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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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zurück und beginnt: »Es geht dir um dies Mädchen, die kleine Berlinerin, nicht wahr?«
    »Natürlich, um was denn sonst«, sagt Anton und tupft sich mit der Serviette einen Krümel vom Mundwinkel. »Von heute auf morgen hast du plötzlich eine Verwandte und wir haben eine neue Hausgenossin. Sie wird uns stören!«
    Felice spitzt die Lippen, legt den Kopf schief und betrachtetihr Gegenüber mit gespieltem Erstaunen. »Also, da gibt es einiges richtigzustellen. Erstens habe ich diese Verwandte schon ihr ganzes Leben lang, ich wusste nur nichts von ihr. Zweitens wird sie nicht unsere Hausgenossin sein, sondern im Anbau wohnen. Und drittens werde ich sie unterrichten. Denk an die Korrespondenz mit dem alten Herren aus Frankreich.«
    »Ja, das schon!« Anton hebt gequält die Schultern. »Aber irgendwie war es immer in weiter Ferne. Und auf einmal kommt sie wirklich! Du hast noch nie eine Schülerin gehabt, Fee! Du hast es immer weit von dir geschoben, anderen zu erklären, wie man es machen muss! Wirst du das können?«
    Felice schenkt ihrem Freund schweigend die Tasse voll. Der Tee ist so dunkel wie Tannenhonig, er durftet rauchig und süß zugleich. Dann lehnt sie sich zurück. »Was ich kann oder nicht kann, das steht hier nicht zur Debatte«, sagt sie missmutig. Fährt dann fort: »Was du da trinkst, Anton Edler von Rofrano, ist geräucherter Lapsang Souchong aus Laos, und das Öl, das ich dir aufs Brot tropfe, stammt aus der Toscana, prima pressura, extra vergine , versteht sich. Deine Tasse ist aus Porzellan der Manufactur Sèv - res in Frankreich, die Silberlöffel, Kanne und Zuckerdose stammen, soviel ich weiß, aus Holland.« Sie hebt die Dose an und schaut darunter, sucht das Markenzeichen. »Richtig, Groningen. Nun wollen wir mal gar nicht weiterreden von Tischdecke und Tisch, von den Empirestühlchen, auf denen wir uns räkeln, den Orientteppichen, auf die wir treten ... nein, ich will nicht dies ganze Haus beschreiben. Geschweige von denen, die ich bezahlen muss, damit sie es in Ordnung halten. Das, mein Lieber, nennt man Luxus. Und das hat seinen Preis.«
    Anton stellt seine Teetasse ab, dass es klirrt. »Was redest du da? Das Haus mit allem, was darin steht, hat dir dein Mann, Gott hab ihn dafür selig, hinterlassen! Und das bisschen Essen ... Also, welchen Preis meinst du?«
    »Den Preis, lieber Flusch, es zu erhalten zum Beispiel, und darin so zu leben wie bisher. Oder hast du weiterhin Lust, die Stilmöbel Stück für Stück und die Gemälde eines nach dem anderen zuversetzen, bis wir hier durch leere Räume spazieren, vorbei an Wänden, wo auf den Tapeten noch die Umrisse der Bilder zu erkennen sind und sonst nichts? Schließlich waren wir gerade eifrig dabei, es zu tun!« Sie hat sich in Rage geredet. Jetzt springt sie auf. »Komm, komm einmal mit!«
    Sie läuft auf ihren nackten Füßen ins Nebenzimmer, einen üppig mit Polstern und Plüschportieren versehenen Salon in den Farben Weinrot und Violett. Zwischen zwei vergoldeten Wandpfeilern hängt ein großes Bild, ein sogenanntes Kniestück. Das heißt, der oder die Porträtierte ist bis zu den Knien abgebildet. In diesem Fall ist es Felice Lascari selbst. Sie trägt ein mattrotes Kleid und eine lange Kette aus Korallen. In der Hand hält sie, wie auf den Bildern alter Meister, eine dunkelrote Rose. Mit zurückgelegtem Kopf, die Lider leicht über die Augen gesenkt, sieht sie den Betrachter überaus hochmütig, ja gelangweilt an.
    Anton, genannt Flusch, lehnt am Türpfosten und hat die Arme verschränkt. »Jetzt stehst du genauso vor dem Bild, wie du abgemalt bist!«, sagt er amüsiert.
    »Eben, mein Lieber. Und diese Haltung möchte ich der Mitwelt gegenüber noch eine Weile bewahren können!«
    Der junge Mann schüttelt den Kopf. »Gott, Felice, du machst einen großen Theateraufstand, präsentierst mir dein Bild, nur um mir zu erklären, dass du dich – offenbar – vor etwas fürchtest. Wovon eigentlich? Du bist Burgtheaterschauspielerin, eine Institution in Wien, du bist Die Lascari ! Du verdienst nicht schlecht ... Entlass ein paar Leute und alles ist gut.«
    »Leute entlassen? Undenkbar. Was ist mit meinem Renommee? Geht es wirklich nicht in deinen adligen Kindskopf rein?«, sagt sie, halb ungeduldig, halb zärtlich. »Wir brauchen nun einmal mehr Geld, als meine Gage hergibt. Meinst du, ich weiche von meinem Stil ab? Das ist der Anfang vom Ende.« Sie beißt sich auf die Lippen, fährt fort: »Dieser Mann aus den Pyrenäen zahlt mir für

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