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Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Dreibettzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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ruft sie. »Maaamaaa!« Eine Schocksekunde lang stehe ich hilflos da. Dann sehe ich vor meinem inneren Auge das Bild von Herrn Fröhlich, wie er Leonie aus dem Hochstuhl hebt. Ich nehme die Kleine auf den Arm.
    »Diese Scheißrutsche«, flüstere ich dabei und streiche Leonie die Sandkörner vom Kinn. »Und dieser verschissene Sand.«
    Leonie ruft abwechselnd nach ihrer Mama und ihrem Schnuller, aber ich habe gerade keines von beidem da. Also fische ich ein Gummimannle aus der Hosentasche und stecke es ihr in den Mund.
    »Danke, Papa.«
    Wir setzen uns ein wenig abseits. Auf der Bank neben mir wickelt der Architekt gerade Obi. Leonie beruhigt sich ein bisschen und schaut interessiert zu. Sie wird mir schon sagen, wenn sie selbst eine frische Windel braucht.
    Wenig später will Leonie wippen. Ich setze sie auf die eine und mich auf die andere Seite. Sofort sinke ich in den Sand, während Leonie in die Höhe schießt. Als ob ich so schwer wäre!
    Der Architekt, der mich beobachtet hat, kommt mit Obi hinzu, und ich tausche mit dem Jungen den Platz. Jetzt ist die Wippe im Gleichgewicht. Einen Moment lang wippen die beiden Kinder einträchtig, dann lässt Leonie plötzlich die Bügel los und sich hintenüberfallen. Sie plumpst in den Sand, fängt wieder an zu weinen, Obi stimmt ein. Diesmal hebe ich sie sofort hoch und drücke sie an mich.
    Zum Glück habe ich jede Menge Gummimannles dabei. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie die anderen Eltern registrieren, dass sich Leonie beruhigt, sobald ich sie auf den Arm nehme. Je mehr ich mich um die Kleine kümmere, desto mehr mögen sie mich. Von nun an werde ich einfach nicht mehr von ihrer Seite weichen.
    Die nächste Stunde spielt Leonie ganz friedlich im Sand. Sie leiht sich hier ein Förmchen und da ein Bobbycar. Wenn sie Durst hat, nimmt sie sich einfach eine Trinkflasche, die am Sandkastenrand steht, oder läuft zu einem Elternteil, das gerade sein Kind füttert, und schnorrt sich etwas zu essen. Sie ist wirklich selbstständiger, als ich dachte.
    Mittlerweile ist auch Herr Fröhlich mit seinem Sohn Paul dazugestoßen. Der Kleine ist ein echter Racker: Sobald sein Vater wegschaut, schubst und haut er die anderen Kinder. Ich starre ihn nur böse an, damit er und sein Vater uns nicht zu nahe kommen. Aber Herr Fröhlich gesellt sich eh zum Architekten, der nun ganz damit beschäftigt ist, Paul davon abzuhalten, seinen kleinen Obi zu verprügeln.
    Irgendwann will Leonie schaukeln. Als ich sie frage, ob sie das denn schon allein könne, schüttelt sie ehrlich den Kopf.
    Das Holzgerüst mit den Schaukeln ist das Zentrum des Spielplatzes. Ganz brav stehen die Kinder mit ihren Eltern Schlange. Jeder darf etwa eine Minute schaukeln, dann ist das nächste Kind an der Reihe. Nur der kleine Paul drängelt sich vor.
    »Hey«, rufe ich streng. »Hinten anstellen. Wir sind hier nicht im Klub.«
    Der Junge schaut mich böse an, geht zu Leonie und schubst sie. Leonie fällt um, und prompt füllen sich ihre großen Kulleraugen mit Tränen. Obwohl ich den starken Drang verspüre, dem verzogenen Kerlchen zu zeigen, wer hier der Stärkere ist, muss ich mich an meine neue, väterlich-pädagogische Richtung halten. Ich nehme Leonie ein wenig beiseite und flüstere ihr ins Ohr, was sie als Nächstes machen soll. Leonie nickt.
    Dann geht sie zu Paul, der direkt vor ihr in der Schlange steht, und klopft ihm von hinten auf die Schulter. Als er sich umdreht, zeigt sie ihm ihr schönstes Lächeln – und boxt ihn in den Bauch. Das zeigt leider nicht so viel Wirkung, wie ich erhofft hatte, aber immerhin setzt sich der Junge erstaunt auf den Hosenboden. Am Rand des Sandkastens springt Herr Fröhlich auf und stapft über Förmchen, Schäufelchen und Kinder hinweg auf mich zu wie ein Bulle in der Arena.
    »Ihre Tochter hat meinen Sohn geschlagen, ich habe es genau gesehen!«, brüllt er. »Das werde ich Herrn Ainberger melden.«
    »Der Kleine ist doch Träger des Goldenen Bubsi«, frotzele ich, »da wird er wohl einen Stupser von einem Mädchen wegstecken.«
    Leonie marschiert an Paul vorbei, der noch immer verdattert im Sand sitzt. Dann hockt sie sich neben ihn und fängt an, ein neues Sandloch zu buddeln. Paul hilft sofort mit, der Streit scheint vergessen.
    Ich deute auf die beiden. »Sehen Sie.«
    Bevor Herr Fröhlich etwas erwidern kann, steigt das Kind vor uns von der Schaukel, und wir sind an der Reihe. Ich schnappe mir Leonie und nehme sie auf den Schoß. Herr Fröhlich will uns unbedingt

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