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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
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Kirche war, kurz nach sechs schon mit seinem Hund bei der Wiese gewesen sein? Für diesen Weg braucht er doch mindestens eine Viertelstunde.«
    »In welch sonderbaren Zeiteinheiten denkst du denn auf einmal, Lutz?« Peter schüttelte den Kopf. »Außerdem solltest sogar du wissen, auch wenn du wahrhaftig kein eifriger Kirchgänger bist, dass es immer schon eine Weile vor dem Beginn einer Messe oder einer Andacht das erste Mal läutet.«
    »Oh, ja, natürlich.« Zeit, aufzubrechen … Lutz klopfte auf den Tisch. »Sei so gut, wenn du etwas herausgebracht hast, dann komm zur Grünen Traube und teile es mir mit! Ich möchte einfach helfen, dass der Mörder gefasst wird.«
    Peter blinzelte ihm zu. »Krieg ich dann ein Freibier?«
    »Auf jeden Fall.« Lutz grinste. Das waren nun wieder Möglichkeiten, die Bevölkerung zur Mitarbeit zu bewegen, die ihm als Polizist im 21. Jahrhundert nicht zur Verfügung standen.
    Suchend blickte Jo sich hinter dem Gebäude um. Der Magd im Flur hatte sie erklärt, dass sie austreten müsse. In der Nähe der Tür stand das ihr mittlerweile nur zu gut bekannte, windschiefe Holzhäuschen. Sobald ich in die Gegenwart zurückgekehrt bin – was hoffentlich bald der Fall sein wird –, dachte sie, werde ich bei jedem Toilettenbesuch dem Universum oder Gott oder welchem höheren Wesen auch immer dafür danken, dass mittlerweile so etwas wie Heizung, Porzellanbecken und eine automatische Wasserspülung existieren.
    Außer dem Holzhäuschen gab es die üblichen Schuppen. Irgendwo gackerten Hühner. Schweine grunzten. Hinter einem niedrigen Weidenzaun erstreckten sich verschneite Beete. Daran schloss sich ein Obstgarten an. Eine vorbildlich sich selbst versorgende Gesellschaft. Aber wo fand sie hier nur den Abfallhaufen? Denn sicher waren Annas blutdurchtränkte Kleider weggeworfen worden.
    Noch einmal blickte Jo sich um. Am Rand des Obstgartens, verdeckt von einigen Büschen, stieg eine dünne Rauchsäule in die Luft. O Mist …! Sie rannte zu den Büschen. Tatsächlich – hinter den Sträuchern schwelte ein Feuer, in dem unverkennbar halbverkohlte Kleidungsstücke lagen. An einem der Bäume lehnte eine Holzstange. Jo griff sie sich und stocherte damit in der Glut herum. Sie erwischte Stoffteile und zerrte sie auf den Schnee. Zischend erloschen Funken. Jo streifte ihre Lederhandschuhe über und zog die Kleiderreste vorsichtig auseinander.
    Ein etwa fünfzig auf fünfzig Zentimeter großes, grob gewebtes Tuchstück war alles, was von dem Mantel noch übrig war. Der Hose hatte das Feuer dafür nicht so schlimm zugesetzt. Sie war zwar völlig von Asche und Schmutz verschmiert, aber nur der Teil unterhalb des rechten Knies war verbrannt. Ansonsten war sie intakt. Dafür hatten die Flammen von dem Kittel nur Fetzen und einen Ärmel verschont.
    Super Ausbeute … Der Wunschtraum jedes Spurensicherers … Jo murmelte einen Fluch, während sie ein sauberes Leinentuch aus ihrem Bündel nahm und die Kleiderreste darin einpackte.
    Zu Hause in ihrem Schlafzimmer schob Jo vorsorglich den Riegel vor – Katrein hielt ihren Geisteszustand mittlerweile wieder für einigermaßen normal, was sich jedoch schlagartig ändern würde, sollte die Magd sie mit diesen Relikten erwischen. Danach zündete sie sämtliche Kerzen an, die sie auf die Schnelle im Haus hatte finden können, breitete das Leinentuch auf den Dielen aus und legte die Reste von Annas Kleidung darauf. Sie versuchte, sich nicht aufs Neue von dem traurigen Anblick deprimieren zu lassen, und machte sich an die Arbeit.
    Eine gute Stunde später war Jo wirklich deprimiert. Obwohl sie jedes Stofffitzelchen mit diesem verdammten Lesestein mehrmals abgesucht hatte, hatte sie rein gar nichts entdeckt, was ihr und Lutz weiterhelfen würde. Sicher, Anna war auf die gleiche Weise umgebracht worden wie Anselm und Frowin. Auch ihr hatte der Mörder die Kehle durchgeschnitten. Aber vielleicht hatte der Täter sie ja gar nicht für einen Jungen gehalten. Vielleicht hatte er im Gegenteil gewusst, dass sich unter der Kleidung ein Mädchen verbarg, und hatte es vergewaltigen wollen. Er war gestört worden und hatte sie getötet, damit sie ihn nicht verraten konnte. Was bedeuten würde, dass der Mord an Anna überhaupt nichts mit den anderen beiden Verbrechen zu tun hätte.
    Aber sowohl Lutz als auch Frau Baumgarten hatten gesagt, dass die Kleidung des Mädchens nicht zerrissen war. Was wiederum gegen eine versuchte Vergewaltigung sprach.
    Frustriert fasste Jo das

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