre Zähne aufeinanderschlugen. »Ich dulde es nicht, daß andere Männer mit dir herumspielen!« brüllte er. Und endlich brach sich der Frust Bahn, zusehen zu müssen, wie Alisa flirtete, lachte, tanzte und vor den eindeutig lüsternen Blicken paradierte.
»Du gehörst mir!« schrie er. »Und niemand wird jemals mein Eigentum berühren! Ist das klar?« Er umklammerte sie noch fester und fuhr dann, mühsam um Beherrschung ringend, mit leiser, harter Stimme fort: »Ist das klar?«
Alisa kniff die Augen zusammen und blähte vor Wut die Nasenflügel. Da schüttelte er sie erneut.
»Antworte!« brüllte er und verlor einen Moment lang wieder die Beherrschung.
Alisa spuckte ihn an und lachte über sein Entsetzen.
»Christi Blut!« knurrte er und wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. »Dich kriege ich auch noch gezähmt!« Dann stopfte er ihr sein seidenes Taschentuch in den Mund und erstickte damit ihr Schreien. Anschließend band er ihr sein Halstuch wie einen Knebel um den Kopf. Mit wild rollenden Augen sah sie zu, wie er die blauen
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