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Drei Wünsche

Drei Wünsche

Titel: Drei Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker , Andrea Offermann
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Soldaten sie aus der Stadt scheuchten oder in den Kerker sperrten.
    War es überhaupt möglich, so kurz vor Weihnachten etwas zu verkaufen? Doch, gerade jetzt, sagte sie sich halb vernünftig, halb trotzig, gerade jetzt.
    In diesen Tagen suchten noch genug Leute ein hübsches Geschenk für die Lieben. Wer es sich leisten konnte, solche gab es viele in dieser Stadt, beschenkte nicht nur die Kinder, auch Ehefrauen, Cousinen, Tanten, sogar Männer bekamen hier Gaben zum Christfest. Nach Weihnachten würde ihr kein Händler etwas abkaufen, dann hatte niemand mehr Geld übrig, und die Geschäfte gingen am allerschlechtesten.
    Die Ohrringe mit den von winzigen Flussperlen umrahmten Granaten waren hübsch, aber wenig wert. Die vermeintlichen Granatsteine, ohnedies von bescheidener Größe, waren nur Böhmisches Glas und nicht einmal besonders gut geschliffen. Das hatte sie erfahren, als sie den Schmuck nach Friedrichs Tod verkaufen wollte.
    Der vergoldete Rahmen? Den Scherenschnitt von ihr und Friedrich wollte sie herausnehmen, sie hatten ihn auf ihrem ersten gemeinsamen Weihnachtsmarktbesuch schneiden lassen, aber der Rahmen war besonders schön gearbeitet und die Goldauflage makellos. Dieser Verkauf würde sich lohnen, umso mehr, wenn sie bedachte, dass so ein Rahmen in ihrem auf dem Kutschendach zusammengestauchten Gepäck leicht zerbrechen würde. Wenn sie ihn nicht gleich dem ersten Händler verkaufte, sondern schlau mehrere fragte, musste sie bei aller Ahnungslosigkeit einen guten Preis bekommen.

    Endlich die Silberdose. Sie war etwas größer als ihr Handteller, massiv und schwer und innen fein vergoldet, die auf dem herzförmigen Behältnis ziselierten Blüten hingegen wirkten leicht und elegant. So eine Duftdose besaßen friesische Bürgerfrauen nur, wenn sie in großen Häusern lebten, sie musste einigen Wert haben. Diese trug auf dem Deckel eine Krone, hübsch rund gemacht und gut poliert, damit sich niemand daran verletzte.
    In der Nacht hatte Theda geträumt, ihre Patin begegne ihr, just auf einer der Brücken zum Dom, mit lächelndem Nicken, liebevoll, wie sie immer gewesen war. Und auch fürsorglich genug, Theda diese schöne Silberdose zu hinterlassen. Ja, sie hatte genickt, und im Traum war es Theda gewesen, als fühle sie eine aufmunternde und zugleich tröstliche Hand auf ihrem Scheitel, wie in jener Zeit, als sie gerade groß genug gewesen war, im Haus der Patin über die Tischkante zu schauen.
    Die Dose war schon viele Jahre leer, doch immer noch barg sie einen ganz eigenen Geruch, denn sie diente dazu, ein besonderes, mit einer heilenden oder nur dem Wohlbefinden förderlichen Duftessenz getränktes Schwämmchen griffbereit zu haben. Nun roch es aus ihr noch ein wenig nach Kamille und Rosen. Theda schloss den Deckel und strich zart über sein Krönchen. Zu einem solchen Zweck, da war Theda nun ganz sicher, hatte die Patin ihr die Dose hinterlassen. Zum Verkauf in der Not. Sie war eine kluge Frau gewesen.

      
    s ging schon auf Mittag zu, als Theda und das Hündchen endlich das Haus verließen, um ihre Erinnerungsschätze zu verkaufen. Alle Tage verkauften Leute, ob arm oder reich, dies oder jenes, um für den Gewinn etwas anderes zu kaufen oder zu tauschen. Es war nichts Besonderes. Trotzdem kostete es Theda Überwindung, sie fühlte Scham, als stehe ihr auf der Stirn geschrieben, warum sie sich von der Dose und dem Rahmen trennen musste. All ihre Sünden und Dummheiten.
    In der vornehmen Neuen Wallstraße gab es einen Goldschmied, der war ein freundlicher Meister. Theda hatte Madam Zoller dorthin begleitet, die eine silberne Konfektschale erstehen wollte, ein kostbares Geschenk für die ferne Schwiegertochter. Theda fasste allen Mut zusammen, doch just als sie die Klinke herunterdrücken wollte und in Gedanken schon das helle Türglöckchen hörte, erkannte sie durch die Scheibe, dass der zur Werkstatt gehörende elegante Laden voller Menschen war, allesamt reich gekleidet. Zwei Damen saßen auf zierlichen Lehnstühlen an dem für Kunden aufgestellten Tisch und nippten Kaffee, eine tätschelte dabei unablässig den kurzatmigen Mops auf ihrem Schoß, die andere hob gerade eine silberne Kanne mit einem Griff aus Ebenholz ins Licht – und blickte direkt in Thedas Gesicht. Erschreckt trat sie zurück und hastete davon.
    Sie hatte nicht bedacht, dass die Besitzer solcher Läden und Werkstätten ihre eigene Art von Weihnachtsmarkt veranstalteten, indem sie während dieser Tage vor dem Fest in ihren

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