Drei Tage voller Leidenschaft
das Geld, aber sollten Sie versuchen, auszuziehen, dann lasse ich Sie einsperren … und zum Teufel mit Vater«, knurrte er. »Denken Sie stets daran, daß ich immer genau meine, was ich sage«, fügte er drohend hinzu. »Falls Sie zu fliehen versuchen, spüre ich Sie in einem Tag auf, und wenn ich zu so etwas Unangenehmem gezwungen werde, wird meine Laune sicher nicht besser. Verdammt, Madame«, explodierte er nun, »Sie werden genau das tun, was ich sage!« Mit diesem Befehl drehte er sich herum und verließ den Raum.
Wie ein Vogel im goldenen Käfig, dachte sie entmutigt. Warum nur war sie so unglücklich und verzweifelt? Wenn er einfach nur sagen würde, daß er sie liebte, dachte sie traurig. Warum konnte er das nicht?
Die Runde der Gesellschaften ging weiter, und Nikki und Alisa provozierten einander nur noch mehr. Aus reiner Rache, denn eigentlich fand er es sehr langweilig, machte Nikki zuweilen der kleinen Emilie den Hof, besonders bei Bällen und Gesellschaften, wo er ihre Begleitung nicht zu lange ungestört aushalten mußte. Allmählich kehrte er auch zu der Gewohnheit zurück, den Abend im Club zu verbringen. Er trank und spielte immer heftiger, und seine Wortwechsel mit den Freunden grenzten oft an Beleidigungen. Trotziger Leichtsinn spornte alle seine Handlungen an, und selbst seine engsten Freunde nahmen sich in acht, um nicht seinen Sarkasmus zu reizen oder sich vor der Mündung einer seiner Duellpistolen wiederzufinden.
Genau um zwei Uhr nachts erschien Jukko neben ihm, und Nikki legte die Karten hin, egal, was für ein Blatt er hielt, ob er nun gewonnen oder verloren hatte. Dann erhob er sich langsam, entschuldigte sich höflich bei seinen Mitspielern und schlenderte, gefolgt von Jukko, aus dem Club.
Jede Nacht zog man neugierig die Brauen hoch, denn Prinz Kuzans spätes Auftauchen bei den Gesellschaften, Bällen und Dinners, die seine schöne ›Kusine‹ besuchte, wurde stets bemerkt.
Er lehnte sich dann unweigerlich an eine Wand, ein Glas in der Hand, ganz in seinen Groll vertieft, und folgte mit finsteren Blicken der schlanken Gestalt Alisas, wenn sie im Walzertakt vorbeischwebte oder strahlend mit einem jungen Offizier plauderte.
Eines Abends trat eine ältere Matrone zu Nikki und bemerkte unvorsichtigerweise unter fröhlichem Gekicher: »Scheint ja, daß Ihre Kusine sich vor Bewunderern kaum retten kann, wo es doch gerade heißt, daß Sie Interesse für das arme Ding entwickelt haben.« Das ›arme Ding‹ lachte gerade fröhlich über einen Scherz des jungen Grafen Barslow. Sie trug eine prachtvolle Kreation aus grünem Organdy und Pailletten, verziert mit Bouquets aus seidenen Apfelblüten, die mit grünen Samtschleifen befestigt waren. Ihr wohlgeformter Busen bildete die perfekte Kulisse für die gleißenden Smaragde. Nikki beobachtete sie fast schäumend vor Wut.
»Scheint so, als würde Ihnen diese Ehre von vielen Rivalen streitig gemacht. Man muß ja auch sagen, Ihre Kusine ist so schön wie die Sünde.«
»Gräfin«, antwortete Nikki so ruhig wie sein angetrunkener Zustand es erlaubte, »meiner ›Kusine‹ …«, er schnurrte das Wort voll Boshaftigkeit, »… mangelt es gelegentlich an Urteilsfähigkeit über ihre Freundschaften. Darf ich allerdings sagen, Madame, daß ich mich in Zukunft dieses Mangels annehmen werde«, beendete er, verbeugte sich herausfordernd und entfernte sich.
Seit ihm der Zutritt zu Alisas Schlafzimmer verwehrt war, hatte sich seine Laune durch die ungewohnte Enthaltsamkeit nicht gerade verbessert. Emilie war unberührbar, selbst wenn er sie begehrt hätte – was nicht zutraf. Ein so unreifes Kind bot wenig Herausforderung, und wie er sich denken konnte, auch wenig Vergnügen. Die vier Begegnungen mit Tänzerinnen zählten kaum, denn es waren bloß kurze Akte und ebenso schnell vergessen wie vollzogen. Andere Frauen wirkten einfach nicht mehr interessant auf ihn. Verdammte Alisa und ihre Attraktivität! Er konnte die Schönheit und Sinnlichkeit dieser einzigartigen Raubkatze einfach nicht aus seinen Gedanken vertreiben.
Es waren zwei lange, frustrierende, ungewöhnlich irritierende Wochen gewesen. Mit spürbarer, aber nachlassender Anstrengung versuchte er, den Anschein von Kontrolle über seine immer mehr wachsende Wut zu wahren.
Zwei Abende später begegneten sie sich rein zufällig. Alisa war von ihren Bewunderern verlassen worden, die ihr eine Eiscreme holen wollten, hörte ein vertrautes Lachen und wirbelte herum. Nikki stand fast unmittelbar
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