Dreiländermord
Pastor ein eigenes Haus auf der
Insel hatte. Dort machten wir Party pur. Mädchen gab es zuhauf, die mit uns in der
sturmfreien Bude die Nacht zum Tage machten. Irgendwann kam einer von uns auf die
Idee, es nur mit einem Mädchen zu treiben. Wir haben sie ununterbrochen durchgevögelt.
Als sie irgendwann anfing zu schreien und uns drohte, uns wegen Vergewaltigung anzuzeigen,
haben wir es ihr richtig besorgt. Dabei hat ihr Kreislauf versagt und sie ist gestorben.
Wir haben sie kurzerhand über den Klippen hinter dem Haus im Meer entsorgt.« Dobbermann
lächelte, und es war keine Geste des Bedauerns oder des Entschuldigens, es war das
Lächeln eines selbstherrlichen Mannes, der über allen Dingen stand.
»Das war gewissermaßen die Geburtsstunde der Gnadenlosen.
Wir haben uns gegenseitig geschworen, niemandem etwas von diesem, sagen wir mal,
Missgeschick zu sagen und niemals einen aus unserer Gruppe zu verraten. Lieber würden
wir selbst in den Tod gehen.« Dobbermann blickte wehmütig hinaus auf den Horizont.
»Danach gab es für uns kein Halten mehr. In vier Wochen haben wir mindestens zehn
Mädchen verschlissen. Keines hat die Exzesse überlebt. Zur Not habe ich mit einer
Spritze nachgeholfen.« Er schaute Böhnke an. »Das war die Zeit, in der von den vielen
toten und verschwundenen Mädchen auf Ibiza in den Boulevardblättern die Rede war.
Vielleicht können Sie sich erinnern?«
Böhnke konnte nicht.
»Wir haben uns diese OWO zur Regel gemacht.« Dobbermann lächelte. »OWO
war unser Begriff für One-Woman-Orgy. Ich sprach lieber von einer Königin der Nacht,
die mit uns das größte Abenteuer ihres Lebens erlebt beziehungsweise nicht erlebte.
Welches Mädchen will nicht einmal Prinzessin sein? Und bei uns war sie sogar eine
Königin, wenn auch nur für eine Nacht. Unser Spiel«, Dobbermann war zu Böhnkes Erschrecken
skrupellos genug, um von einem Spiel zu reden, »unser Spiel, das haben wir drei
Jahre lang auf Ibiza praktiziert. Immer im August, wenn wir uns trafen. Willige
Mädchen konnten wir immer abschleppen. Danach haben wir unser OWO auch zu Hause
durchgeführt. Bis es eines Tages ein Problem gab. Ein Mädchen, das wir inzwischen
drangenommen und nach dem Ableben in einer überflüssigen Autobahnbrücke abgelegt
hatten, hatte offenbar einer Freundin zuvor etwas von einer Verabredung mit einem
meiner Freunde gesagt. Diese Freundin tauchte überraschend auf Ibiza auf. War wohl
ein reiner Zufall, dass sie auf uns gestoßen ist. Sie arbeitete in eine der Kneipen,
in der wir uns gerne aufhielten. Sie wollte Wirthding und den Pastor zur Rede stellen.
Da blieb uns nichts übrig, als sie in den Mittpunkt der OWO zu stellen und zu unserer
Königin der Nacht zu machen. Anschließend wurde es meinem Theologen zu heiß auf
der Insel. Paul verkaufte die Hütte und wir haben unser Geschehen gänzlich nach
Deutschland verlagert. Kummer bereitete uns dort zunächst Saggolny, der seine Neigung
zum eigenen Geschlecht entdeckte. Wir haben für ihn eine Abschiedsparty aus dem
Kreise der Gnadenlosen auf dem Schiff des Maschinenbauers organisiert. Der Strichjunge
musste dran glauben. In der nächsten Nacht hat ein von mir gedungener Auftragsmörder
aus Frankfurt für den Rest gesorgt. Er hat unsere Erwartungen voll erfüllt und keine
Spuren hinterlassen wie schon bei seinem Eignungstest ein halbes Jahr vorher, als
er, meinem Wunsch entsprechend, eine junge Frau in Bergheim tötete. Nachdem einige
Jahre später unser holländischer Freund van der Kerkhoff in Schwierigkeiten wegen
seines Schiffes und einer eventuell herzuleitenden Verbindung zu Saggolny gekommen
war, gab es für ihn eine Abschiedsparty im Hohen Venn. Wir haben dort zufällig eine
Frau aus Belgien aufgegabelt, die OWO durchgezogen und unsere Königin im Venn entsorgt.
Anschließend hat sich der Ingenieur, getreu seinem Schwur, die Gnadenlosen nicht
in Gefahr zu bringen, bei einem Unfall – oder soll ich sagen, dank manipulierter Bremsen – selbst aus dem
Spiel genommen. Der Landrat zog es vor, sich auf natürlichem Wege zu verabschieden.
Heikel wurde es erst wieder, als der übermotivierte schwule Journalist aus Düren
meinte, in der Vergangenheit herumzustochern. Er hatte, wenn ich das richtig mitbekommen
habe, Saggolny in Frankfurt kennengelernt und versucht, Verbindungen herzuleiten.
Um jeglichen Verdacht im Keime zu ersticken, haben ihn der Pastor und der Kommissar
vom Leben erleichert. Anschließend nahm sich mein belgischer Freund das Leben frei
nach
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