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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Hausdurchsuchung mitnehmen. Quasi privat. Als ich dann nicht kam und mich
nicht meldete, hat er offensichtlich vermutet, dass mir etwas passiert ist, und
hat an neuralgischen Unfallschwerpunkten auf der Strecke nach Raeren und Kelmis
im Hohen Venn gezielt gesucht. Die Stelle, an der ich von der Straße abkam, ist
scheinbar berüchtigt.«
    »Glück gehabt, kann man da nur sagen«, kommentierte Rennickens. »Wie
ist denn der Unfall passiert?«
    »Reifen geplatzt.« Komme zwar nicht gerade oft vor, sei aber nicht
gänzlich aus einem Autofahrerleben auszuschließen.
    »Na ja. Hauptsache, Sie leben. Wenn es Ihnen recht ist, komme ich Sie
in ein paar Tagen einmal besuchen«, schlug Rennickens vor. »Ich würde Sie gerne
einmal persönlich kennenlernen.«
    Warum nicht? So übel schien der Kommissar aus Düren nicht zu sein,
wie er zunächst den Eindruck vermittelt hatte, auch wenn er nicht gerade ein Freund
des Bernhardiners war.
    »Gerne«, hörte sich Böhnke sagen. »Wenn Sie sich vorher melden, werde
ich da sein.«
    »Machen wir gleich Nägel mit Köpfen. Nächsten Mittwoch um 15 Uhr. Bis
dahin schaue ich noch einmal in den Akten, ob ich etwas über Ihre Fälle finde.«
    Böhnke glaubte, einen ironischen Zwischenton zu hören. Aber er beachtete
ihn nicht weiter. »Also gut. Mittwoch, 15 Uhr. Wenn es nicht klappen sollte, geben
wir uns Bescheid. Okay?«
    »Okay.«
    Böhnke war gespannt, was Küpper von dieser Charmeoffensive seines Rivalen
hielt.
     
    Seine Apothekerin achtete peinlichst genau darauf,
dass er das Telefon für dieses Gespräch das erste und damit zugleich das letzte
Mal am Tag benutzte. Böhnke hielt sich daran, jedenfalls nach seinem Verständnis.
Wenn er angerufen wurde zählte die Abmachung ebenso wenig wie bei nicht zustande
gekommenen Gesprächen. Sie würde garantiert die Telefonrechnung mit den Einzelverbindungsnachweisen
kontrollieren; es war taktisch wohl doch nicht so gut gewesen, den Handyvertrag
auf ihren Namen und mit der Firmenanschrift in Aachen abzuschließen.
    Nach langer Zeit griff er sich wieder eine Gebrauchsanweisung,
in gewisser Weise froh, sich nicht immer mit Mord und Totschlag auseinandersetzen
zu müssen. Den Satz, den er sich vorgenommen hatte, benötigte jedoch genauso viel
kriminalistisches Geschick wie ein kniffliger Mordfall: ›Rechtzeitiger Druckererfolgt
Aufmerksamkeit‹, hatte ein vermaledeiter Übersetzer aus der chinesischen Anleitung
für eine elektronische Wetterstation gemacht. Was der asiatische Wortakrobat damit
meinte, wurde Böhnke erst spät klar: Der rechte Druckschalter setzte das Gerät in
Betrieb.
    Küpper staunte nicht schlecht über Böhnkes Fähigkeit, als dieser im
Telefonat den Satz im Original und in sinnvoller Bedeutung zum Besten gab. »Böhnke,
wir haben schon immer gewusst, dass du ein Genie bist«, schmeichelte er.
    »Übertreib nicht so, mein Freund«, entgegnete Böhnke. »Oft habe ich
einfach nur Glück.«
    »Ja, ja, du Glückspilz«, unterbrach ihn Küpper, »das ist verdammt viel
Glück, dass du überhaupt noch lebst.«
    Böhnke missachtete den besorgten Unterton in Küppers Stimme und lenkte
das Gespräch in eine ihm genehme Richtung. »Was sagt denn euer Buschfunk über meinen
Unfall?«
    »Wie? Unfall?« Sollte Küpper tatsächlich den Erstaunten mimen, tat
er es sehr gut. »Weißt du etwa nicht?«
    »Was soll ich wissen?«, antwortete Böhnke ungeduldig. »Was ist los?«
    »Ich dachte, du wüsstest es längst. Hat dich
Megrette nicht vollständig informiert? Du hattest keinen Unfall, weil urplötzlich
ein Reifen geplatzt ist. Du hattest auch keinen Schwächeanfall. Jemand hatte den
Reifen angeschlitzt. Und du kannst von Glück reden, dass du so langsam gefahren
bist. Wenn du schneller unterwegs gewesen wärest, hätte es dich erwischt.«
    Schweiß trat auf Böhnkes Stirn. Sein Puls raste.
»Warum hat mir das keiner gesagt?«, stammelte er. »Ich soll umgebracht werden und
niemand sagt es mir.«
    »Scheiße«, entfuhr es Küpper. »Vielleicht war
ich etwas zu voreilig. Megrette hätte dich bestimmt aufgeklärt, wenn es dir besser
geht. Außerdem ermittelt er deswegen noch. Wahrscheinlich hat deine Chefin Lieselotte
ihn gebeten, dir den Anschlag zu verschweigen.«
    So werde es wohl sein, bestätigte Böhnke. »Und du Trottel verplapperst
dich.« Langsam beruhigte er sich wieder. »Allerdings könnte es auch sein, dass du
Trottel ein wenig Kombinationsgeschick hast. Wenn tatsächlich jemand am Reifen manipuliert
hat, stellt sich

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