Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Dreibettzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Dreibettzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
Vom Netzwerk:
Hauses werden. Sein Hauptaufgabenbiet ist die Fitness der Kunden. Dafür sorgt eine Kooperation mit seiner Kette »Mr. & Mrs. Perfect«. Neben der Leibesertüchtigung will er Seminare für »Manager und Macher« anbieten, um die »verweichlichten Typen von heute wieder in die Spur zu bringen«. Den Plan haben sie schon vor einem Jahr geschmiedet, als mein Chef Mr. Perfect auf einem Managementseminar kennenlernte. Seitdem haben sie nur auf die richtige Gelegenheit gewartet, das »Wilde Mannle« in Misskredit zu bringen. Dass ein Taugenichts wie ich in diesem Hotel für Unruhe sorgen würde, war für meinen Chef abzusehen, vor allem wenn er dazu noch Anne auf mich ansetzt. Dieses Hotel stellt für die beiden ein Versuchsobjekt dar. Wenn die Umwandlung zur Männerbastion gut funktioniert, sollen weitere Filialen hinzukommen.
    »Das ›Wilde Mannle‹ ist eben mehr als ein Hotel, es ist ein Symbol für Maskulinität«, schlussfolgert Mr. Perfect. Klingt eher wie der Club der toten Chauvinisten.
    »Ich dachte schon, Hartmanns Artikel reicht vielleicht nicht, um das Hotel in den Ruin zu treiben, aber jetzt bringen die ganzen Kollegen ihre Verrisse. Die können den Laden hier dichtmachen. Dann werden sie uns die Bude hinterherschmeißen.« Schade lächelt zufrieden, zieht eine Packung Zigarillos aus der Tasche seines Bademantels und steckt sich einen an. Mr. Perfect schaut kurz überrascht, aber Schade winkt ab.
    »Bald gehört der Laden hier eh mir. Wenn du erst mal das neue Gesicht unserer Kette bist, dann rauchst du hier auch.« Er macht eine ausholende Geste. »Männerbastion – daheim ist, wo der Herr der Mann ist.« Er hält Mr. Perfect die Zigarillos hin, der nimmt sich einen und schießt wenig später mit wippendem Unterkiefer genüsslich ein paar Rauchringe durchs Spa.
    »Wo ist eigentlich diese scharfe Praktikantin, die du dabeihattest?«, will er wissen.
    Mein Chef grinst. »Ach, die kannst du vergessen, die quatscht den ganzen Tag. Außerdem hatte die was mit Hartmann. Du willst doch nicht sein Lochschwager werden!«
    Beide brechen in prustendes Gelächter aus. Ich verspüre das starke Bedürfnis, sie mit dem Handtuchständer zu erschlagen.
    »Als ich Nadine erklärt habe, dass die Stelle bereits vergeben ist, hat sie ihre Sachen gepackt und das Zimmer gewechselt.« Schade drückt seinen Zigarillo in der Hydrokultur einer grünen Schlingpflanze aus.
    Ich spüre, wie mir die Wut die Kehle zuschnürt. Schade und Mr. Perfect haben das alles geplant: Mein Verriss soll den Wert des Hotels drücken. Aber das hieße ja …
    »Adoré spielt in einer ganz anderen Liga«, behauptet mein Chef und bläst Rauch auf die glühende Spitze seines Zigarillos. »Auf die Idee mit dieser bescheuerten Paleo-Wanderung wäre ich nie gekommen. Von wegen jede PR ist gute PR. Schlechte Presse bringt viel mehr! Die Kleine ist genial!«
    Schade raucht zufrieden vor sich hin. Offenbar steckt Adoré mit meinem Chef unter einer Decke – im wahrsten Sinne des Wortes.
    »Sie kommt übrigens gleich noch und bringt ein Fläschchen Schlampampus mit.« Schade zwinkert Mr. Perfect anzüglich zu. »Zum Anstoßen.«
    Ich kann nicht fassen, was ich da höre.
    »Na, dann steck mal einen Gruß mit rein«, blökt Mr. Perfect. Das ist hier ja wie in der schlimmsten Chauvi-Sitcom!
    »Nächste Runde?«, fragt Schade und deutet auf die Sauna vor ihnen, aber Mr. Perfect winkt ab.
    »Nee, nee, ich bin noch immer wettkampfgeschwächt. Außerdem muss ich rauf, bin doch jetzt im Zimmer mit Leonie und Anne. Du weißt ja, wie die ist.«
    Schade nickt mitleidig.
    Mr. Perfect stützt sich an der Plastiklehne des Liegestuhls in die Höhe, Herr Schade erhebt sich ebenfalls. Die beiden schütteln sich die Hand.
    »Ich liebe es, mit Profis zu arbeiten«, sagt mein Chef grinsend.
    »Dito«, entgegnet Mr. Perfect und wendet sich zum Gehen.
    Kaum ist er verschwunden, erscheint Adoré aus einer Tür, die eigentlich dem Personal vorbehalten ist. Oben ohne. Sie trägt ein Handtuch um die Hüften geschlungen, einen Champagnerkübel in der freien Hand und begrüßt meinen Chef mit einem langen Kuss. Wie in der Parodie eines James-Bond-Films.
    Bei dem Gedanken daran, dass meine ehemalige große Liebe mit meinem Chef schläft, wird mir jetzt doch übel. Keine Ahnung, was ich alles in Adoré hineininterpretiert habe, aber offenbar macht Liebe nicht nur blind, sondern auch doof.
    Zu meinem Glück beschließen die beiden, ihr Geturtel in der Sauna fortzusetzen, wo Schade Adoré

Weitere Kostenlose Bücher