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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Schulter. Er setzte ein entschuldigendes Lächeln auf, drehte sich um und sagte auf französisch: »Leider haben Sie den falschen ...«
    Ihr Kleid war bis zur Taille hoch geschoben, ihr Gesicht war vor Lust gerötet, und sie küßte Yasif Hassan.
    »Du bist es wirklich!« rief Yasif Hassan.
    Und dann verlor Dickstein – unter der schrecklichen Wucht der Erinnerung an jenen Morgen in Oxford vor zwanzig Jahren – einen Moment lang die Beherrschung, sein Training ließ ihn im Stich, und er machte den größten Fehler seiner Karriere. Er starrte den anderen schokkiert an und sagte: »Du lieber Himmel! Hassan.«
    Hassan lächelte und streckte die Hand aus. »Wie lange ... es muß ... mehr als zwanzig Jahre her sein!« Dickstein schüttelte mechanisch die ihm dargebotene Hand. Er war sich seines Schnitzers bewußt und versuchte, sich zusammenzureißen. »Bestimmt«, murmelte er. »Was machst du denn hier?«
    »Ich wohne in Luxemburg. Und du?«
    »Ich reise gerade ab.« Dickstein beschloß, so schnell wie möglich zu verschwinden, bevor er sich noch weiteren Schaden zufügen konnte. Der Angestellte reichte ihm das Kreditkartenformular, und er kritzelte »Ed Rodgers« darauf. Ein Blick auf seine Armbanduhr. »Verdammt, ich darf mein Flugzeug nicht verpassen.«
    »Mein Wagen steht draußen«, sagte Hassan. »Ich bringe dich zum Flugplatz. Wir müssen miteinander reden.«
    »Ich habe ein Taxi bestellt ...«
    Hassan wandte sich an den Angestellten. »Machen Sie die Bestellung rückgängig – geben Sie dem Fahrer dies für seine Mühe.« Er schob ein paar Münzen hinüber.
    »Ich habe es wirklich eilig«, drängte Dickstein.
    »Dann komm schon!« Hassan nahm Dicksteins Koffer und ging hinaus.
    Dickstein, der sich hilflos, dumm und unfähig vorkam, folgte ihm.
    Sie stiegen in einen verbeulten englischen Zweisitzer. Dickstein musterte Hassan, während dieser den Sportwagen aus dem Parkverbot in den Verkehr einfädelte. Der Araber hatte sich verändert, und es lag nicht nur an den Jahren. Die grauen Strähnen in seinem Schnurrbart, seine fülliger gewordene Taille, seine tiefere Stimme – all das war zu erwarten gewesen. Aber es gab noch einen anderen Unterschied. Hassan war Dickstein immer wie der Prototyp des Aristokraten vorgekommen. Er hatte bedächtig, leidenschaftslos und etwas gelangweilt gewirkt, während alle anderen jung und leicht erregbar gewesen waren. Nun schien seine Arroganz verschwunden zu sein. Er glich seinem Wagen: recht mitgenommen und von einer Aura des Getriebenseins umgeben. Immerhin hatte Dickstein sich schon früher gefragt, wieviel an Hassans Aristokratenerscheinung nur eine Pose war. Dickstein fand sich mit den Konsequenzen seines Fehlers ab und versuchte, das Ausmaß des Schadens zu ermitteln. »Du wohnst jetzt also hier?«
    »Meine Bank hat hier ihre europäische Zentrale.«
    Vielleicht ist er also immer noch reich, dachte Dickstein. »Welche Bank ist das?«
    »Die Cedar Bank of Libanon.«
    »Wieso in Luxemburg?«
    »Es ist ein bedeutendes Bankzentrum«, erwiderte Hassan. »Die Europäische Investitionsbank hat ihren Sitz in Luxemburg, und es gibt hier eine internationale Börse. Aber wie sieht’s bei dir aus?«
    »Ich lebe in Israel. Mein Kibbuz hat sich auf Wein spezialisiert – ich halte nach europäischen Absatzmöglichkeiten Ausschau.«
    »Du trägst Eulen nach Athen.«
    »Das glaube ich langsam auch.«
    »Vielleicht kann ich dir helfen, wenn du zurückkommst. Ich habe eine Menge Kontakte und könnte ein paar Besprechungen für dich arrangieren.«
    »Vielen Dank. Ich werde dein Angebot nicht vergessen.« Im schlimmsten Fall, dachte Dickstein, kann ich die Termine einhalten und wenigstens etwas Wein verkaufen.
    »Nun ist dein Heim also in Palästina und meines in Europa.« Sein Lächeln wirkte gezwungen.
    »Wie kommt die Bank zurecht?« fragte Dickstein. Hatte »meine Bank« bedeutet »die Bank, die mir gehört« oder »die Bank, die ich leite« oder »die Bank, bei der ich arbeite«?
    »Oh, ausnehmend gut.«
    Sie hatten sich offenbar nicht viel mehr zu sagen. Dickstein hätte sich gern danach erkundigt, was mit Hassans Familie in Palästina geschehen war, wie sein Verhältnis mit Eila Ashford geendet hatte und warum er einen Sportwagen fuhr. Aber er fürchtete, daß die Antworten – entweder für Hassan oder für ihn selbst – schmerzlich sein würden.
    »Bist du verheiratet?« fragte Hassan.
    »Nein. Und du?«
    »Nein.«
    »Wie seltsam.«
    Hassan lächelte. »Wir gehören eben nicht zu

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