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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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nichts.
    »Es war im August«, schilderte ihm die Frau stockend, derweil ihr Mann
mit glasigen Augen in die Kaffeetasse stierte. »Angelika wollte in eine Diskothek
nach Düren. Dort ist sie auch gesehen worden. Irgendwann hat sie das Lokal verlassen.«
    »Alleine?«
    »Sie ist alleine in die Disco und sie ist alleine wieder hinaus. Danach
hat sie niemand mehr gesehen. Das war an einem Freitagabend. Und als sie am Sonntagmorgen
immer noch nicht zu Hause war, habe ich die Polizei angerufen. Die haben uns nur
vertröstet.«
    »Die haben geglaubt, unsere Tochter würde bei einem Freund übernachten
und hätte uns nichts davon sagen wollen«, mischte sich der Mann aufbrausend ein.
»In diesem Fall hätte Angelika uns angerufen«, sagte er überzeugt. »Hat sie aber
nicht. Das hatte sie vorher immer gemacht.« Er fiel wieder in seine starre Haltung
zurück und umklammerte seine Tasse.
    »Am Sonntagabend habe ich mich zum zweiten Mal bei der Polizei gemeldet
und wieder nichts erreicht. Erst am Montagabend hat die Polizei in Stolberg eine
Vermisstenanzeige aufgenommen. Da war es schon längst zu spät. Sie war nicht zu
finden, bis«, die Frau schluckte und rang nach Worten, »bis ihre Leiche in der Brücke
gefunden wurde. Über zwei Monate nach Angelikas Verschwinden.«
    Böhnke hielt es für angebracht, mitfühlend zu schweigen.
    »Später hat uns die Polizei mitgeteilt, dass nicht zu klären war, wie
und wo unsere Tochter gestorben ist.« Aus der Tischschublade holte die Frau einen
Brief hervor. »Den haben wir damals bekommen.«
    Bedächtig nahm Böhnke das Schreiben in die Hand. Die Kripo in Euskirchen
teilte darin mit, dass die Ermittlungen im Todesfall Angelika Fröschen ergebnislos
geblieben seien. Ein Fremdverschulden beim Tod der Frau sei zwar nicht auszuschließen,
allerdings nicht zu beweisen. Mögliche Hinweise gebe es nicht. Wie Böhnke aus eigener
Erfahrung wusste, war es ein typisches wortreiches Behördenschreiben, mit dem die
Pleite bei den Ermittlungen bestätigt wurde. »Tja, da kann man nichts machen«, stellte
er bedauernd fest. »Das wird wohl ein ungeklärter Todesfall bleiben. Ohne Hinweise,
ohne Zeugen.«
    »Aber wir haben Hinweise gegeben«, entrüstete sich die Frau. Hastig
zündete sie sich die nächste Zigarette an. »Eine Freundin von Angelika hatte ein
paar Tage vor dem Besuch in der Diskothek mitbekommen, dass sich Angelika nach der
Disco mit einem jungen Mann in Düren treffen wollte. Das haben wir auch der Polizei
gesagt. Jedoch haben wir nie mehr etwas davon gehört.«
    Kann nicht sein, sagte sich Böhnke. Da hätte
es zumindest eine Nachfrage geben müssen und bestimmt hatte es sie auch gegeben.
Er machte sich eine Notiz.
    »Kennen Sie denn den Namen des Mannes, mit dem sich Angelika verabredet
hatte?«
    »Den werde ich nie vergessen.« Wieder brauste der Vater auf. »Heinrich
Wirthding, Sohn eines Dürener Bauunternehmers und als Alleinerbe jetziger Inhaber
der Firma.«
    Wirthding-Bau war Böhnke ein Begriff. Die Bauunternehmung war gerade
dabei, in Simmerath eine Passivhaus-Siedlung zu bauen und hatte beim Richtfest sogar
Besuch von der Wirtschaftsministerin des Landes erhalten, wie groß und breit in
der Zeitung zu lesen war.
    »Was hat Wirthding denn dazu gesagt?«
    »Weiß ich nicht. Ich glaube, der ist damals nicht einmal gefragt worden.
Wir haben jedenfalls nichts mehr davon gehört.«
    »Merkwürdig«, sagte Böhnke nachdenklich und machte sich eine weitere
Notiz.
    »Wissen Sie, was außerdem merkwürdig ist?«, blaffte der Mann. »Meine
Tochter wurde in einer Brücke gefunden, die von Wirthding gebaut worden war. Glauben
Sie etwa, sie ist alleine mitten in der Nacht nach einem Discobesuch in die freie
Landschaft gefahren, um in dieser Brücke zu sterben?«
    Was sollte er dazu sagen? Ob die Behauptung stimmte oder ob überhaupt
etwas dran war, entzog sich seiner Kenntnis. Schnell kam Böhnke auf einen anderen
Aspekt zu sprechen.
    »Und was ist mit der Freundin von Angelika?«
    »Die wohnt längst nicht mehr hier. Die wollte damals auswandern. Das
war nur ein paar Wochen nach Monikas Verschwinden. Sie wollte nach Mallorca oder
so. Wir haben nie wieder was von ihr gehört.«Die verhärmte Frau schüttelte verständnislos
den Kopf. »Ich weiß, dass meine Tochter umgebracht wurde. Doch niemand will mir
helfen, den Mörder zu finden.«
    Eine Aufklärung nach mehr als zehn Jahren sei ja auch nicht sehr wahrscheinlich,
gab Böhnke zu bedenken.
    »Es hat ja niemand überhaupt ernsthaft

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