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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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dieser Boche findet. Sie fährt fort: »Sein Fahrzeug wartet auf dem Hof. Soll ich hingehen und ihm sagen, dass Sie ihn nicht sehen wollen?«
    Eigentlich ja, denkt Leonie. Aber sie möchte nicht unhöflich sein.
    »Ich gehe schon«, sagt sie, ohne auf den verwunderten Blick der Frau zu achten, die wohl meint, dass es sich nicht gehört, was sie tut. Sie denkt bestimmt, sie, Leonie stehe schon gestiefelt und gespornt da, weil sie auf den Jungen gewartet habe.
    Ich hab kein Maß und kein Ziel, denkt sie. In nichts. Ich weiß gar nicht, was ich mache.
    Auf dem Schlosshof steht Bertrand, er dreht die Baskenmütze in der Hand und unterhält sich mit Gaston. Seine Haltung dem alten Mann gegenüber ist fast devot höflich. Als er Leonie sieht, macht er eine kleine Verbeugung in ihre Richtung.
    »Bonjour«, sagt Leonie freundlich. »Sie wollten mich sprechen?«
    Der junge Mann druckst herum. Wie’s aussieht, ist ihm die Gegenwart von Gaston bei dieser Begegnung alles andere als genehm.
    »Ich wollte Mademoiselle eigentlich fragen«, sagt er verlegen, »ob ich Sie vielleicht einmal – ins Café einladen dürfte, nach Cerbère. Natürlich wenn Monsieur le Grandpère nichts dagegen hat.«
    »Was sollte ich dagegen haben?«, sagt Gaston unschuldig. »Mademoiselle Leonie kann tun und lassen, was sie will.« Leonie sieht ihn verwirrt an. Wie kann er annehmen, dass sie Lust hat, ausgeführt zu werden?
    »Danke schön«, sagt sie mechanisch. »Aber eigentlich gehe ich lieber allein spazieren.«
    »Vielleicht wieder am Meer? Es ist jetzt Ebbe!«, hakt Bertrand eifrig nach.
    Leonie sieht sich nach Gaston um. Aber der geht gerade wieder auf das Haus zu. Meint wohl, sie könne das allein regeln ...
    Spazieren am Meer ... Zu ihrem eigenen Erstaunen nickt sie. Warum nicht. Sie geht auf den Wagen zu. »Also gut. Zum Meer. Wenn Sie mich also mitnehmen würden? Danke.«
    Der junge Mann sieht ihr nach, überrascht und verdutzt. Dann springt er schnell zu seinem Auto, öffnet ihr eifrig die Beifah rertür.
    Er startet den Motor, gibt Gas, dass das ganze Gefährt wackelt, und holpert vom Hof des Schlosses.
    Leonie zieht die Schultern hoch; sie verkriecht sich in ihrem dicken Pullover, hängt sich den Regenmantel um und lässt es mit sich geschehen. Der Fahrtwind streift ihr Haar. Ihre Hand beginnt wieder zu pochen. Vielleicht sollte sie ihn doch bitten anzuhalten und auf freier Strecke aussteigen. Ach, egal.
    Dieser Bertrand hat wie angekündigt den Weg nach Cerbère eingeschlagen; aber erst als er das Tempo verlangsamt und, von Zeit zu Zeit die Hupe drückend, gemächlich durch den Ort fährt, begreift Leonie, was er da macht: Er führt sie vor. Neugierige Gesichter tauchen in Fenstern und Türöffnungen auf, junge Männer pfeifen anerkennend oder legen die Hand grüßend an den Rand der Baskenmütze, ältere Herren in Wolljacken, trotz der vormittäglichen Stunde bereits bei ihrer Partie Boule, lassen den Arm mit der Kugel sinken und recken den Hals, zwei Frauen stecken die Köpfe zusammen.
    Sie nähern sich dem Strand, aber Bertrand hält nicht an.
    »Ich wollte doch zum Meer«, sagt Leonie leise. »Bitte, lassen Sie mich aussteigen.«
    Er wendet ihr den Kopf zu, lächelt. »Geduld, Mademoiselle!«, sagt er verschwörerisch. »Ich möchte Ihnen einen wunderbaren Ausblick zeigen! Einen Punkt ganz oben! Darf ich?«
    Sie zuckt die Achseln. Wenn es denn sein muss ...
    Dann haben sie den Ort passiert. Das Dreirad quält sich hörbar bemüht die Steigung jenseits des Strands hinauf, ein holpriger Schotterweg. La Vigée bleibt links liegen. Hinter einer Wegbiegung ist da der Friedhof von Cerbère; Leonie hat solche französischen Friedhöfe schon auf der Durchreise gesehen: Stein, nichtsals Stein, eine hohe Mauer und außer zwei Zypressen am Eingangstor kein einziger Baum.
    Dann die nächste Kurve. Der junge Mann bringt das Gefährt zum Stehen. Stellt den Motor ab.
    Einmal wieder eine Klippe, unten donnert das Meer, vermischt sich das Grau des Wassers mit dem Grau des Horizonts.
    Leonie merkt: Das ist offenbar ein bekannter Platz für ein Stelldichein. Sie kann sich vorstellen, dass man sich hier eher nach Einbruch der Dunkelheit trifft; Pärchen zwischen den Felsen, vielleicht auf einem Maultierkarren oder, wenn man denn etwas besser betucht ist, in einem solchen Lieferwägelchen.
    Das passt ihr nicht, dass er sie hierherkutschiert hat! Ihr passt alles nicht.
    Sie dreht sich halb um auf dem Sitz und sieht dem jungen Mann gerade ins Gesicht.
    Der

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