Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
Vom Netzwerk:
sicher erzielen.« Nachdrücklich stieß die Äbtissin ihren Stock in den Schnee. »Sie werden denken, Blitze und Feuergarben führen auf sie nieder, und werden die Flucht ergreifen.«
    »Mir ist nur leider gerade eingefallen, dass es da noch ein Problem gibt. Jörg Schreiber hat es auf mich abgesehen, und Leonard wird inzwischen bestimmt auch nach mir suchen lassen. Wie komme ich also unbemerkt in die Stadt, um meine Kumpels zu treffen und den Sturm auf den Bischofspalast zu planen?«
    »Das ist allerdings eine Schwierigkeit.« Äbtissin Agneta nickte. Doch plötzlich erhellte ein Lächeln ihr faltiges Gesicht, während sie Schwester Constantia abschätzend betrachtete. »Ich glaube, mir ist da gerade eine Lösung eingefallen«, sagte sie langsam.
    Jo versuchte, sich notdürftig mit Stroh zuzudecken. Durch die Gitterstäbe ihres Gefängnisses zog es erbärmlich. Ihr war eiskalt. Ihre Nase war mittlerweile so geschwollen, dass sie dadurch überhaupt nicht mehr atmen konnte, und noch immer hatte sie das Gefühl, als würde sich ein Messer in ihr Gehirn bohren. Zudem war sie durch eine schwere Eisenkette, die um ihren Knöchel lag, an einen Ring in der Steinwand gefesselt.
    Es liegen ja schon einige gescheiterte Beziehungen und nicht sehr ergiebige Affären hinter mir, dachte sie düster . Aber von allen Männern, die ich jemals anziehend gefunden habe, hat sich Leonard nun wirklich als der größte Tiefschlag erwiesen . Immerhin würde dieses Erlebnis – sollte es ihr jemals gelingen, in ihre eigene Zeit zurückzukehren – nicht mehr zu toppen sein. Erst zusammenschlagen und dann auf den Scheiterhaufen bringen würde sie dort wenigstens kein Kerl.
    Hätten Lutz und ich eine Chance gehabt, früher zu erkennen, dass Leonard hinter den Morden und den Reliquiendiebstählen steckt? Haben wir uns zu sehr auf Jörg Schreiber versteift? Jos Kopf dröhnte so sehr, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.
    Ich muss hier raus! Raus, raus, raus …! Dieser Psychopath soll mich nicht umbringen! Jo richtete sich auf und begann verzweifelt, an der Kette zu zerren und auf die Wand einzuschlagen, bis ihre Kräfte sie verließen. Irgendwann fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
    Die beiden Stadtsoldaten starrten die große, massige Nonne verblüfft an, die zielstrebig und mit weit ausholenden Schritten auf den Eingang der Grünen Traube zusteuerte. »Ähm, seid Ihr Euch sicher, dass Ihr Euch nicht im Haus geirrt habt?«, brachte einer von ihnen schließlich hervor.
    »Ich bin hier genau richtig, denn gerade an diesem Ort gibt es genug Sünder, die der christlichen Unterweisung bedürfen«, herrschte ihn die Nonne mit tiefer Stimme an. Gebieterisch hob sie die Hand, als wollte sie ihm eine Ohrfeige verpassen. »Und nun lasst mich vorbei, ihr Tölpel!«
    »Wie … wie Ihr meint.« Die beiden stoben auseinander und machten ihr den Weg frei.
    Im Schankraum verteilte Herbert frischen Sand auf dem Boden. Auch ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er die Nonne sah. Seine Entgeisterung wuchs noch, als sich die Schwester auf eine Bank sinken ließ und brummte: »Einen Krug Bier, aber schnell!«
    »Na … natürlich, ganz wie Ihr wünscht.« Herbert nahm hastig einen Krug von einem Regal. Während er das Gefäß unter den Zapfhahn des Fasses hielt, schielte er vorsichtig über die Schulter. Nein, er war keiner Halluzination erlegen. Die Nonne saß immer noch breitbeinig auf der Bank. Jetzt zerrte sie gar ihren Schleier vom Kopf!
    »He, pass auf, du verspritzt ja das ganze Bier«, sagte Lutz mit seiner normalen Stimme.
    »Du bist das …« Herbert drehte hastig den Zapfhahn zu.
    »Ja, die Äbtissin dachte, dass ich als Nonne verkleidet gute Chancen hätte, unerkannt in die Stadt zu kommen. So wie es aussieht, hat die Maskerade ja funktioniert. Auch wenn es schade um meinen Bart ist. Allerdings frage ich mich schon, wie Frauen es unter diesen Schleiern aushalten und wie sie es fertigbringen, sich nicht ständig in ihren Röcken zu verheddern.« Lutz grinste, wurde dann aber gleich wieder ernst. »Gibt es etwas Neues von Schreiber?«, fragte er.
    Herbert zapfte sich auch ein Bier und setzte sich zu Lutz. »Einige Male sind ein paar von seinen Burschen durch die Gasse geschlichen, aber sie haben sich nicht getraut, uns anzugreifen.«
    »Gut, die Sache mit Schreiber muss ohnehin erst einmal warten.« Lutz trank einen großen Schluck. Allmählich höre ich mich an wie das Haupt eines Mafiaclans , dachte er. »Wir müssen es schaffen,

Weitere Kostenlose Bücher