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Drei Wunder (German Edition)

Drei Wunder (German Edition)

Titel: Drei Wunder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bullen
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…«
    Olivia stand vor den Fenstern der Bibliothek, betrachtete den karierten Steinboden und knabberte an einem Bagel. Nach zwei Busfahrten, in denen sie versucht hatte, sich normal zu verhalten, während Violet ihr irgendetwas erzählte, hatte Olivia beschlossen, dass es nur eine Möglichkeit gab. Solange sie etwas hatte, worauf sie sich konzentrieren konnte, war alles in Ordnung. Im Bus war es der Filzhut des alten Mannes vor ihr gewesen – die silbernen Härchen in seinem Nacken waren zu einer ordentlichen geraden Linie rasiert.
    Und hier im Flur klappte es, wenn sie auf die Fliesen schaute, während sie auf den Gong wartete und so tat, als würde ihre Geisterschwester nicht gerade die neusten Erkenntnisse aus Violet Larsens Highschool-Handbuch zum Besten geben.
    »… was bedeutet das denn überhaupt? Sei du selbst. « Violet schien entschlossen, das Thema weiter auszuarbeiten, und gestikulierte wie eine extrem engagierte Philosophin. Olivia nahm genervt einen weiteren Bissen vom Zimtbagel. Ein paar Krumen fielen auf ihren honigfarbenen Pulli.
    »Es ist mein Ernst«, ereiferte sich Violet. »Keiner weiß doch so genau, wer er oder sie ist. Vielleicht gilt das nicht für immer , aber ganz bestimmt für die Highschool. Oder liege ich da falsch?«
    Olivia, die inzwischen gelernt hatte, mit Violet zu kommunizieren, ohne gleichzeitig auszusehen, als gehöre sie in die Klapsmühle, schüttelte den Kopf so, dass man es auch nur als einfaches Aufschütteln der Haare interpretieren konnte.
    »Und wer weiß denn genau, wodurch manche cool werden und andere nicht«, fuhr Violet fort und machte dann eine kurze Pause. »Aber ehrlich gesagt, ich weiß es. Es ist Selbstvertrauen! Das ist alles. Es ist eigentlich gar nicht so wichtig, wer du bist, so lange du diese Person zu einhundertfünfzig Prozent bist.«
    Ein jüngerer Schüler, dem es ganz offensichtlich an Selbstvertrauen mangelte, kam mit gesenktem Blick und einem merkwürdigen Mantel durch die Tür. Violet deutete auf ihn als anschauliches Beispiel, da ertönte der Gong.
    Olivia wickelte den Rest ihres Bagels ein, sprang von der gepolsterten Fensterbank und ging in ihre Klasse.
    Violet ging neben ihr her und setzte ihren Vortrag fort. »Es ist allerdings gar nicht so einfach«, fuhr sie fort und nickte, als wäre sie von ihrem eigenen Vortrag begeistert. »Denn um cool oder zumindest beliebt zu sein, musst du Selbstvertrauen haben. Andererseits ist es irgendwie schwer, Selbstvertrauen zu haben, wenn du nicht schon cool bist, oder?«
    Olivia ging ins Klassenzimmer und wünschte sich, Violet würde das Frage-und-Antwort-Spiel für eine Gelegenheit aufheben, bei der sie nicht gerade den Mittelgang eines vollen Klassenzimmers entlanggingen.
    In der hinteren Ecke hatten sich Calla, Graham und die anderen aus ihrer Clique versammelt. Sie saßen oder lehnten irgendwo, solange es nur kein Stuhl war, als seien sie alle allergisch gegen Möbel.
    Graham stützte sich auf der Fensterbank ab und trommelte mit den Fingern gegen das Glas, Calla saß auf dem Boden, eine Strähne des dunklen Haares im Mund, und schrieb in ein kleines schwarzes Notizbuch, ein Moleskine.
    Olivia hielt den Kopf gesenkt und setzte sich an einen Tisch weiter vorne, holte ihr Hausaufgabenheft heraus und kontrollierte überflüssigerweise, ob sie alle Aufgaben gemacht hatte.
    »Aber die gute Neuigkeit«, sagte Violet fröhlich, während sie sich auf den Tisch schwang und ihre langen Beine über die Seite legte, auf der Olivia gerade ihre Hausaufgaben abhakte, »ist, dass man Selbstvertrauen vortäuschen kann.«
    Ravi, der schwerfällige Physiklehrer, begann die Anwesenheit zu kontrollieren. Er hatte langes, fettiges Haar, das er ständig hinter ein Ohr steckte, so dass er einerseits mädchenhaft aussah, andererseits, als bräuchte er dringend ein Bad.
    »Versuchsreihe A: Achte darauf, wie die Leute auf den Klang ihres eigenen Namens reagieren.« Violet nickte in Richtung der Schüler.
    »Christian Baker«, dröhnte Ravi.
    Christian, ein schmächtiger Junge mit einer Himmelfahrtsnase und einer für sein Gesicht viel zu großen Brille, murmelte eine fast nicht hörbare Antwort.
    »Kein Selbstvertrauen«, bewertete Violet ihn missbilligend.
    Ravi ging weiter seine Namensliste durch, und Violet kommentierte jede Antwort.
    Als er zu Calla kam, hielten sowohl Violet als auch Olivia die Luft an.
    »Calla Karalekas?«, sagte Ravi, und Olivia hatte den Eindruck, dass er mit einer anderen Erwartung hochsah als

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