Dreifach
arbeitete als Leibwächter in Kairo und merkte, daß er verfolgt wurde. Der Verfolger war ein israelischer Agent namens Tofik. Maraji hat keine Außendienstagenten in der Stadt, deshalb wurde dieBitte des Leibwächters um Aktion an mich weitergereicht. Ich schnappte Tofik.«
Assam grunzte entrüstet. »Schlimm genug, sich beschatten zu lassen. Noch schlimmer, sich an die falsche Abteilung um Hilfe zu wenden. Unglaublich.«
»Vielleicht können wir etwas unternehmen, mein Cousin.«
Assam kratzte sich an der Nase. Die schweren Ringe an seiner Hand blitzten dabei auf. »Sprich weiter.«
»Berichte dem Direktor von Tofik. Melde ihm, daß Maraji – trotz seiner erheblichen Talente – bei der Auswahl seiner Männer Fehler macht, da er im Vergleich zu jemandem wie dir jung und unerfahren ist. Bestehe darauf, daß du für das Personal am Kattara-Projekt verantwortlich sein solltest. Dann besetze dort einen Posten mit einem Mann, der uns ergeben ist.«
Assam nickte langsam. »Ich verstehe.«
Kawash sah den Erfolg zum Greifen nahe. Er beugte sich vor. »Der Direktor wird dir dankbar sein, weil du diese Nachlässigkeit in einer Sache von höchster Geheimhaltungsstufe entdeckt hast. Und du wirst in der Lage sein, alles im Auge zu behalten, was Maraji tut.«
»Das ist ein sehr guter Plan«, lobte Assam. »Noch heute spreche ich mit dem Direktor. Ich bin dir dankbar, Cousin.«
Kawash wollte noch etwas sagen – das Wichtigste –, und zwar im bestmöglichen Moment. In ein paar Minuten, entschied er. Er stand auf. »Bist du nicht schon immer mein Gönner gewesen?«
Sie traten Arm in Arm in die Hitze der Stadt hinaus. »Und ich werde sofort einen geeigneten Mann finden«, sagte Assam.
»Ach ja«, fiel Kawash ein, als wäre es eine weitere unbedeutende Einzelheit. »Ich habe einen Mann, der ideal wäre. Er ist intelligent, erfinderisch und sehr diskret – und der Sohn meines Schwagers.«
Assams Augen verengten sich. »Er würde also auch dir Bericht erstatten.«
Kawash schien verletzt. »Wenn meine Bitte übertrieben ist ...« Er breitete die Hände zu einer Geste der Resignation aus.
»Nein«, sagte Assam. »Wir haben einander doch immer geholfen.«
Sie erreichten die Ecke, an der sie sich trennen mußten. Kawash strengte sich an, das Triumphgefühl nicht an seiner Miene sehen zu lassen. »Ich werde den Mann zu dir schicken. Du wirst sehen, er ist hundertprozentig zuverlässig.«
»In Ordnung«, stimmte Assam zu.
*
Pierre Borg kannte Nat Dickstein seit zwanzig Jahren. Damals, im Jahre 1948, war Borg überzeugt, daß der Junge, ungeachtet des Streiches mit der Schiffsladung Maschinenpistolen, nicht zum Agenten tauge. Er war schmächtig, blaß, schüchtern und unansehnlich gewesen. Aber die Entscheidung hatte nicht bei Borg gelegen, und man hatte Dickstein auf die Probe gestellt. Borg hatte rasch anerkennen müssen, daß der Junge bei aller Unscheinbarkeit selten ausgekocht war. Er besaß auch einen Charme, den Borg nicht durchschaute. Manche Frauen im Mossad waren verrückt nach ihm, während andere ihn nicht leiden konnten. Dickstein zeigte ohnehin kein Interesse – in seiner Akte stand: »Geschlechtsleben: keines«.
Im Laufe der Jahre waren Dicksteins Geschick und Selbstvertrauen gewachsen, und nun verließ sich Borg mehr auf ihn als auf jeden anderen. Wenn Dickstein mehr persönlichen Ehrgeiz gehabt hätte, säße er jetzt vielleicht sogar auf Borgs Stuhl.
Trotzdem glaubte Borg nicht, daß Dickstein seinen Auftrag würde erfüllen können. Das Resultat der politischenDebatte über Atomwaffen war einer jener blödsinnigen Kompromisse, welche die Arbeit der Beamten so verdarben: Man hatte nur unter der Bedingung zugestimmt, das Uran stehlen zu lassen, daß niemand – jedenfalls für viele Jahre – wissen würde, daß Israel der Dieb gewesen war. Borg hatte gegen den Beschluß angekämpft. Er war für einen plötzlichen, blitzschnellen Piratenakt gewesen, und zum Teufel mit den Konsequenzen. Eine etwas ausgewogenere Art, die Dinge zu lösen, hatte sich im Kabinett durchgesetzt; aber es blieb Borg und seiner Mannschaft überlassen, diese Entscheidung in die Praxis umzusetzen.
Es gab auch noch andere Männer im Mossad, die einen vorgegebenen Plan so gut ausführen konnten wie Dickstein. Mike, der Leiter der Sondereinsätze, war ein solcher, und Borg selbst schließlich auch. Aber es gab niemanden außer Dickstein, zu dem Borg hätte sagen können: Das ist das Problem – löse es.
Die beiden Männer
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