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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
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seinen Stadtsoldaten Lutz und dessen Kumpels zu Hilfe eilen würde. Deshalb hatten sie bald das Weite gesucht.
    »Meine Unterstützung hast du, wenn du es Schreiber heimzahlst«, bemerkte Peter und genehmigte sich einen weiteren Schluck Bier. »Natürlich – was für ein merkwürdiges Wort hast du kürzlich benutzt? – inoffiziell …«
    »Ich muss mir die Sache einmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen«, erwiderte Lutz. Höchstwahrscheinlich hatte dieser Feigling von Geschäftsführer doch geplaudert. Ihm war schon bewusst, dass es nicht gerade zur Deeskalation der Situation beitragen würde, wenn er sich nun seinerseits wieder mit Schreiber anlegte. Andererseits musste er nur an das gut zehn Meter große Loch im Strohdach der Grünen Traube denken, um eine kalte Wut zu verspüren. Wäre das Stroh nicht feucht vom Schnee gewesen, wäre seine Kneipe wahrscheinlich bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Und schließlich hatte noch nicht einmal das Wort Deeskalation im Mittelalter existiert – geschweige denn, dass sie praktiziert worden wäre.
    »Hilft mir jemand, das Loch im Dach mit Brettern zu schließen?« Lutz stand auf, wobei er sich bemühte, das verletzte Bein nicht zu belasten. Mit dieser Wunde würde er in der Gegenwart für mindestens einen Monat dienstunfähig geschrieben.
    »Klar, wenn du uns sagst, wo wir Bretter, Werkzeug und eine Leiter finden.« Herbert und die anderen nickten.
    Kurz darauf hallten Hammerschläge durch die Gasse. Peter balancierte auf einer Leiter, während Herbert ihm Holzbohlen hochreichte. Vier weitere Kumpels hockten oben auf dem Dach und nagelten die Bretter fest. Lutz wollte eben ins Haus gehen und Nachschub an Nägeln holen, als er den blonden mageren Jungen entdeckte, der sich mit einem zerfledderten Kohlkopf abmühte. So wie es aussah, versuchte er, das Gemüse dicht am Fuß zu halten und mit gleichmäßigen Bewegungen durch den Schnee zu dribbeln, was ihm aber völlig misslang.
    Lutz ging zu ihm und nahm den Kohlkopf mit dem linken Fuß auf. Seine Laune besserte sich schlagartig. »Ich zeig dir, wie du es machen musst«, sagte er. »Eigentlich ist das Dribbeln ganz leicht, wenn du ein paar Grundregeln beachtest.«
    Kurt Weber hatte eben sein Pferd in den Stall gebracht und es einem Knecht anvertraut, als ihm sein Bruder entgegeneilte. Obwohl die Fackel an der Stallwand unruhig brannte und ein zuckendes Licht über den Hof warf, konnte er erkennen, dass Albrecht äußerst gut gelaunt war.
    »Gibt es weitere Neuigkeiten über unsere Schwägerin?«, fragte Kurt Weber hoffnungsvoll. »Hat der Obergeselle sie endlich zusammen mit diesem Lutz Jäger im Bett erwischt?«
    »Ach, es ist viel besser gekommen.« Albrecht winkte ab. »Meine Gattin hat vorhin die Messe in der Sebastianskirche besucht. Alle Leute haben davon geredet, dass Josepha Pater Lutger angegriffen und ihn durch die Luft geschleudert hat.«
    »Wie – durch die Luft geschleudert?« Kurt glaubte, sich verhört zu haben.
    »Ja, sie soll einen Zauberspruch gesagt haben, dann wurden dem Pater die Beine unter dem Leib weggerissen, und dämonische Kräfte hoben ihn hoch und trugen ihn von Josepha weg. Der Pater ist davon überzeugt, dass unsere Schwägerin eine Hexe ist.«
    »Tatsächlich …?«, Kurt Weber schluckte. Ihm wurde es etwas mulmig zumute. Was, wenn Josepha ihre Kräfte auch gegen ihn und Albrecht anwendete?
    Doch sein Bruder redete schon weiter: »Bis morgen früh weiß die ganze Stadt von diesem Vorfall. Meine Gattin sagte, dass alle Leute, mit denen sie gesprochen hat, sehr erbost waren. Gegen den Zorn der ganzen Bürgerschaft wird sich auch Bischof Leonard nicht stellen wollen.«
    Kurz vor Anbruch der Morgendämmerung trat der Pförtner des Dominikanerklosters, wie immer im Winter, bewaffnet mit Schaufel und Besen vor das Hauptportal. Eigentlich wäre es Aufgabe eines Novizen gewesen, die Stufen von Schnee und Eis zu säubern. Aber der Pförtner übernahm diese Tätigkeit gern selbst, denn die körperliche Anstrengung machte ihn wach für den Tag.
    An diesem Morgen jedoch stutzte er. Unterhalb der Stufen lag ein Mann. Wahrscheinlich ein Bettler, der dort die Nacht verbracht hatte. Ein eisiger Wind wirbelte den frisch gefallenen Schnee auf und zerrte an seinen Gewändern. Der Pförtner hastete zu dem Bettler und rüttelte ihn an der Schulter. »Steht auf, Mann, und lasst Euch in der Küche eine warme Suppe geben.«
    Der Bettler rührte sich nicht. Hatte die Kälte ihn etwa besinnungslos gemacht, oder

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