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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sich das falsche Opfer ausgesucht. Ihre Verletzungen deuteten auf einenProfi hin: Der Mann, der sie ihnen zugefügt hatte, mußte Soldat, Polizist, Leibwächter – oder Agent sein. Nach einem solchen Vorfall war jeder Israeli, der am nächsten Morgen überstürzt abflog, einer Überprüfung wert.
    Hassan fuhr zum Alfa-Hotel zurück und sprach mit dem Empfangschef. »Ich war vor einer Stunde hier, als einer Ihrer Gäste sich abmeldete. Erinnern Sie sich?«
    »Ich glaube, ja.«
    Hassan gab ihm zweihundert Luxemburger Francs. »Würden Sie mir sagen, unter welchem Namen er sich eingetragen hat?«
    »Natürlich.« Der Angestellte zog einen Ordner zu Rate. »Edward Rodgers von der Zeitschrift Science International .«
    »Nicht Nathaniel Dickstein?«
    Der Angestellte schüttelte geduldig den Kopf.
    »Würden Sie nachsehen, ob sich überhaupt ein Nathaniel Dickstein aus Israel eingetragen hat?«
    »Gern.« Der Empfangschef benötigte mehrere Minuten, um ein dickes Bündel Papiere durchzusehen. Hassans Erregung verstärkte sich. Wenn Dickstein sich unter einem falschen Namen eingetragen hatte, war er kein Weinvertreter – was konnte er also anderes sein als ein israelischer Agent? Schließlich klappte der Mann seinen Ordner zu und blickte auf. »Ganz bestimmt nicht.«
    »Vielen Dank.« Hassan verließ das Hotel. Auf der Fahrt ins Büro war er strahlender Laune. Er hatte seine Intelligenz eingesetzt und etwas Wichtiges entdeckt. Sobald er an seinem Schreibtisch saß, entwarf er eine Nachricht.

    MUTMASSLICHER ISRAELISCHER AGENT HIER ENTDECKT.
NAT DICKSTEIN ALIAS ED RODGERS.
EIN METER ACHTUNDSECHZIG, SCHLANK GEBAUT,
DUNKLES HAAR, BRAUNE AUGEN, ALTER ETWA VIERZIG.Er verschlüsselte die Botschaft, setzte ein weiteres Codewort an die Spitze und sandte es über Telex an die ägyptische Zentrale der Bank. Sie würde nie dort ankommen, denn das zusätzliche Codewort instruierte das Postamt in Kairo, das Telex an die Abteilung für Allgemeine Nachforschungen umzuleiten.
    Es war natürlich eine Enttäuschung, die Botschaft abzuschicken. Von der anderen Seite würde es keine Reaktion, keinen Dank geben. Hassan blieb nichts anderes übrig, als wieder seine Bankarbeit aufzunehmen und alle Tagträume zu verbannen.
    Dann rief Kairo ihn doch an.
    Das war noch nie der Fall gewesen. Manchmal schickte man ihm Telegramme, Fernschreiben oder sogar Briefe – alle verschlüsselt, wie es sich verstand. Ein- oder zweimal hatte er Leute von arabischen Botschaften getroffen und mündliche Anweisungen erhalten. Aber man hatte ihn noch nie angerufen. Sein Bericht mußte mehr Aufsehen erregt haben, als er erwartet hatte.
    Der Anrufer wollte mehr über Dickstein erfahren. »Ich möchte die Identität des Mannes klären, der in Ihrer Botschaft erwähnt wird. Trug er eine runde Brille?«
    »Ja.«
    »Sprach er Englisch mit einem Cockney-Akzent? Würden Sie einen solchen Akzent erkennen?«
    »Zweimal ja.«
    »Bemerkten Sie eine Nummer, die auf dem Unterarm tätowiert ist?«
    »Heute habe ich sie nicht gesehen, aber ich weiß, daß er sie hat ... Vor Jahren waren wir zusammen an der Oxford University. Ich bin völlig sicher, daß er es ist.«
    »Sie kennen ihn?« In der Stimme aus Kairo drückte sich Erstaunen aus. »Ist diese Information in Ihrer Akte?«
    »Nein, ich habe nie ...«
    »Dann sollte sie es sein«, sagte der Mann ärgerlich. »Wie lange sind Sie schon bei uns?«
    »Seit 1957.«
    »Deshalb also ... Damals sah es noch anders aus. Gut, hören Sie jetzt zu. Dieser Mann ist ein sehr wichtiger ... Kunde. Wir wollen, daß Sie ihn rund um die Uhr nicht aus den Augen verlieren.«
    »Das geht nicht«, antwortete Hassan zerknirscht. »Er hat die Stadt verlassen.«
    »Wohin ist er gereist?«
    »Ich habe ihn am Flughafen abgesetzt. Ich weiß nicht, wohin er geflogen ist.«
    »Dann finden Sie es heraus. Rufen Sie die Fluggesellschaften an, erkundigen Sie sich, welchen Flug er genommen hat.«
    »Ich werde mein Bestes tun ...«
    »Ihr Bestes interessiert mich nicht«, unterbrach ihn die Stimme aus Kairo. »Ich brauche sein Reiseziel, und zwar bevor er dort eintrifft. Rufen Sie mich in einer Viertelstunde an. Endlich haben wir Kontakt mit ihm, und wir dürfen ihn auf keinen Fall wieder verlieren .«
    »Ich kümmere mich sofort darum«, versprach Hassan, aber bevor er den Satz beenden konnte, hatte sein Gesprächspartner aufgelegt.
    Er wiegte den Hörer in der Hand. Es stimmte, Kairo hatte ihm nicht gedankt. Aber das hier war noch besser. Plötzlich war er

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