Drei Worte, die das Glueck bedeuten
Dann tat er noch einen Schritt auf John zu und legte dem alten Mann ganz vorsichtig die Arme um den Rücken. Kurz darauf blieb ihm fast die Luft weg, als sein Vater die Umarmung erwiderte.
Dann trat John wieder zurück und räusperte sich. Er sah Deke nicht an, sondern betrachtete stattdessen seine Bilder und Zeichnungen. „Ich hab damals das Richtige getan“, sagte er mit rauer Stimme. Dann atmete er tief durch. „Aber ich hätte nicht von dir erwarten dürfen, dass du das Gleiche tust. Du hattest nicht die gleiche Verantwortung wie ich.“
Deke konnte es kaum glauben. Hatte sein Vater etwa gerade zugegeben, dass er seinem Sohn Unrecht getan hatte?
„Dad?“
John sah ihn an und zog einen Mundwinkel ein wenig nach oben. „Du machst gute Fotos.“ Dann nahm er Deke die Mappe aus den Händen. Vorsichtig legte er die Skizzen und Malereien wieder hinein, dann schloss er sie und schob sie wieder dorthin, wo sie schon seit vielen Jahren gelegen hatte. Schließlich schlurfte er wieder in Richtung Treppe. „Kalt hier. Mir frieren die Ohren ab.
Worauf wartest du noch? Nimm die Staffelei für den Jungen mit, dann gehen wir wieder runter.“
In der Nacht, als alle Kinder in ihren Betten lagen, wollte Deke die Staffelei unter den Weihnachtsbaum stellen.
„Wo hast du denn die her?“ fragte Erin, als er den Gegenstand aus seinem Lieferwagen holte.
„Die hat mir mein Dad gegeben. Für Zack.“
Zunächst sah Erin ihn verblüfft an, und Deke lächelte. Den ganzen Abend schon lächelte er. Er war immer noch verwundert über den Verlauf des Nachmittags und hütete die Ereignisse als sein persönliches Geheimnis und seine größte Quelle der Hoffnung.
Denn wenn sein Vater sich so verändern konnte, wenn John Malone nach all diesen Jahren die Dinge in einem anderen Licht betrachten konnte, sogar zugeben konnte, dass er einen Fehler gemacht hatte… dann war einfach alles möglich.
Dann würde Erin ihn vielleicht sogar lieben.
Das hoffte Deke, darum betete er. Und bald – morgen, am Weihnachtstag nämlich – würde er sie fragen.
Heute Nacht jedoch wollte er wieder Kind sein und dem besonderen Tag in freudiger Erwartung entgegensehen. Die Kinder waren heute alle ganz aufgedreht gewesen, besonders Nicolas. Der Junge hatte Zack erklärt, dass Santa Claus nachts durch den Schornstein kommen und ihnen Geschenke vorbeibringen würde.
Es war nicht ganz einfach gewesen, Zack nach dieser aufregenden Schilderung ins Bett zu bringen. „Geschenke sehen“, forderte er. „Santa sehen.“
„Du kannst Santa Claus nicht sehen. Aber morgen wirst du merken, dass er hier gewesen ist“, hatte Deke ihm erklärt. „Du musst nur geduldig sein.“
Nun sah er Erin dabei zu, wie sie Santa Claus spielte und Geschenke unter den Baum legte und in die Strümpfe steckte.
Ich freue mich auch auf morgen, dachte Deke. Du glaubst gar nicht, wie sehr.
Erin tat einen Schritt zurück und sah sich im Raum um. „So.“ Sie seufzte zufrieden. „Jetzt sieht es hier wirklich nach Weihnachten aus.“
„Ja“, stimmte Deke ihr zu. Und dann legte er ihr mutig einen Arm um die Schultern und zog sie unter den Mistelzweig, den Sophie über dem Türrahmen aufgehängt hatte. Deke spürte, wie Erin erschauerte. Er wollte nichts verderben, wollte sie nicht bedrängen. Also unterdrückte er sein Verlangen und gab ihr einfach einen freundschaftlichen Kuss. „Fröhliche Weihnachten.“
Natürlich war es nicht das beste Weihnachtsfest, das sie je erlebt hatten. Aber fast. Sie feierten fröhlich und freuten sich darüber, diesen Tag zusammen zu verbringen.
Nicolas war schon um halb sieben Uhr morgens wach, und Erin schickte ihn mit seinem Strumpf zurück ins Bett und sagte ihm, dass er sich um acht noch mal melden solle.
Bis sieben hielt er es aus. Dann wurde auch noch Gabriel wach, dann Sophie, und schließlich wackelte Zack den Flur hinunter und verkündete: „Santa da!“
Santa war tatsächlich da gewesen. Für Gabriel und Nicolas hatte er Eishockeyschuhe mitgebracht und für Sophie einen Reitsattel. Zack bekam eine Eisenbahn aus Holz und extragroße Legosteine. Gabriel hatte ihm Farben besorgt und Sophie überreichte ihm Malpapier. Von Nico bekam er große Pinsel und dicke Filzstifte. Und dann war da natürlich noch die Staffelei.
„Von Grandpa“, erklärte Deke, befestigte ein Blatt Papier daran, reichte ihm die Farben und ließ ihn drauflosmalen.
Noch wusste niemand, was er da malte, aber eines Tages würde man es erkennen können. Ausdruck
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