Dreiländermord
Namen Schmitz trug. Ich erinnere mich, dass sogar mein erster Steuerberater
Schmitz hieß. Allerdings glaube ich nicht, dass ich den Schmitz kenne, an den Sie
denken«, fuhr er amüsiert fort, ahnend, was passiert war: Ömmes hatte die Polizei
nach seinem Besuch in Gefferts Wohnung alarmiert. »Nein, einen speziellen Schmitz
kenne ich nicht. Warum sollte ich? Da müssen Sie konkreter werden.«
Das ginge ihn gar nichts an, schnaubte Wenzel in seiner wütenden Art
und ließ schließlich die Katze aus dem Sack. »Man glaubt, Sie hätten einen Einbruch
begangen«, offenbarte er, nachdem Böhnke lange stumm geblieben war.
»Wo und wann?« Böhnke staunte weniger wegen der Ermittlung der Polizei
als vielmehr über das ermittelnde Dezernat. Aber das würde er Wenzel nicht sagen,
sondern für sich behalten.
»Ach, lassen Sie es gut sein.« Wenzel begann seinen Rückzug ebenso
wenig bedacht, wie er seine Attacke begonnen hatte.
Der kennt sein Handwerk überhaupt nicht, dachte
sich Böhnke wegen des dilettantischen Vorgehens seines Kontrahenten. Wenzel hatte
von der Eingangsfrage angefangen über seinen emotionalen Ausbruch bis hin zu seiner
Beschwichtigung alles falsch gemacht, was man bei eine ordentlichen Befragung falsch
machen konnte. Ein guter Ermittler hätte gar nicht zugelassen, dass der Befragte
die Gesprächsführung an sich riss und den Ermittler in die Defensive drängte. Und
auch die abschließende Bemerkung von Wenzel war mehr als dilettantisch. Damit stellte
er Böhnke einen Freibrief aus: »Da es keine Augenzeugen gibt, die den Schmitz gesehen
haben, ist das Ganze ja eh müßig«, meinte Wenzel. Grußlos legte er auf.
Ob er seinem Nachfolger überhaupt nichts beigebracht hätte, lästerte
Böhnke wenige Sekunden später im Telefonat mit Küpper. »Der macht mit seiner Art
mehr kaputt als er aufklärt.«
»Was kann ich denn dafür, wenn der neue Kripochef ihn für den fähigsten
Mann auf der Dürener Spielwiese hält?«, gab Küpper verärgert zurück. »Ich war dagegen,
Wenzel zu meinem Nachfolger zu bestellen.«
»Aber das hindert dich nicht, ihm meine Handynummer zu geben«, überfiel
ihn Böhnke.
»Habe ich das?«
»Hast du«, pokerte der Pensionist. »Hat mir Wenzel verraten.«
»Hast recht. War bestimmt ein Fehler«, entschuldigte sich Küpper schnell
und wollte ablenken. »Was macht überhaupt deine Ermittlung?«
»Warum?« Böhnke ließ sich durch die Frage nicht beirren und dachte
laut nach. »Du hast Wenzel eine Gefälligkeit erwiesen, damit er dir auch eine erweist.
Oder warst du ihm etwas schuldig?«
»Böhnke, du vermaledeiter Straßenköter, du denkst ja noch verquerer
als ich«, sagte Küpper anerkennend. »Du hast vollkommen recht.«
Doch das konnte nicht alles sein. Böhnke grübelte. »Es ist mehr als
merkwürdig, wenn der Chef des Kommissariats für Tötungsdelikte höchstpersönlich
wegen eines etwaigen Einbruchs in die Wohnung eines toten Journalisten ermittelt.
Da schickt man üblicherweise einen der Dorfsheriffs los.«
»Das habe ich mir auch gedacht, als mich Wenzel wegen deiner Telefonnummer
anrief. Und um am Ball zu bleiben, habe ich sie ihm genannt.« Küpper atmete durch.
»Dafür habe ich sein Versprechen, dass ich bei Gelegenheit einmal im Dürener Computer
herumstöbern darf.«
»Warum willst du das?«
»Ich weiß noch nicht, was ich wann will. Allerdings ist es gut, eine
entsprechende Option zu haben«, antwortete der LKA-Mann. »Vielleicht schaffe ich
es doch noch einmal, eine vernünftige Beziehung zu meiner früheren Dienststelle
aufzubauen.«
Zufrieden konnte Böhnke mit dieser Antwort nicht sein. Jedoch wusste
er, dass er nicht mehr von Küpper erfahren würde, und er ahnte, dass hier einige
Beteiligte mit gezinkten Karten spielten. Wer waren denn die Falschspieler, wenn
er sich selbst ausnahm? Etwa sein alter Freund Küpper? Das konnte nicht sein, beschloss
Böhnke für sich, es war ein anderer mit in dieser Partie, die eigentlich gar keine
war. Denn es gab nichts außer einem Journalisten, der Selbstmord begangen hatte,
nein, korrigierte er sich sofort, begangen haben sollte.
»Bist du noch dran, Herr Schmitz?«, fragte Küpper. Er schmunzelte.
»Ich habe Wenzel selbstverständlich die Nummer erst gegeben, nachdem
er mir gesagt hatte, was er von dir wolle. Ich war ja schon hocherfreut, dass er
überhaupt soweit kombinieren konnte, um mich anzurufen und deine Nummer zu erfahren.
Er wusste doch tatsächlich, dass wir ein gutes kollegiales Verhältnis
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