Dreifach
Instandhaltungsingenieure an die amerikanische Luftwaffe verkauft. Danach entwikkelte die Firma sich stetig aufwärts. In den späten fünfziger Jahren las Pedler ein Buch über chemische Kriegsführung, bemühte sich um einen großen Verteidigungsauftrag zur Lieferung einer Reihe von Lösungen, die verschiedene Arten chemischer Waffen neutralisieren sollten, und bekam ihn auch.
Die Firma F. A. Pedler war Militärlieferant geworden, klein, aber sicher und profitabel. Die gemietete Scheune war zu einem begrenzten Komplex einstöckiger Gebäude angewachsen. Franz heiratete wieder – seine erste Frau war in den Bombardements von 1944 umgekommen – und zeugte ein Kind. Aber im tiefsten Inneren war er immer noch Opportunist, und als er hörte, daß ein kleiner Berg Uranerz billig los geschlagen werden sollte, roch er Gewinn.
Das Uran gehörte einer belgischen Gesellschaft namens Société Générale de la Chimie. Sie war eine der Korporationen, welche die afrikanische Kolonie Belgiens, den mineralreichen Kongo, ausbeuteten. Nach dem Rückzug der Belgier im Jahr 1960 blieb »Chimie« im Kongo; aber da sie wußte, daß alle, die nicht freiwillig gingen, letzten Endes hinausgeworfen werden würden, setzte die Gesellschaft alle Anstrengungen daran, so viel Rohmaterial wie möglich nach Hause zu transportieren, bevor die Tore sich hermetisch schlossen. Zwischen 1960 und 1965 sammelte sie einen riesigen Vorrat von Yellow Cake in ihrer Raffinerie nahe der niederländischen Grenze an. Zum Unglück der Gesellschaft hatte man inzwischen ein Abkommen über die Einstellung von Kernwaffenversuchen ratifiziert, und als die Gesellschaft schließlich aus dem Kongo ausgewiesen wurde, gab es nur wenige Urankäufer. Das YellowCake lagerte in einem Silo und blockierte das knappe Kapital.
F. A. Pedler verwendete nicht sehr viel Uran bei der Herstellung seiner Farbstoffe. Doch Franz liebte Spielchen dieser Art: Der Preis war niedrig, er konnte ein wenig dadurch verdienen, daß er das Zeug veredeln ließ, und wenn sich der Uranmarkt verbesserte –, was früher oder später der Fall sein würde –, würde er einen gewaltigen Gewinn erzielen. Also kaufte er Uran.
Nat Dickstein mochte Pedler sofort. Der Deutsche war ein rüstiger Dreiundsiebzigjähriger, der immer noch alle Haare und ein Funkeln in den Augen hatte. Sie trafen sich an einem Samstag. Pedler trug eine auffällige Sportjacke und eine rehbraune Hose, sprach hervorragend Englisch mit amerikanischem Akzent und reichte Dickstein ein Glas Sekt.
Zuerst gingen sie vorsichtig miteinander um. Schließlich hatten sie in einem Krieg, der grausam für beide gewesen war, auf verschiedenen Seiten gekämpft: Aber Dickstein hatte nie Deutschland, sondern den Faschismus für seinen Feind gehalten. Er war deshalb nervös, weil Pedler sich unbehaglich fühlen könnte; offenbar galt das gleiche für den Deutschen.
Dickstein hatte von seinem Hotel in Wiesbaden aus angerufen, um eine Verabredung zu treffen. Er war schon ungeduldig erwartet worden. Der ansässige israelische Konsul hatte Pedler mitgeteilt, daß Herr Dickstein, ein hoher Beschaffungsoffizier der Armee, mit einer langen Einkaufsliste unterwegs sei. Pedler hatte vorgeschlagen, am Samstagmorgen, wenn seine Fabrik leer war, einen kurzen Rundgang mit anschließendem Mittagessen in seinem Haus zu machen.
Wäre Dickstein ein echter Kunde gewesen, der Rundgang hätte ihn abschrecken müssen. Die Fabrik war kein Renommierstück deutscher Tüchtigkeit, sondern eine Ansammlung alter Baracken und unordentlicher, mitMaterial aller Art vollgestopfter Höfe, in denen ein penetranter Geruch herrschte.
Nachdem er die halbe Nacht über einem Lehrbuch für Chemie-Ingenieure gesessen hatte, konnte Dickstein ein paar intelligente Fragen über Rührapparate, Ablenkplatten, Materialbeförderung, Qualitätskontrolle und Verpakkung stellen. Er verließ sich darauf, daß die Sprachbarriere Fehler vertuschen würde. Es schien zu funktionieren.
Die Situation war höchst ungewöhnlich. Dickstein mußte die Rolle des Käufers spielen, Zweifel und Zögern vortäuschen und sich von dem Verkäufer umwerben lassen, während er in Wirklichkeit hoffte, Pedler in eine Beziehung zu locken, die der Deutsche nicht lösen konnte und wollte. Dickstein brauchte Pedlers Uran, doch darum würde er sich auf keinen Fall bemühen. Statt dessen würde er versuchen, Pedler in eine Lage zu manövrieren, in der sein Lebensunterhalt von Dickstein abhing.
Nach dem Rundgang fuhr
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