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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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zurückgefahren wurde.
    Obwohl Vormittag, ist der kleine Schankraum gut gefüllt. Bei Pastis und Weißwein sitzen ein Dutzend alte Herren sich an Spielbrettern gegenüber; einige stumm-verbissen, die anderen redend und gestikulierend. Während Monsieur Fedan mich an einen freien Ecktisch führt und mir mein Wasser serviert, erklärt er: »Heute findet das allwöchentliche Mühle-Turnier statt, Mademoiselle! Sehr beliebt in Cerbère. Neben Boule im Freien das Spiel, was Leidenschaften erweckt!« Er lächelt und streicht sich das Oberlippenbärtchen.
    Leidenschaften beim Mühle-Spiel! Schwer vorstellbar.
    Ich bitte den Wirt, noch einen Moment bei mir zu bleiben. »Sie gehören doch zu den Alteingesessenen!«, sage ich. »Wissen Sie vielleicht Bescheid über diese Gräber in der Friedhofsecke? Ich hab sie durch Zufall entdeckt. 1897? Was war da?«
    Monsieur Fedan hat die Augen gesenkt. Er wischt mit seiner Serviette einen imaginären Krümel vom Tisch und räuspert sich,bevor er leise sagt: »Ach, Mademoiselle! An bestimmte alte Geschichten sollte man vielleicht besser nicht rühren. Schließlich ist Gras darüber gewachsen und ... «
    Eine Stimme von den Spieltischen unterbricht ihn – offenbar war meine Anfrage so vernehmlich gestellt, dass sie auch zu anderen Ohren vorgedrungen ist.
    »Gras ist vielleicht darüber gewachsen, Pierre, aber vergessen ist nichts! Dieser Blutsauger hat sie damals in den Tod getrieben, da könnt ihr sagen, was ihr wollt!«
    »Was für ein Blutsauger?«, sage ich erschrocken.
    »Da fragt die noch? Die gehört doch auch zu denen!«
    Der Mann haut mit der Faust auf den Tisch, dass die Mühle- steine verrutschen.
    »Monsieur Fedan, was hat das zu bedeuten?«, frage ich. Ich spüre, wie mir das Herz klopft. Meine Wangen brennen. Hat das irgendetwas mit meinen Verwandten zu tun?
    Der Wirt hebt die Stimme: »Meine Herren! Bitte, wahren Sie Ruhe! Mademoiselle ist Gast, wir sollten sie wirklich nicht mit den alten Widrigkeiten des Ortes behelligen und vergeben und vergessen, was einmal war!«
    Die Männer wenden sich wieder dem Spiel zu. Niemand sieht mich an. Es ist still im Raum, nur das Klacken der Steine, wenn sie gesetzt werden, ist zu hören.
    »Mademoiselle!«, sagt Fedan mit gedämpfter Stimme. »Also wirklich! Man soll keine schlafenden Hunde wecken, wie das Sprichwort sagt.« Er windet sich. Beugt sich zu mir herab und murmelt: »Weder Sie selbst noch Monsieur Lecomte und seine verehrte Gemahlin haben mit dieser Sache zu tun!«
    Eine merkwürdige Auskunft. Ich trinke mein Wasser aus und verlasse das Bistro, habe das Gefühl, Fedan ist heilfroh, dass ich gehe.
    So verlasse ich Cerbère mit einem Missklang und einem ungelösten Rätsel.
    Nun, ich werde wohl noch Gelegenheit haben, dahinterzukommen. Wenn ich erst aus Wien zurück bin. Mit dem Mem in der Tasche.

20
    Es ist Freitagabend, und wenn die Sonne untergegangen ist, beginnt der Sabbat. Leonie sitzt beim festlichen Mahl mit den alten Leuten.
    Wie immer war der Gong im ganzen Haus zu hören. Die Wochen zuvor hat Leonie dem Ruf dieses Gongs nicht Folge geleistet. Heute Abend mit Freuden.
    Der Tisch ist gedeckt mit weißem besticktem Leinen, mit Porzellan, mit buntem böhmischem Kristall und schwerem Silber. Genau wie im vorigen Jahr, als Leonie das erste Mal an so einem Mahl teilnehmen durfte, hat Isabelle die filigranen Gewürzbüchsen und die hohen Leuchter aus ihrem »Boudoir« hierhergebracht.
    Sie hat die Kerzen angezündet und mit schöner Handbewe gung das Licht gleichsam im Raum verteilt. Sie haben die Segens sprüche über Wein und Brot hergesagt und verzehren nun, was tagsüber in der Küche zubereitet wurde: die Challoth, jene Mohnzöpfe mit einer Spur Anis, die goldene, duftende Hühnersuppe, die Täubchen mit Zitronenscheiben, die kata lanische Karamellcreme als Dessert.
    Leonie weiß, es ist ihre vorerst letzte Sabbatfeier auf Hermeneau. Gaston hat bereits erklärt, alles mit ihrer Gastgeberin, mit Felice Lascari, sei geregelt. Die Fahrkarte nach Wien liegt bereit, morgen wird sie den Koffer packen. Sie ist zapplig vor Aufregung und jener Mischung von Vorfreude und Befürchtungen, die einen eben überfallen, wenn man ins Unbekannte aufbricht.
    So stößt sie ihren Weinbecher fast um, als sie über den Tisch nach dem Salz greift. Aber Isabelle, mit einer einzigen schnellen Bewegung, fängt ihn auf, bevor sich der rote Wein über den Damastder Tischdecke ergießt, und lächelt Leonie an. »Du reist doch heute noch nicht ab,

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