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Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Dreibettzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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lächelt aber brav in die Linse. Ich dagegen mache ein gequältes Gesicht, für das ich mich nicht mal verstellen muss. Anne wird mich später dafür hassen, aber mein Chef wird mich lieben.
    Hinter Herrn Fröhlich hakt nun ein Mann im Froschkostüm eine rote Schnur zwischen den Fahrgästen und Zuschauern ein und trennt Fröhlich von seiner Familie. Aber anstatt schnell zurückzuspringen, begibt er sich lachend mit uns in den Zug. Offenbar hat selbst der perfekte Vater nichts gegen ein bisschen Zeit ohne seine Liebsten.
    »Wir treffen uns dann später dahinten«, ruft Frau Fröhlich und deutet in Richtung Bällebad, woraufhin Paula und Paul losstürmen, als gäbe es dort Konsolen mit Ballerspielen geschenkt.
    Wenig später sitzen wir mit Herrn Fröhlich im Fun-Farm-Furten-Frog. Einerseits finde ich das Gefährt gar nicht schlecht, um mir einen Überblick zu verschaffen. Andererseits ist mir als Kind schon auf einer normalen Schaukel übel geworden.
    Kaum ist der Fun-Frog losgeruckelt, spüre ich erneut meinen Magen rebellieren. Blöderweise habe ich im Gegensatz zu Leonie keine Wechselwäsche dabei. Nach dem Saunatiefpunkt kann ich mir nicht noch ein Fiasko erlauben. Vor allem nicht in Gegenwart von Herrn Fröhlich, diesem selbst ernannten Chronisten des Familienwahnsinns.
    Dem scheint die Ruckelei überhaupt nichts auszumachen, genauso wenig wie Anne und Mr. Perfect. Aber die sind ja auch schon länger Eltern. Gott, ist mir schlecht. Verdammter Heringssalat!
    Herr Fröhlich unterhält sich mit Anne von Mutter zu Mutter, knipst den Park, das kleine Affengehege, die Hüpfburg, die Riesenrutsche, verschiedene Sandkastenlandschaften und ein Trampolin, an das die Kinder mit Seilen festgebunden werden, um nicht wegzufliegen. Dabei murmelt er immer wieder blöde Sprüche wie »Sonne lacht, Blende acht« oder »Grinse, grinse, in die Linse«.
    Letzteres kriege ich mehr als einmal zu hören, denn unglücklicherweise bin ich sein Lieblingsmotiv. Wahrscheinlich wittert er, dass ich für einen potenziellen Schnappschuss gut bin.
    Streitende Pärchen, deren Schimpftiraden ich für meinen Artikel notieren könnte, sehe ich leider nirgendwo.
    Rund dreißig Hüpfer später halte ich eher nach Kotztüten Ausschau, leider vergeblich. Ich beiße die Zähne zusammen. Das einzige Gefäß in der Nähe ist Leonies grüner Ranzen mit dem Proviant, und der kommt nicht einmal für absolute Notfälle infrage. Als der Furten-Frog um die nächste Kurve biegt, muss ich sauer aufstoßen.
    »Caspar krank«, stellt Leonie fest und flüstert verschwörerisch: » Papa krank.« Ich nicke schwach und stecke ihr zur Belohnung ein Gummimannle zu, obwohl sich beim Gedanken an das süße Zeug mein Magen umdreht. Herr Fröhlich schießt noch ein Foto, sieht es sich auf seiner Kamera an, schaut zu mir und lacht erleichtert auf.
    »Puh! Sie sind ja echt so grün! Ich dachte schon, mein Farbfilter wäre kaputt.«
    »Ist alles okay?«, fragt mich Anne. Wie ich diese Frage hasse!
    Wenig später ist es in der Bahn still geworden, offenbar bin ich nicht der Einzige, dem die Fahrt auf den Magen schlägt. Nur Leonie kiekst munter auf Mr. Perfects Schoß, der kleine Ranzen steht auf dem Boden. Ein erneuter Ruck schaltet die Waschmaschine in meinem Magen auf Schleudergang. Ich spüre, wie ich allmählich mein Hemd durchschwitze, was Herr Fröhlich sofort dokumentiert. Zum Glück ist diese Fahrt gleich zu Ende.
    »Möchte jemand einen Keks?«, fragt mich Anne und kramt in Leonies kleinem Rucksack. Tabletten gegen Reiseübelkeit wären mir lieber.
    »Ich hätte ja mehr Lust auf ein Fischbrötchen«, stichelt Mr. Perfect. »Vielleicht eines mit Heringssalat – so richtig schön matschig.« Meine Kehle schnürt sich zu. Ich unterdrücke einen Rülpser und presse die Hand vor den Mund.
    »Darf ich?«, flüstere ich und greife nach Leonies Rucksack. Anne merkt sofort, was ich vorhabe, und versucht, mir das Teil zu entreißen.
    »Du wirst nicht in den Ranzen meiner Tochter kotzen!«, höre ich ihre hysterische Stimme. Mein Magen krampft sich zusammen. Etwas Säuerliches steigt in mir hoch. Schnell nimmt mir Anne den Rucksack weg. Ich schaue mich Hilfe suchend nach einem Gefäß um, entdecke aber nur die rote Notbremse und ziehe sie.
    Der Zug bremst mit metallischem Quietschen und einem letzten Ruck, der mir den Rest gibt. Herr Fröhlich klammert sich an eine grüne Metallstange. »Vorsicht, Kinder!«, mahnt er lächelnd.
    »Was macht ihr denn für einen Quak?«, höre ich

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