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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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einen Kaffee. Sowie er bezahlen wollte,
stellte er sogleich fest, dass er mit seiner Einschätzung der finanziellen Verhältnisse
untertrieben hatte. Für den Preis eines Kaffees im Gorriones bekam er an den Strandcafés
bei Esquinzo gleich drei, schätzte er.
    Doch warum sollte er geizen? Hatte er überhaupt noch lange Gelegenheit,
Geld auszugeben? Oder musste er jeden Moment damit rechnen, von der Polizei aufgegriffen
zu werden? Dem Ratschlag von Lieselotte folgend, hatte er nach ihrem Telefonat das
Handy ausgeschaltet. Das fehlte noch, dass man ihn anpeilen würde, hatte sie ihn
gewarnt. Abends solle er das Gerät einschalten, dann würden sie kurz miteinander
reden.
    Dumm war ihr Gedanke nicht, erkannte Böhnke.
Er beobachtete einen Polizisten, der im Garten auftauchte, eine Nummer in ein Handy
tippte und offensichtlich darauf wartete, eine Verbindung zu bekommen, während er
sich umschaute. Das wäre die Krönung gewesen, dachte sich Böhnke, auf diese plumpe
Art aufzufallen, als der Uniformierte sich wieder entfernte. Wahrscheinlich würde
er sein Glück an anderer Stelle versuchen, nachdem er in dieser illustren Umgebung
nicht das gefunden hatte, wonach er suchte.
     
    Nachdenklich rührte Böhnke die letzte Wärme aus seinem Kaffee. Ihm
war sonnenklar, was passiert sein musste. Nur wusste er nicht, wie er reagieren
sollte. In Deutschland wäre er schnurstracks zur nächsten Polizeistation gegangen
und hätte die Situation aufgeklärt.
    Doch hier auf den Kanaren! Er konnte kein Spanisch und wusste nicht,
wie die Polizisten reagieren und ob sie überhaupt den Versuch machen würden, ihn
zu verstehen. Wo und wie sollte er einen Rechtsanwalt kontaktieren? Immer, wenn
er seinen Freund Tobias Grundler brauchte, war er nicht erreichbar, brummte er.
Grundler hätte ihm helfen, ihm den Namen eines spanischen Kollegen aus Mallorca
nennen können, mit dem er zusammengearbeitet hatte. Aber so? Wer blieb da übrig,
wenn er seine Liebste außen vor ließ, um sie nicht zu belasten? Da blieb eigentlich
nur Küpper. Ihn würde er am Abend anrufen. Nicht von seinem Handy, sondern von dem
von Rennickens, nahm er sich vor.
     
    Böhnke ärgerte sich über die Situation, in die er hineinmanövriert
worden war. D. hatte ihn in eine Falle gelockt und dabei skrupellos geduldet, dass
eine junge Frau sterben musste. Gnadenlos eben. Offenbar war D. bestens informiert.
Kein Wunder, hatte er doch wahrscheinlich stets mit Rennickens in Kontakt gestanden.
Dieser hatte ihm offensichtlich den Zettel zugeschickt, den Böhnke bei seinem Besuch
des Baustoffhändlers hinterlassen hatte. Und D. hatte inzwischen längst herausbekommen,
dass Rennickens nicht mehr lebte, nachdem er Böhnke besucht hatte. Der spektakuläre
Tod des Dürener Kripochefs war durch die Zeitungen an die Öffentlichkeit gelangt,
wobei mehr verschwiegen als berichtet wurde, wie Böhnke den lückenhaften Artikeln
entnehmen konnte. Die Journalisten mussten sich eben mit dem begnügen, was ihnen
die Pressestellen der Polizei an Informationen gaben. Die einzigen Zeugen, er und
Küpper, hatten sich abgeseilt.
    Wo war eigentlich Küpper abgeblieben? Er hatte sich rar gemacht. Gegenüber
den Medien war sein Verhalten sicherlich verständlich, gegenüber seinem Freund nicht.
Waren sie eigentlich weiterhin Freunde? Böhnke konnte seine Zweifel nicht loswerden.
Wahrscheinlich blieb ihm nichts anderes übrig, als den Kontakt zu Küpper zu suchen.
Nach dem Gespräch konnte er immer noch zur Polizei gehen, wenn sie nicht schon auf
ihn wartete. Er war sich sicher, dass D. seinen Namen kannte und ihn öffentlich
machen würde, wenn es ihm nutzte.
    Scheißspiel, dachte Böhnke, der lässt mich zappeln.
Der sitzt am längeren Hebel und kann die Polizei mit Informationen füttern. Die
Ermittler hatten seine Handynummer und seine Fingerabdrücke, und mit dem Kellner
aus dem Strandcafé, der ihn und Dolores während der langen Plauderei mehrfach bediente
und sie gemeinsam hat weggehen sehen, einen wahrscheinlich nicht zu verunsichernden
Zeugen. Sie würden bald seinen Namen herausgefunden haben sowie seine Unterkunft
in Esquinzo kennen – wenn sie nicht bereits da waren, weil D. sie dorthin geführt
hatte.
    Allerdings glaubte Böhnke nicht, dass es sich D. dermaßen einfach machen
würde. Ein solches Verhalten würde nicht zu einem Gnadenlosen passen. Er würde ihn
lieber zappeln sehen, langsam sterben lassen, stückchenweise die Schlinge um seinen
Hals enger ziehen. Es reicht ihm nicht, mich

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