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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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achtete nicht auf die Menschen,
die ihm begegneten und auch nicht auf die felsige, ansteigende Berglandschaft, die
sich links von ihm erstreckte. Er genoss seinen Spaziergang, ließ seine Gedanken
schweifen und wurde jäh von seinem Handy unterbrochen.
    Ausgerechnet in dieser Wildnis wollte ihn jemand sprechen. Wer wohl?
Erleichtert atmete er auf, als sich seine Apothekerin am anderen Ende meldete.
    »Ist Aachen abgebrannt?«, bestürmte er sie ohne
Begrüßung. »Oder steht Huppenbroich unter Wasser?«
    Weder noch, erwiderte seine Lebensgefährtin. Ihr
Tonfall beunruhigte ihn. Sie schien aufgewühlt, erschrocken. Es musste einen unangenehmen
Grund geben, weshalb sie ihn anrief, befürchtete er.
    »Ich verstehe überhaupt nichts mehr«, sagte Lieselotte.
»Da ruft mich heute jemand von der Kripo aus Aachen an und fragt, ob ein Handy mit
deiner Nummer auf meinen Namen gemeldet sei. Ich habe bejaht. Aber als er wissen
wollte, wo ich dieses Handy hätte, habe ich ihm gesagt, ich wisse es nicht genau.
Wahrscheinlich liege es in meiner Ferienwohnung in Huppenbroich.«
    Böhnke pustete kurz durch. Sie hatte aus seiner Sicht richtig reagiert.
    »Oder sollte ich ihm etwa sagen, dass du damit unterwegs bist?«
    Er verneinte. »Das geht niemanden etwas an.«
    »Anschließend hat mir der Kerl weismachen wollen, das Handy spiele
bei einem Mordfall auf Fuerteventura eine wichtige Rolle und er ermittle im Auftrag
seiner spanischen Kollegen. Weißt du was darüber?«
    »Nicht mehr als du«, log Böhnke. »Was hast du danach gemacht?«
    »Ich habe ihm gesagt, er solle seine Telefonnummer hinterlassen, ich
würde zurückrufen, wenn ich es finde. Er hat mir tatsächlich eine Nummer aus dem
Aachener Polizeipräsidium gegeben. Als ich etwas später dort anrief, hing er gleich
an der Strippe. War also keine Finte.«
    Böhnke musste schmunzeln. Manchmal verhielt sich seine Liebste wie
in einem Krimi.
    »Und was hast du vor?«
    »Ich habe schon gehandelt«, offenbarte sie. »Ich habe deinen Freund
Küpper angerufen. Du hast mir ja seine Handynummer hinterlassen. Ich habe ihm geschildert,
dass die Kripo dich beziehungsweise das Handy sucht und ihm auch was von einem Mord
erzählt.«
    »Und wie hat er reagiert?«
    »Er hat mir nur gesagt, ich solle mir keine Gedanken machen. Er würde
alles regeln.«
    Was war damit gemeint?, grübelte Böhnke. Was hatte Küpper vor? »Mach
dir keine Sorgen«, sagte er beruhigend. »Ich kümmere mich selbst darum, wenn du
mir gleich die Telefonnummer des Kollegen gibst. Ich rufe zurück, wenn ich eine
Pause mache.«
     
    Der Untergrund, über den er lief, hatte sich geändert. Es war kein
Sand mehr, es war mehr ein harter, salzverkrusteter Boden, eine großflächige, flache
Lagune, die durch eine langgezogene Sandbank vom offenen Meer abgetrennt war und
die bei Ebbe austrocknete. Noch befanden sich nur ein paar Pfützen in diesem flachen
Becken. Mit steigender Flut würde es volllaufen und eine gewaltige, flache Badewanne
bilden. An ihrem Ende erkannte er eine Hütte. Das war bestimmt die Surfstation,
von der die Rezeptionistin gesprochen hatte. Nicht ohne Grund hatte sich René Egli
mit seiner Surfschule dort angesiedelt. Die Lagune bot geradezu optimale Verhältnisse
für Anfänger, zugleich konnten die Profis auf dem Meer bei den starken Winden ihre
Fähigkeiten ausloten.
    Kurz vor der Station würde er hinter dem Strand
einen Palmenwald erkennen, hinter dem sich das große Hotel El Gorriones versteckte,
erinnerte sich Böhnke an die Wegbeschreibung. Das Ziel vor Augen, spürte er das
Nachlassen der Kräfte und die Hitze, die ihm mit steigender Sonne zu schaffen machte.
Es war in der Tat Zeit für ihn, vom Strand weg in den Schatten an einen Cafétisch
zu kommen. Allerdings war der Weg länger, als es zunächst den Anschein hatte. Nur
langsam näherte sich Böhnke seinem Ziel und er musste einen weiteren Anstieg bewältigen,
bis er endlich den gepflegten Garten des Hotelkomplexes betreten konnte.
    Finanziell nicht meine Kragenweite, erkannte
Böhnke spontan. Hier war alles erheblich moderner, größer, großzügiger als in seinem
kleinen Hotel. Es gab mehrere Cafés und Poolbars, einen abgetrennten Bereich für
Kinder sowie mehrere unterschiedlich temperierte Schwimmbecken, um die herum bequeme
Liegen drapiert waren. Aus den diskret in den Palmen versteckten Lautsprecherboxen
erklang gedämpfte Musik; genau das Richtige für einen alten Mann, dachte Böhnke
mit Ironie, machte es sich bequem und orderte

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