Dreifach
nächsten arabischen Armee, die unsere Grenzen überschreitet, permanenten und lähmenden Schaden zufügen oder jedenfalls die Macht dazu haben. Was wir brauchen, sind nukleare Waffen.‹«
Dickstein schwieg einen Moment lang, dann stieß er langsam pfeifend den Atem aus. Es war eine jener phantastischen Ideen, die völlig einleuchtend scheinen, sobald sie geäußert worden sind. Dadurch würde sich alles ändern. Er versuchte, die Schlußfolgerungen zu verdauen. Zahllose Fragen bestürmten ihn. War es technisch machbar? Würden die Amerikaner helfen? Würde das israelische Kabinett seine Zustimmung geben? Würden die Araber mit ihrer eigenen Bombe zurückschlagen? Schließlich sagte er: »Ein kluger Knabe im Verteidigungsministerium? Haha. Der Vorschlag stammte von Moshe Dayan.«
»Kein Kommentar.«
»War das Kabinett einverstanden?«
»Es gab eine lange Debatte. Gewisse achtbare Politiker argumentierten, daß sie nicht so weit hierhergekommen wären, um den Nahen Osten in einem atomaren Holocaust untergehen zu sehen. Aber die Opposition versteifte sich vor allem auf das Argument, daß sich die Araber auch eine Bombe verschaffen würden, wenn wir eine besäßen, und daß wir damit wieder von vorne anfangen könnten. Wie sich herausstellte, war das ihr großer Fehler.« Borg griff in seine Tasche und zog ein kleines Plastikkästchen hervor. Er übergab es Dickstein. Dickstein knipste die Innenbeleuchtung an und untersuchte das Kästchen. Es hatte eine Seitenlänge von ungefähr vier Zentimetern, war flach und blau. Als er es öffnete, enthüllte er einen kleinen Umschlag, der aus schwerem, vor Licht schützendem Papier bestand. »Was ist das?«
»Ein Physiker namens Friedrich Schulz besuchte Kairo im Februar«, sagte Borg. »Er ist Österreicher, arbeitet aber in den Vereinigten Staaten. Anscheinend verbrachte er seinen Urlaub in Europa, aber seine Flugkarte nach Ägypten wurde von der ägyptischen Regierung bezahlt. Ich ließ ihn beschatten, aber er entwischte unserem Mann und verschwand für 48 Stunden in der westlichen Wüste. Wir wissen von Satellitenfotos des CIA, daß in diesem Teilder Wüste ein großes Bauvorhaben durchgeführt wird. Als Schulz zurückkam, hatte er dies in der Tasche. Es ist ein Taschendosimeter. Der Umschlag, der lichtundurchlässig ist, enthält ein Stück eines gewöhnlichen Films. Man trägt das Kästchen in der Tasche oder heftet es an den Aufschlag oder den Hosengürtel. Wenn man einer Strahlung ausgesetzt ist, trübt sich der Film nach der Entwicklung. Dosimeter werden routinemäßig von jedem getragen, der ein Atomkraftwerk besucht oder darin arbeitet.«
Dickstein knipste das Licht aus und gab Borg das Kästchen zurück. »Du meinst also, daß die Araber schon Atombomben herstellen«, sagte er leise.
»Richtig.« Borg sprach unnötig laut.
»Deshalb hat das Kabinett Dayan ermächtigt, eine eigene Bombe zu produzieren.«
»Im Prinzip ja.«
»Was soll das heißen?«
»Es gibt ein paar praktische Schwierigkeiten. Die Mechanik der Sache ist einfach – das eigentliche Uhrwerk der Bombe sozusagen. Jeder, der eine konventionelle Bombe anfertigen kann, kann eine Atombombe herstellen. Das Problem ist, sich das explosive Material, das heißt Plutonium, zu verschaffen. Man erhält Plutonium aus einem Atomreaktor. Es ist ein Nebenprodukt. Wir haben einen Reaktor bei Dimona in der Negev-Wüste. Wußtest du das?«
»Ja.«
»Es ist unser am schlechtesten gehütetes Geheimnis. Wir haben jedoch nicht die Apparatur, um das Plutonium dem verbrauchten Brennstoff zu entziehen. Wir könnten eine Wiederaufbereitungsanlage bauen, aber das Problem ist, daß wir kein eigenes Uran besitzen, mit dem wir den Reaktor füttern könnten.«
»Einen Moment.« Dickstein legte die Stirn in Falten. »Wir müssen doch Uran haben, um den Reaktor normal zu betreiben.«
»Korrekt. Wir erhalten es aus Frankreich, und es wirdunter der Bedingung geliefert, daß wir den verbrauchten Brennstoff zur Wiederaufbereitung zurückgeben, damit sie das Plutonium bekommen.«
»Andere Lieferanten?«
»Würden dieselbe Bedingung stellen – sie ist Teil des Atomwaffensperrvertrages.«
»Aber die Leute in Dimona könnten ein wenig von dem verbrauchten Brennstoff abzweigen, ohne daß jemand etwas merkt.«
»Nein. Aus der Menge des ursprünglich gelieferten Urans läßt sich präzise errechnen, wieviel Plutonium am anderen Ende herauskommt. Und sie wiegen es sorgfältig ab – es ist teures Zeug.«
»Das Problem ist also,
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