drei !!! Tanz der Hexen
Franzi hielt den Blick auf den Boden gerichtet, um nicht zu stolpern. Immer wieder blieb sie stehen und rief leise nach Minka, aber die Katze ließ sich nicht blicken.
Nach einer Weile glitzerte Wasser zwischen den Zweigen der Bäume hindurch.
»Wo sind wir?«, fragte Kim. Es war so still im Wald, dass sie automatisch flüsterte. Kein Geräusch war zu hören. Sogar das Zwitschern der Vögel war verstummt. Nur der Wind rauschte leise in den Baumwipfeln.
Franzi sah sich um. »Das könnte die Quelle sein. Früher bin ich manchmal mit Oma hier spazieren gegangen. Aber das ist schon Ewigkeiten her.«
»Meinst du etwa die Quelle, in der damals die Geschwister ertrunken sind?«, fragte Marie. Auch sie flüsterte.
Franzi nickte. »Ja, das muss hier gewesen sein.«
Die Quelle lag in einer kleinen Senke zwischen hohen Fichten. Sie glitzerte geheimnisvoll in den wenigen Sonnenstrahlen, die sich mühsam zwischen den hohen Bäumen hindurchkämpften. Das Wasser war so schwarz wie dicke Tinte. Ab und zu stiegen Blasen an die Oberfläche und es gluckerte leise. Was war das? Fische? Oder etwas anderes?
Franzi musste an die ertrunkenen Kinder denken und bekam eine Gänsehaut. Am liebsten wäre sie auf der Stelle umgekehrt. Aber dann riss sie sich zusammen. Es gab überhaupt keinen Grund, Angst zu haben, nur weil hier vor langer Zeit ein tragisches Unglück passiert war.
Plötzlich knackte es auf der anderen Seite der Quelle und Franzi fuhr zusammen. Kim schrie leise auf und klammerte sich an Marie. Franzi starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Fast erwartete sie, eine Hexe mit großer Nase und Schlangenhaaren aus dem Unterholz kommen und um die Quelle tanzen zu sehen. Aber statt einer Hexe tauchten drei Männer auf. Sie kämpften sich zwischen den dicht stehenden Fichten hindurch und blieben genau an der Stelle stehen, wo ein kleiner Bach aus der Quelle entsprang und über Steine und Moos in den Wald hineinfloss.
»Duckt euch!«, zischte Franzi und zog ihre Freundinnen hinter einen Busch.
»Wer ist das?«, wisperte Kim. »Und warum müssen wir uns verstecken?«
»Reine Vorsichtsmaßnahme.« Franzi schob einen Zweig zur Seite, um eine bessere Sicht auf die Quelle zu haben. »Man kann nie wissen.«
Kim zog ihr Fernglas aus dem Rucksack. Als sie hindurchsah, stieß sie einen leisen Pfiff aus. »Wen haben wir denn da? Das ist doch Otto Körner, der Wirt vom Dorfkrug.«
Franzi griff nach dem Fernglas und warf ebenfalls einen Blick hindurch. Tatsächlich! Einer der drei Männer war der Vater von Pia. Die anderen beiden kannte sie nicht. Pias Vater hatte einen hochroten Kopf und redete wild gestikulierend auf seine Begleiter ein.
»Was machen die denn da?«, murmelte Franzi. »Ich glaube, die holen Wasser aus der Quelle.«
»Zeig mal her.« Marie nahm Franzi das Fernglas ab, das diese allerdings nur ungern hergab. »Die nehmen Wasserproben, ganz klar«, stellte Marie fachmännisch fest. »Aber wozu?«
Franzi antwortete nicht. Sie spitzte die Ohren und versuchte herauszufinden, worüber sich die Männer unterhielten. Leider stand der Wind ungünstig und Franzi konnte nur einzelne Wortfetzen verstehen.
»Proben … untersucht werden«, sagte der Mann, der die Wasserproben genommen hatte.
Dann drehte sich der Wind und wehte einen kompletten Satz zu ihnen hinüber.
»Aber das Wichtigste ist die Unterschrift«, sagte der andere Mann.
Das Gesicht von Pias Vater wurde noch etwas röter. »Ich hab doch schon alles versucht! Aber sie will einfach nicht …«
Der Wind änderte seine Richtung wieder, sodass Franzi den Rest nicht mehr verstehen konnte.
»Lasst uns abhauen«, flüsterte sie. »Es ist besser, wenn die Typen nicht merken, dass wir sie beobachtet haben.«
Auf leisen Sohlen schlichen die drei !!! über den moosbedeckten Waldboden zurück zum Weg. Erst jetzt fiel Franzi auf, dass hier besonders viele Strohpüppchen an den Bäumen hingen. Als sie die Quelle hinter sich gelassen hatten, setzte das Vogelgezwitscher wieder ein, und die bedrückende Stille löste sich auf. Franzi kam es so vor, als würde selbst die Sonne plötzlich etwas heller scheinen. Sie atmete auf. Sie konnte es nicht richtig erklären, aber irgendetwas Düsteres und Bedrohliches ging von der Quelle aus und schnürte einem die Luft ab.
Kim schien es ähnlich zu gehen. »Was für ein unheimlicher Ort«, sagte sie schaudernd.
»Habt ihr kapiert, was da gerade vor sich ging?«, fragte Marie. »Warum
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