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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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ablenken zu können.
    »Die Freundin von Angelika hieß also Susanne Schabulsky«, fasste er
zusammen.
    »Oder so«, knurrte der Mann. »Am besten schauen Sie mal in ein Telefonbuch.
Da finden Sie vielleicht den Namen und eine passende Adresse«, empfahl er Böhnke,
der diesen Plan schon längst gefasst hatte. »Es wäre schön, wenn Sie uns informieren,
sollten Sie etwas über das Mädchen rausbekommen«, bat Angelikas Mutter. Sie erhob
sich schwerfällig aus dem altmodischen und unbequemen Stoffsessel und kramte in
dem ähnlich antiquierten dunklen Wohnzimmerschrank. »Ich habe hier irgendwo noch
ein Bild mit den beiden«, murmelte sie, während sie fast mit dem Kopf hinter einer
Schranktür verschwand, um triumphierend mit einer Fotografie in der Hand wieder
zu erscheinen.
    »Ich wusste es«, sagte sie mit einem kurzen, zufriedenen Lächeln und
reichte ihren Fund an Böhnke.
    Zwei Mädchen, oder waren es bereits junge Frauen?, lachten in die Kamera,
mittellange, blonde Haare, schlanke Figur, eben typische Frauen zu Beginn ihres
Erwachsenseins. Augenscheinlich war das Foto im Freien gemacht worden. Leicht bekleidet
in Bikinis zeigten sich die Mädchen unbekümmert, ein wenig aufreizend, reif für
das Leben.
    »Das Bild wurde im Freibad in Übach gemacht«, erklärte der Vater. »Das
gibt es inzwischen wohl ebenso nicht mehr wie meine Tochter. Ist alles Geschichte.«
Unzufrieden schlürfte er seinem Kaffee. »Wenigstens gehört das Schwein auch der
Geschichte an.«
     
    Den Namen Schabulsky gab es nur ein einziges Mal
im Telefonverzeichnis von Übach-Palenberg, wie Böhnke schnell feststellte. In der
Fastradastraße, in dem Ort unmittelbar direkt an der niederländischen Grenze war
ein Eugen Schabulsky gemeldet. Fastradastraße, eine ungewöhnliche Bezeichnung für
eine Straße in einer Zechenstadt, dachte Böhnke zunächst, doch erkannte er schnell
die durchaus passende historische Dimension. Das ehemalige Steinkohlebergwerk hatte
Carolus Magnus geheißen. Da war es einfach folgerichtig, Namen aus dem Umkreis von
Karl dem Großen zu nehmen, darunter Fastrada, den Namen seiner Gemahlin.
    Schabulsky hatte überraschend schnell zugestimmt,
als Böhnke sich noch für den gleichen Tag zu einem Besuch anmeldete. Aber für diesen
geschichtlichen Exkurs hatte er kein Gehör, als Böhnke ihn, quasi als Einleitung
zu ihrem Gespräch, darüber informierte. Das interessierte ihn überhaupt nicht.
    »Dafür sind Sie sind doch nicht gekommen, um mir
das zu sagen, Herr Böhnke«, stellte der ältere Mann fest, allem Anschein nach ein
ehemaliger Kumpel. Im engen Flur des kleinen Siedlungshauses machten eine Urkunde
der IG Bergbau und Energie und eine Jubiläumsurkunde der Zeche auf seine Vergangenheit
aufmerksam. Höflich hatte der Mann Böhnke ins unaufgeräumte Wohnzimmer eingeladen,
in dem der Fernseher lief.
    »Sie müssen entschuldigen, seit dem Tod meiner
Frau nehme ich es nicht mehr so genau mit der Ordnung und Gründlichkeit«, bemerkte
der Rentner, als er sich in den schmuddeligen, abgewetzten Sessel fallen ließ, der
wahrscheinlich ursprünglich mit braunem Leder bezogen war. Hustend griff er zu einer
Zigarette. Er kam gar nicht auf die Idee, seinem Gast eine anzubieten. »Sie rauchen
nicht und ich muss es«, erklärte er dem erstaunten Böhnke. »Ich sehe es Ihren Fingern
an, dass Sie Nichtraucher sind. Sie haben keine nikotingelben Kuppen.« Wieder hustete
er laut und heftig. »Kann nicht mehr lange dauern und ich bin bei meiner Therese«,
sagte er hoffnungsvoll. »Was kann ich für Sie tun, Herr Böhnke?«
    Der pensionierte Kommissar wiederholte, was er
bereits während des Eingangstelefonats angedeutet hatte. Er sei über die Freundin
Angelika auf die Spur von Susanne gekommen, die er jetzt weiterverfolge. »Ich habe
nur gehört, dass Ihre Tochter ausgewandert ist. Stimmt das?«
    Hustend oder lachend, so genau konnte Böhnke die Geräusche, die sein
Gegenüber von sich gab, nicht definieren, antwortete Schabulsky.
    »Auswandern ist gut. Die ist stiften gegangen, abgehauen, hat ’ne Fliege
gemacht.«
    »Können Sie mir sagen, warum?«
    Schabulsky schien seiner Tochter zwar nachzutrauern,
zeigte aber auch Verständnis für ihren Schritt. »Wenn Sie die Lehre geschmissen
haben und die Schulden Sie auffressen, dann kommt schnell der Gedanke, zu verduften.
Wenn Sie wissen, was ich meine.« Susanne hätte viel Ärger gehabt mit der Bank und
dem Lehrherrn, der angeblich zudringlich geworden war. Außerdem hatte sie

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