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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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hinter Gittern zu bringen, schätzte
Böhnke, der will mich sterben lassen. Daher, so folgerte er für sich, wäre für D.
noch nicht der Moment gekommen, die Polizei näher an ihn heranzuführen.
    Er würde das Risiko eingehen und zurück zum Hotel fahren, beschloss
Böhnke. Wenn dort die Polizei auf ihn wartete, hatte er die falschen Schlüsse gezogen,
die ihm wahrscheinlich das Leben retten würden. Geh doch gleich in den Knast, hielt
er sich selbst entgegen. Dann werde ich D. aber nie ausfindig machen können, antwortete
er sich.
    Die Nachfrage beim Kellner und der anschließende Blick auf die Uhr
verrieten ihm, dass in wenigen Minuten der Linienbus von Costa Calma nach Esquinzo
die Haltestelle vor dem Hotel anfahren würde. Er käme demnach pünktlich zum Abendessen
im Monte del Mare an.
    Zu seiner letzten Mahlzeit als freier Mensch?

21.
    Sie hätte es gewusst, meinte die Deutsche an der Rezeption freundlich
lächelnd, er sei nicht derjenige, den die Polizei wegen des Mordes an dem Mädchen
suche. »Sonst wären Sie garantiert nicht mehr zurückgekommen, sondern geflüchtet«,
erklärte sie ihm.
    Ob denn die Polizei im Hotel gewesen sei? Seine Frage sollte verschwörerisch
klingen, den Eindruck erwecken, die Frau könnte ihm ein Geheimnis anvertrauen.
    »Ja«, ließ sie ihn spontan wissen. »Heute Mittag
haben sie hier bei einer Kollegin nach einer Belegungsliste und einer Zusammenstellung
von Handynummern unserer Gäste gefragt, falls wir eine solche hätten. Aber sie sind
schnell wieder abgezogen. Wir sind eben als Hotel für Stammgäste bekannt, überwiegend
brave Deutsche, die hier in Esquinzo ihre Ruhe haben wollen.«
    Somit könne er beruhigt sein, schmunzelte Böhnke, bevor er sich mit
einem kurzen Winken in den Speisesaal begab.
    Die Mahlzeit, die ihm serviert wurde, schmeckte
ihm nicht. Ob es an der Speise lag oder an seiner inneren Unruhe, hinterfragte er
nicht. Er stocherte lustlos in dem Essen, trank nur wenig von seinem Mineralwasser
und verabschiedete sich schnell auf sein Zimmer.
    Was ist zu tun? Abwarten und Tee zu trinken, war sicherlich nicht die
richtige Maxime. Er griff nach seinem Handy und aktivierte es.
    Die letzten Töne der Melodie, die die Bereitschaft des Geräts akustisch
erklärten, waren kaum verklungen, da meldete sich schon das Brummen, das den Eingang
von mehreren SMS ankündigte. Gleich fünf Nachrichten waren ihm in den letzten Stunden
geschickt worden. Die ersten beiden, die er las, stammten offenbar von der Polizei.
Auch wenn er nicht verstand, was dort geschrieben war, glaubte er den Sinn zu erkennen:
Man habe ihn angerufen, aber er habe das Gespräch nicht angenommen. Die nächsten
beiden Textmeldungen stammten von Küpper oder vielmehr von Küppers Handy. Er hatte
zweimal versucht, ihn zu erreichen, und bat nun per SMS um Rückruf.
    Der kann ebenso warten wie alle anderen, sagte sich Böhnke. Zunächst
ist meine Chefin an der Reihe.
    Doch dann las er die letzte SMS, deren Inhalt kurz und knapp war.
    ›Rufen Sie mich an. D.‹. Mehr stand nicht darin.
    Böhnke fühlte sich bestätigt. D. wollte ihn zappeln lassen, erst mit
ihm sprechen, bevor er die nächsten Schritte einleitete, um Böhnke der Polizei auszuliefern.
    Wenigstens kann ich die Nacht in meinem Bett verbringen, dachte Böhnke
ironisch. Er schaltete sein Handy wieder aus und griff zu Rennickens’ Handy, in
der Hoffnung, auf der Prepaid-Karte genügend Guthaben für die Gespräche zu haben,
die er führen wollte.
    Allerdings aktivierte er kurz darauf erneut sein eigenes Gerät. Das
Risiko, Rennickens’ Guthaben zu schnell zu verbrauchen, war ihm zu groß. Die Uhr
zeigte ihm an, dass es an der Zeit war, in Aachen anzurufen. Lieselotte hatte die
Apotheke geschlossen und die Buchhaltung erledigt. Nun wartete sie in ihrer Wohnung
auf seinen Anruf. Strategische Überlegungen, in welcher Reihenfolge er wen anrufen
wollte, warf er schnell über Bord. Kaum dass er die Freischaltung vorgenommen hatte,
meldete sich das Handy und nahm ihm jegliche Entscheidung ab. Seine Liebste war
ihm zuvorgekommen. »Lebst du noch?« Was wie eine Frage klang, war Ausdruck ihrer
großen Erleichterung. Seine bessere Hälfte atmete hörbar durch. »Was hast du heute
gemacht?«
    »Was schon?«, brummte Böhnke. Er sei am Strand entlang spazieren gegangen,
und im Anschluss mit dem Linienbus zurück nach Esquinzo gefahren.
    »Und, hast du noch mal was von der Polizei gehört?«
    »Nein. Du etwa?«
    Lieselotte verneinte. Die Sache habe sich

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