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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
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dachten wir uns auch schon«, bemerkte Jo trocken.
    Lutz Jäger bedachte sie mit einem warnenden Blick, während er sich einen der nach Zimt und Kardamom duftenden Kekse nahm, die die Äbtissin, ebenso wie den warmen Würzwein, eben hatte bringen lassen. »Hmm, schmeckt toll …« Er kaute genüsslich. »Meint Ihr, dass mir Eure Köchin das Rezept geben würde?«
    »Wir haben Spuren von Mörtel oder Ton unter den Fingernägeln des Toten gefunden.« Jo hob die Stimme. »Könnte er als Maurer oder Töpfer gearbeitet haben?«
    »Wenn er ein Maurergeselle gewesen wäre, hätte er einer Zunft angehört und über die eine Unterkunft in der Stadt gefunden. Auch für Essen hätte seine Zunft gesorgt.«
    »Als Töpfer hätte er diese Möglichkeit nicht gehabt?«, fragte Jo überrascht.
    »Nein, Töpfern gilt als unehrlicher Beruf. Deshalb sind Töpfer in keiner Zunft zusammengeschlossen.«
    »Oh …«
    »Aber Anselm hätte, auch ohne einer Zunft anzugehören, als eine Art Hilfsarbeiter – ich meine, Aushilfe – auf dem Bau arbeiten können?«, mischte sich Lutz Jäger ein.
    »So etwas ist ungewöhnlich, aber es kommt durchaus vor.« Äbtissin Agneta nickte. »Beispielsweise auf einer großen Baustelle wie etwa der des Doms. Allerdings ruht dort die Arbeit zurzeit wegen der Kälte.«
    »Wie lange schon?«
    »Etwa vier Wochen.«
    »Dann hätte sich jetzt wohl kaum noch Mörtel unter seinen Nägeln befunden«, sprach Lutz Jos Gedanken aus.
    »Könnte es sich bei dem Mörtel auch um Steinstaub handeln?«, fragte die Äbtissin.
    »Ja, wahrscheinlich schon …« Seit wann gibt es die ersten Mikroskope? , dachte Jo bitter. Seit dem 18. Jahrhundert?
    »Vielleicht hat Anselm bei einem Steinmetz ausgeholfen«, sprach die Äbtissin weiter. »Steinmetze arbeiten auch bei diesem eisigen Wetter. Ihr solltet Eure Nachforschungen bei der Dombaustelle beginnen.«
    »Ich würde gerne noch ein wenig bei Eurem Kloster bleiben«, ergriff wieder Jo das Wort. »Gibt es hier nicht auch ein Gästehaus?«
    »Ja, natürlich.«
    »Wisst Ihr, wer dort zum Zeitpunkt des Mordes anwesend war?«, fragte sie weiter.
    »Einige Kaufleute und Handwerker. Vielleicht ein Dutzend Leute. Wegen der Kälte und der schlechten Wegverhältnisse reisen zurzeit nicht sehr viele Menschen.«
    »Und Anselm schlief nicht im Gästehaus, da er zu arm dafür war?«, hakte Lutz Jäger nach.
    »Er bettelte ja, wie ich Euch schon sagte, in der Küche um Mahlzeiten«, bestätigte die Äbtissin. »Außerdem war er ohnehin sehr scheu und wagte es noch nicht einmal, um einen Schlafplatz in der Scheue zu bitten, sondern schlich sich dort hinein.«
    »Habt Ihr eine Ahnung, woher die Kaufleute und Handwerker stammen?«, ergriff Jo wieder das Wort. Was für ein Segen für eine polizeiliche Ermittlung doch die Meldescheine in den Hotels und Gasthäusern waren.
    »Nein, aber vielleicht kann Euch unsere Pförtnerin bei dieser Frage weiterhelfen. Allerdings glaube ich nicht, dass einer der Gäste für den Mord verantwortlich ist. Schließlich hätte derjenige einfach das Klostergelände überqueren können und nicht über die Mauer steigen müssen.«
    »Ich würde sagen, dieses Argument hat etwas für sich.« Lutz Jäger nickte und sah Jo an. »In den Zeiten vor Tatort , Quincy und CSI sind die Leute wahrscheinlich noch nicht auf die Idee verfallen, absichtlich falsche Spuren zu legen.«
    »Ich weiß zwar nicht ganz, wovon Ihr redet, junger Mann«, bemerkte die Äbtissin, »aber wie ich bereits Josepha zu erklären versuchte, der Junge war arm und außerdem ein Fremder. Deshalb war er nicht wichtig . Der Mörder musste nicht damit rechnen, dass jemand die Tat verfolgen würde. Warum hätte er also vorgeben sollen, über die Mauer zu steigen?«
    »Gut, lassen wir also einmal die Gäste aus dem Spiel.« Jo beugte sich vor. »Aber wie steht es zum Beispiel mit Bediensteten? Knechten …? Oder verrichtet Ihr und Eure Nonnen etwa alle schweren Arbeiten selbst?«
    »Meine Liebe … In Eurer Zeit mag das ja anders sein, aber hier, in meiner Zeit, sind es auch Frauen gewohnt, harte körperliche Arbeiten zu verrichten.« Die Äbtissin bedachte sie mit einem belustigten Blick. »Für einige Tätigkeiten wie zum Beispiel das Baumfällen beschäftigen wir allerdings auch Knechte. Sie wohnen mit ihren Familien etwa eine halbe Meile vom Kloster entfernt. Nach dem Mord habe ich mit ihnen gesprochen. Ich glaube nicht, dass sie etwas zu verbergen haben. Und glaubt mir, im Allgemeinen merke ich es, wenn Leute

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