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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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einen Zwanzigeuroschein unter die Wasserflasche. »Ist mehr Trinkgeld
als der Rechnungsbetrag. Aber ich bleibe hier in guter Erinnerung. Lassen Sie uns
gehen, Herr Böhnke!« Er erhob sich.
     
    Böhnke wollte ihm widerwillig folgen, als sich
sein Handy meldete. Umständlich klaubte er es aus der Hosentasche und meldete sich.
»Der Kerl heißt Dr. Dieter Dobbermann, hat nie in Deutschland praktiziert, ist steinreich
und lebt auf der Insel in einer Villa in La Pared.« Küpper teilte ihm die Information
ruhig mit. »Mach was draus, mein alter Freund.«
    Böhnke lehnte sich wieder in den Stuhl zurück. Er gab sich souveräner,
als er sich tatsächlich fühlte.
    »Es ist aus, Dr. Dieter Dobbermann. Sie sind entlarvt und es ist nur
eine Frage der Zeit, bis meine Kollegen in Deutschland Ihre Inhaftierung veranlasst
und Ihre Auslieferung beantragt haben. Dann werden wir in Deutschland in aller Ruhe
gegen Sie ermitteln und Ihnen einige Straftaten ans Zeug flicken. Mir fällt da bestimmt
etwas ein. Mord, Totschlag und ähnliche Abscheulichkeiten. Wetten, dass?«
    Für wenige Momente wich die Farbe aus Dobbermanns Gesicht. »Wenn das
so ist, ist es noch wichtiger, dass Sie sofort verschwinden. Kommen Sie!« Entschlossen
packte er Böhnke am Ärmel und riss ihn heftig hoch.
    Überrumpelt ließ ihn Böhnke gewähren. Von Dobbermann gezerrt, stolperte
er hinter ihm her am Hafenbecken vorbei auf eine große, weiße Jacht zu.
    Böhnke wollte sich wehren, er war jedoch zu schwach. Über einen schmalen
Steg zog ihn der Arzt auf die Esperanza und schubste ihn in Richtung Heck. Böhnke
stolperte, fiel hin, blieb lange ermattet liegen und hatte Mühe, wieder auf die
Beine zu kommen. Ehe er sich erholt hatte und richtig zu Besinnung kam, hatte das
Schiff abgelegt und rauschte in Richtung Hafenausfahrt und weiter auf das offene
Meer hinaus.
    Der Pensionär war überrascht über den starken,
kalten Wind und die hohen Wellen, die die Jacht jenseits des Hafens gewaltig schaukeln
ließen. Er hielt sich krampfhaft an der Lehne einer gepolsterten Bank fest, auf
die ihn Dobbermann gedrückt hatte. Urplötzlich stoppte das Motorengeräusch. Das
Schiff schaukelte auf dem Wasser, Böhnke hörte nur noch das Klatschen der Wellen
gegen die Schiffswände.
    »Hier ist Ihre Endstation, Herr Böhnke«, ließ sich Dobbermann vernehmen.
»Hier nehmen Sie Ihr ultimatives Meerbad.« Er machte eine einladende Handbewegung.
»Springen Sie freiwillig über Bord oder muss ich Sie ins Wasser werfen?«
    »Ich verlasse Sie freiwillig, wenn Sie mir endlich
die Geschichte der Gnadenlosen erzählen«, schlug Böhnke vor. Warum er alles versuchte,
um Zeit zu schinden, wurde ihm selbst nicht klar. Vermutlich war es eine instinktive
Handlung oder eher die Hoffnung, dass sein Leben dadurch etwas verlängert wurde.
    Dobbermann lachte. »Sie geben immer noch nicht auf, Sie alter, kranker
Mann. Klischeehafter geht es wirklich nimmer. Das gibt es nur in alten Western oder
James-Bond-Filmen, dass der Bösewicht so lange von seinen Taten schwärmt, bis die
für unglaublich gehaltene Rettung des Helden doch noch möglich ist. Was hier allerdings
nicht der Fall ist. Oder sehen Sie außer uns einen Dritten im Umkreis von zwei Seemeilen?«
Mit weit ausgestreckten Armen drehte sich Dobbermann um die eigene Achse. »Doch,
ich will ja nicht so sein, Herr Böhnke«, sagte er gönnerhaft. »Was wollen Sie wissen?«
    »Alles.«
    »Und was ist alles?«
    »Ich würde gerne wissen, wie es zu Ihrer Gruppe der Gnadenlosen gekommen
ist und warum so viele Menschen sterben mussten, die mit Ihren Freunden in Kontakt
gekommen sind. Und warum alle Ihre Freunde auch gestorben sind.«
    »Mit diesem Wissen wollen Sie sich wirklich belasten, bevor Sie aus
dem Leben scheiden?« Mehr Bedauern als Verständnislosigkeit schwang in Dobbermanns
Stimme mit.
    »Dann belastet es mich ja nicht mehr«, meinte
Böhnke mit dem Versuch eines Lächelns, auch wenn ihm nicht danach zumute war.
    »Also gut.« Dobbermann reckte sich. »Die Geschichte
fängt vor ungefähr 15 Jahren an. Damals trafen sich rein zufällig sieben junge Männer,
bis auf einen allesamt Studenten, auf Ibiza. Sie wissen, wen ich meine: meine Wenigkeit,
der Pastor Paul Moulin, der Ingenieur Theodorus van der Kerkhoff, der Kommissar
Martin Rennickens, der Bauunternehmer Heinrich Wirthding, der Lebensmittelhändler
Wolfgang Saggolny, der Landrat Fritz Pech. Wir waren jung, ungebunden, lebensfroh,
voller Tatendrang und hatten das Glück, dass der

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