Drei Worte, die das Glueck bedeuten
sie darüber nachdachte, desto mehr faszinierte sie die Idee offenbar. Schließlich lächelte Erin Deke zu, und sie spürte wieder, wie es zwischen ihnen knisterte.
„Eigentlich ist das gar keine schlechte Überlegung.“
„Ein Willkommensschild? Entschuldige, wenn ich da etwas skeptisch bin.“ Deke konnte sich kaum einen Menschen vorstellen, zu dem ein solcher Empfang weniger passte als zu seinem Vater.
„Aber warum denn nicht?“ hakte sie nach. „Ich wette, das hat noch nie jemand für ihn gemacht.“
„Diese Wette hast du schon gewonnen“, erwiderte Deke trocken.
Erin rollte mit den Augen. „Also, mir gefällt Nicolas’ Idee. Und selbst, wenn dein Vater sich nicht darüber freut, haben wir doch nicht viel zu verlieren, außer etwas Zeit und einige Meter Packpapier. Und wir haben eine ganze Rolle davon hier.“
„Er findet das bestimmt überflüssig“, wandte Deke ein.
„Nein, er wird denken, dass er uns wichtig ist“, konterte Erin.
„Ist er euch denn wichtig?“
Sie sah ihn an, als könnte sie seine Frage nicht nachvollziehen. Schließlich sagte sie: „Natürlich ist er das. Er ist doch dein Vater!“
Und was bedeutete das? Dass ihr sein Vater wichtig war, weil Deke selbst ihr wichtig war? Er wünschte, er hätte eine Antwort darauf, traute sich aber nicht zu fragen. Dann würde Erin bloß sagen, dass er, Deke, ihr selbstverständlich wichtig war. Schließlich waren sie doch gute Freunde, oder? Und ja, natürlich waren sie das. Aber Deke wollte mit Erin nicht bloß befreundet sein. Er wollte mehr…
In diesem Moment stand sie auf und begann, den Tisch abzuräumen. „Ich mache uns jetzt mal etwas Platz“, sagte sie zu den Kindern.
„Und ich hole Papier“, verkündete Sophie und sprang auf.
„Ich besorge uns Filzstifte“, bot sich Gabriel an.
Auch Nicolas stürmte los: „Ich suche den Flitter.“
Filzstifte? Flitter? Für John Malone?
„Keine Sorge, Deke. Wir machen das schon“, beruhigte ihn Erin. Und dann beugte sie sich zu ihm und küsste ihn auf die Wange.
Als Deke am nächsten Abend vor dem Haus seiner Eltern hielt, flatterte das Banner mit dem Willkommensgruß vom Verandadach. Es war etwa vier Meter lang und einen Meter breit. Mit bunten Filzstiften standen darauf die Worte „Willkommen zu Hause“ und darunter „Bienvenu“.
Den ganzen Tag über hatte Deke an nicht viel denken können – außer daran, dass Erin ihn gestern geküsst hatte. Ob es wohl rein freundschaftlich gemeint war, oder bedeutete es mehr? Gestern war sie danach gleich aus dem Zimmer gestürmt. Und als sie zurückgekommen war, hatte sie mit den Kindern nur noch über das Willkommensbanner geredet.
Jetzt, wo Deke das Banner im hellen Licht der Außenbeleuchtung las, versuchte er sich vorzustellen, was wohl in seinem Vater vorgegangen war, als er es erblickt hatte. Vermutlich hatte er angenommen, sich im Haus geirrt zu haben.
Lächelnd stieg Deke aus dem Wagen. Erins Kombi stand auf der anderen Straßenseite, und Deke fragte sich, wie lange sie wohl schon hier war. Er beschloss, kurz hereinzuschauen, seinen Vater willkommen zu heißen, das tägliche Kreuzverhör wegen des Ladens über sich ergehen zu lassen und dann mit Erin nach Hause zu fahren.
Doch als er die Haustür öffnete, klang es ganz und gar nicht so, als würde irgendjemand in absehbarer Zeit wieder aufbrechen wollen.
„Ach, schön, dass du hier bist, Junge“, begrüßte ihn seine Mutter strahlend. Sie brachte gerade eine Schüssel aus der Küche. „Wir essen nämlich gleich. Im Wohnzimmer, zusammen mit John. Er wollte, dass wir ihm alle Gesellschaft leisten. Erin hat uns das Abendessen mitgebracht – ist das nicht lieb von ihr? Und hast du schon das Willkommensbanner gesehen, das sie mit den Kindern gemalt hat? John war ganz begeistert.“
Begeistert? Das klang so gar nicht nach seinem Vater. Und dann wollte er auch noch, dass sie alle mit ihm im Wohnzimmer aßen?
Dekes Mutter hatte den Raum wie gewohnt weihnachtlich geschmückt: Auf dem Tisch unter dem Fenster stand wieder ein perfektes kleines Bäumchen, auf der Anrichte befanden sich mehrere Kerzenständer in Engelsgestalt, und über der Tür hing der unvermeidliche Mistelzweig. Aber ansonsten war alles auf einmal ganz anders.
Carol Malone baute auf dem Beistelltisch gerade eine Art Büfett auf. Gabriel verteilte Tabletts und behielt dabei gleichzeitig das Hockeyspiel, das im Fernseher lief, im Auge. Sophie saß bei John Malone auf dem Bettrand und zeigte ihm gerade ein
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